Grafschaft Ostfriesland
a Act. 9 [31]
b III
Warumb wir die
ordnung haben
lassen außge-
hen.
Ein kurzer un-
schuldigung un-
ser gemeine.
[a 1. Cor. 3, 12]
ruffen, wir schenden und verachten die sacrament.
Ja, es sind ihren auch, die unsere lere allein umb des
friedens willen, so uns der Herr ein zeitlang gegün-
net, verdammen, gleich (a) ob Christus nicht auch
der apostolischen gemeine etwa ein weil frieden ge-
geben hette. Zuletzt die meßpfaffen umb diser und
anderer ursachen willen dichten vil böses auf uns,
reden und predigen wider uns, beliegen und beschul-
digen uns mit unrecht. Als aber wir diener der ge-
meine dise und dergleichen lästerung teglich gehört,
sind wir, als wir zu Londen waren, gezwungen wor-
den, die ordnung unser gemeine ordentlich und treu-
lich zu | beschreiben. Welche wir nun in unser zer-
streuwung zu unser unschuld c und viler menschen
besserung und trost d ans liecht gegeben haben.
Bittende euwer lieb, ihr wollend dise unsere arbeit
dankbarlich aufnemen, in welchem ich fast
grossen behilf gehat hab auß dem buch, welches
der obgemelt herr e Johanes von Lasco,unser super-
intendent, von der ordnung unser gemeine in latein f
aufs lengst geschrieben hat 24, und wollet doch diß
lesen sonder einigs vorurteil, so werdet ihr on zweifel
befinden, daß wir keine sacramentsschender sind,
auch nicht zu laß gegen die sünden gewesen, noch
daß wir einige herschaft oder tyraney in dem straf-
fen der sünden gegen jemand gebraucht haben. So
verdammen wir auch andere gereformierte kirchen
nicht, ob wir sunst in den kirchenceremonien oder
-ordnungg mit ihnen nit ubereinkommen, sofern als
sie das fundament Jesum Christum (wie er uns in
der schrift geoffenbaret ist, nemlich warer Gott und
warer mensch und ein einiger seligmacher der welt)
recht halten und begeren, (a) gold, silber und edel-
gestein darauf zu bauwen mit straffung der stupfeln
und dergleichen dingen. Es ist nit müglich, daß
aller gemeine einerley gestalt sey, die gaben sind
mancherley, die gelegenheiten manichfeltig, mangel
und h gebrechen sind auch allenhalben in diser unser
grossen schwachheit und krankheit der verderbten
natur, davon ein jeder sich gern von einem andern
c) unschuld] N: ontschuldinge
d) N <und viler menschen besserung und trost>
e) N <herr> f) N <in latein>
g) kirchenceremonien oder -ordnung] N: kercke-
licke ordinancien
h) N <mangel und> i) N + weerde ende
soll vermanen und straffen lassen, auf das wir Christo
dem Herren aller herren, und nit den fürsten der
welt, ein gemeine versamlen. Wir können das freilich
vor Gott, der ein erkündiger aller herzen ist [Act 1,
24], bezeugen, daß wir in diser ordnung unserer
gemeine nit mit fleisch und blut ratgeschlagen haben
[vgl. Gal 1, 16] noch unsere ehre gesucht, sonder
allein die ehre Jesu Christi und die seligkeit der ge-
meine. Dise zeugnuß unsers gewissens ist uns gnug-
sam wider alle lesterer, was sie auch gleich wider uns
außspeien. Christus unser haupt. ist zuvorn zu einem
zeichen gesetzt, dem man widersprechen soll [Luk 2,
34]. Darumb sol es uns auch nit schwer noch neu
sein, daß man uns teglich widerspricht. Hiemit wol-
len wir euch, igeliebte brüder, dem Herren befehlen,
ihn bittende, das er e[uwer] l[iebden] under dem ante-
christen bewaren wolle vor aller falschen lere und
unreinigkeit der abgötterey und entlich seine augen
der barmherzigkeit uber unser vaterland erheben, das
ihr von dem röm. pharaone und von der hand euwer
feinden erlöst, ihme daselbst dienen möget in aller
heiligkeit und grechtigkeit [!] alle tage euwers
lebens [vgl. Luk 1, 74 f.]. Amen. Anno 1554. I
Hauptstück, so in disem buch b IV
ordentlich gehandelt werden. k
Von den dienern der gemeine. cap. 1. fol. 1. (587)
Von der erwehlung der diener. cap. 2. f. 2. (588)
Von der form und weise, diener zu erwehlen.
cap. 3. fol. 10. (591)
Von der bestetigung der diener. c. 4. f. 12. (593)
Die form, zu bestetigen die diener des worts.
cap. 5. fol. 12. (593)
Die form, zu bestetigen die eltesten. cap. 6.
fol. 18. (595)
Die form, zu bestetigen die diaken. cap. 7.
fol. 20. (597)
Von dem dienst des worts. cap. 8. fol. 24. (598)
Von der ordnung und weiße der predig und
gemeinen gebeten. cap. 9. f. 25. (599)
k) N stellt das Inhaltsverzeichnis vor Microns Vor-
rede. Die Abweichungen der sich auf N beziehenden
Blattbezeichnungen geben wir nicht an.
24 Zum Verhältnis Forma ac ratio-Ordinancien s. oben
S. 351. 571 ff.
586
a Act. 9 [31]
b III
Warumb wir die
ordnung haben
lassen außge-
hen.
Ein kurzer un-
schuldigung un-
ser gemeine.
[a 1. Cor. 3, 12]
ruffen, wir schenden und verachten die sacrament.
Ja, es sind ihren auch, die unsere lere allein umb des
friedens willen, so uns der Herr ein zeitlang gegün-
net, verdammen, gleich (a) ob Christus nicht auch
der apostolischen gemeine etwa ein weil frieden ge-
geben hette. Zuletzt die meßpfaffen umb diser und
anderer ursachen willen dichten vil böses auf uns,
reden und predigen wider uns, beliegen und beschul-
digen uns mit unrecht. Als aber wir diener der ge-
meine dise und dergleichen lästerung teglich gehört,
sind wir, als wir zu Londen waren, gezwungen wor-
den, die ordnung unser gemeine ordentlich und treu-
lich zu | beschreiben. Welche wir nun in unser zer-
streuwung zu unser unschuld c und viler menschen
besserung und trost d ans liecht gegeben haben.
Bittende euwer lieb, ihr wollend dise unsere arbeit
dankbarlich aufnemen, in welchem ich fast
grossen behilf gehat hab auß dem buch, welches
der obgemelt herr e Johanes von Lasco,unser super-
intendent, von der ordnung unser gemeine in latein f
aufs lengst geschrieben hat 24, und wollet doch diß
lesen sonder einigs vorurteil, so werdet ihr on zweifel
befinden, daß wir keine sacramentsschender sind,
auch nicht zu laß gegen die sünden gewesen, noch
daß wir einige herschaft oder tyraney in dem straf-
fen der sünden gegen jemand gebraucht haben. So
verdammen wir auch andere gereformierte kirchen
nicht, ob wir sunst in den kirchenceremonien oder
-ordnungg mit ihnen nit ubereinkommen, sofern als
sie das fundament Jesum Christum (wie er uns in
der schrift geoffenbaret ist, nemlich warer Gott und
warer mensch und ein einiger seligmacher der welt)
recht halten und begeren, (a) gold, silber und edel-
gestein darauf zu bauwen mit straffung der stupfeln
und dergleichen dingen. Es ist nit müglich, daß
aller gemeine einerley gestalt sey, die gaben sind
mancherley, die gelegenheiten manichfeltig, mangel
und h gebrechen sind auch allenhalben in diser unser
grossen schwachheit und krankheit der verderbten
natur, davon ein jeder sich gern von einem andern
c) unschuld] N: ontschuldinge
d) N <und viler menschen besserung und trost>
e) N <herr> f) N <in latein>
g) kirchenceremonien oder -ordnung] N: kercke-
licke ordinancien
h) N <mangel und> i) N + weerde ende
soll vermanen und straffen lassen, auf das wir Christo
dem Herren aller herren, und nit den fürsten der
welt, ein gemeine versamlen. Wir können das freilich
vor Gott, der ein erkündiger aller herzen ist [Act 1,
24], bezeugen, daß wir in diser ordnung unserer
gemeine nit mit fleisch und blut ratgeschlagen haben
[vgl. Gal 1, 16] noch unsere ehre gesucht, sonder
allein die ehre Jesu Christi und die seligkeit der ge-
meine. Dise zeugnuß unsers gewissens ist uns gnug-
sam wider alle lesterer, was sie auch gleich wider uns
außspeien. Christus unser haupt. ist zuvorn zu einem
zeichen gesetzt, dem man widersprechen soll [Luk 2,
34]. Darumb sol es uns auch nit schwer noch neu
sein, daß man uns teglich widerspricht. Hiemit wol-
len wir euch, igeliebte brüder, dem Herren befehlen,
ihn bittende, das er e[uwer] l[iebden] under dem ante-
christen bewaren wolle vor aller falschen lere und
unreinigkeit der abgötterey und entlich seine augen
der barmherzigkeit uber unser vaterland erheben, das
ihr von dem röm. pharaone und von der hand euwer
feinden erlöst, ihme daselbst dienen möget in aller
heiligkeit und grechtigkeit [!] alle tage euwers
lebens [vgl. Luk 1, 74 f.]. Amen. Anno 1554. I
Hauptstück, so in disem buch b IV
ordentlich gehandelt werden. k
Von den dienern der gemeine. cap. 1. fol. 1. (587)
Von der erwehlung der diener. cap. 2. f. 2. (588)
Von der form und weise, diener zu erwehlen.
cap. 3. fol. 10. (591)
Von der bestetigung der diener. c. 4. f. 12. (593)
Die form, zu bestetigen die diener des worts.
cap. 5. fol. 12. (593)
Die form, zu bestetigen die eltesten. cap. 6.
fol. 18. (595)
Die form, zu bestetigen die diaken. cap. 7.
fol. 20. (597)
Von dem dienst des worts. cap. 8. fol. 24. (598)
Von der ordnung und weiße der predig und
gemeinen gebeten. cap. 9. f. 25. (599)
k) N stellt das Inhaltsverzeichnis vor Microns Vor-
rede. Die Abweichungen der sich auf N beziehenden
Blattbezeichnungen geben wir nicht an.
24 Zum Verhältnis Forma ac ratio-Ordinancien s. oben
S. 351. 571 ff.
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