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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0583
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Lütetsburger Kirchenordnung 1606

lude vormanen, datt se solche beschwernußen wol-
len wechdon und de tydt der genaden Gades ock de
uterlike middel, dardorch Gott in uns den geloven
sterket und vormehret, nicht so liderlich vorsumen
edder in den wint schlagen und vorachten. So se nu
solcke vormanungen werden annehmen, sick in der
saken richten und erkleren, dat se tom dische des
Hern wollen mitkamen, sollen se enen 14 van wegen
solcher antwort laven. Wofern aber, dat sie sich ganz
und gar nicht darin schicken wollen edder ock under
sick de beschwernißen nicht affschaffen könen, sol-
len se solcke hinderniße folgendes dages by eren vor-
ordenten inspectoren angeven, so deselben in der
vorsamlung der oldesten soll entdecken, welche dar-
na de lude sollen vor sick vorderen, se ernstlich vor-
manen tor affschaffinge solcher mengele und sich tom
utersten darhen bearbeiden, dat, so immer moglich
is, solche beschwernußen affgeschaffet werden, dar-
mit se in solchem hilligen handel nicht mögen vor-
hindert edder upgeholden und de gemene dorch se
nicht geergert edder ock van denen, so dar buten
sind, nicht gelastert werden. Up dat nu solche ord-
nung unfeilbar möge geholden werden und de dia-
coni er ambt recht vorwalten, soll enen einer van
den oldesten der gemene adjungirt edder bygefogt
werden, welcher als er inspector edder hofft 15 soll
flytige upsicht up den diaconen und er ambt heb-
ben, darmit alles möge fyn ordentlich togan. Und
dar den diakenen in eren anbefohlenen ambte muchte
ichteswat wedderfahren, door se sick nicht in to rich-
ten wusten, sollen se datsulvige dem inspectori an-
tögen und mit em darvan ratschlagen, wo darin am
bequemsten und fruchtbarlicksten moge gehandelt
werden. Wofern averst idt etwas wichtiges syn wurde
und he syck darin nicht woll wiste to richten, soll

14 Druckvorlage: se senen.

15 = Haupt; vgl. oben S. 247, Anm. 7.

16 Ähnlich eine formelhafte Verbindung der lat. (auch
griech.) Liturgiesprache: „visibiles et invisibiles ho-
stes“, u. a. nachweisbar in irisch-angelsächs. Gebet-
büchern, vermutlich von dort durch Alkuin in die
fränk. Königsgebete übertragen, dann auch in
deutsch. Königsgebeten. Immer geht es um den Wi-
derstand gegen die Feinde des Reiches Christi in
sichtbarer und unsichtbarer Gestalt, d. h. den Satan

he in der negsten vorsamlung der oldesten solckes
apenbaren, dar den soll geradtschlaget werden, wat
am besten darin to donde sy, up dat also alles in der
gemene moge richtich togan und Gades nam nicht
allein van unser gemene, sondren ock van denen, so
buten der gemene syn, dardorch gelavet und gepriset
werde [vgl. 1. K 14].

Sovell sy nu bether gesegt van de ordnung, so van
der christliken overicheit up diesen huse Lutzborch
und in deser gemene wedder instaurirt und angestel-
let is und ock ferner unverbrecklich soll geholden
werden.

Gelyck als nu denen, so Gott leven, alles tom
besten gereken mott [Rm 8, 28], so vorhapen wy
ock dorch Gades genade, datt solcke unse kerken-
ordnung den kinderen Gades, na sinem vorsate be-
ropen, darto denen soll, dat se alle im rechten und
reinen gadesdenst bliven und van dage to dage jo
lenger jo mer in den fruchten des Hern mögen waßen
und tonemen, und unser licht moge luchten, dat ock
de, so uns unvorschembt lasteren und schmehen,
mogen unseren uprichtigen wandel sehen und dar-
dorch angereizet werden, Gott in den hemmel to
prysen [vgl. Mt 5,16; 1. Petr 2,12].

Der ewiger Sohn Gades, unser heiland Jesus Chri-
stus, wolle uns alle mit genedigen ogen ansehen, de
ogen unsers vorstandes eropenen, dat wy em recht
erkennen und gehorsamen, wolle uns iverich und
wacker maken in unserem christliken berop, uns be-
keren und uns, sine beropene schapkens, in deser ge-
ferliken tydt wedder alle anlope der geistliken und
uterliken feinden 16 genedichlich erholden unde tom
ewigen leven bewahren. Amen 17.

Cui placet αταξια, ei incumbit destructio 18.

mit seinem Heer. Liturgie- u. theologiegeschichtl.
Zusammenhänge bedürften einer Untersuchung, die
auch die Wandlungen der religiösen Reichsidee ver-
deutlichen müßte. Zur lat. Formel: A. Sprengler
in: Zeitschrift f. Kirchengeschichte 63 (1950/51),
248 ff.; zur Reichsidee: EKL III, 568 ff. (Lit). Vgl.
auch unten S. 714, Anm. 59.

17 Der letzte Absatz lehnt sich meist wörtlich an den
Schlußsatz der Emder KO, oben S. 513, an.

18 Vgl. Xenophon, Anabasis III, 2, 29 f.

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