Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0622
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Grafschaft Ostfriesland

III.

IV.

I.

f. 6

a Luc. 22 [31 f.]

b 1. Pet. 5
Joha. 10 [21,
15ff.]

Mat. 28 [18 ff.]

Das ampt diser eltisten und der diener des worts ist
genzlich einerley, außgenommen, daß sie den dienst
des worts und der sacramenten nicht versehen, und
sind mit den dienern des worts als hüter und x be-
warer der ganzen gemeine 36.

Zum dritten wird angezeigt, was menner man zu
diesem dienst suchen und erwehlen soll, nemlich
solche, die mit ihren gaben, so sie von Gott ent-
pfangen, den dienern des worts allernechst gleichen,
sofern es immer müglich ist.

Zum letsten wird erkläret, was das ampt des gan-
zen volks in der gemeine sey gegen solchen eltesten,
nemlich, daß sie dieselbigen in solcher ehren und
würdey haben sollen, wie sie die diener des worts
haben z.

Wo aber ein superintendent sol erwelet werden, so
wird dises von seinem dienst in der predig
vorgehalten.

Zum ersten, daß der dienst eines superintenden-
ten oder aufse|hers ein göttliche ordnung sey in der
gemeine Christi, von Christo selbs (a), da er Petro
eigentlich die sorge, die andere brüder im glauben
zu sterken, befahl, aeingesetzt, (b) nit daß er Petro
einigen gewalt oder macht uber die andern gegeben
hab, sondern allein umb des willen, daß es nötig war,
die gleiche macht aller andern apostelen mit Petro
durch ein gewisse ordnung der sorge des einen für
den andern in der gemeine zu erhalten, wie daß auch
der heilige mertler Gottes Cyprianus leret 37. Der-
halben ist ein superintendens der gemeine allein
umb diser ursachen willen uber die andere diener,
daß er umb seiner gaben will mehr arbeit und sor-
gen tragen muß denn die andern. Aber in dem dienst
des worts und der sacramenten und im gebrauch der
christlichen straffen hat er gleichen gewalt mit den
andern.

Weiter wird angezeigt, daß der dienst des super- II.
intendenten nit in kirchweihen, kelchweihen oder
dergleichen abgöttischen, aberglaubischen dingen,
sonder in diesen nachfolgenden stücken fürnemlich
gelegen sey: Erstlich, daß er auf alle andere diener 1.
der gemeine in ihrem ampt gute b acht habe. Zum 2.
andern, daß er alle diener (so oft dasselbige not-
wendig) versamle und ein ordnung und eintrechtige
vergleichung unter ihnen nach Gottes wort treulich c
erhalte 38, und daß er durch seine und der ganzen
gemeine autoritet solche mitdiener, die auß dem
rechten weg d ihres beruffs tretten wollen, auß dem
wort Gottes straffen und stillen soll. Zum dritten, 3.
daß er seinen dienst und arbeit vor allen andern die-
nern der gemeine soll zu nutz kommen lassen. Zum 4.
vierten, gleich wie er der öberst bewarer der christ-
lichen straffe ist, uber alle an|dere diener und uber f. 7
die ganze gemeine zu wachen e, also sol auch er sich
selbs für allen andern der christlichen straffe unter-
werfen und sich selbst (so er sündiget) nach dem
wort Gottes straffen lassen, (a) gleich wie der apostel aGala.2[14]
Petrus die offentliche vermanung Pauli angenom-
men hat.

Zum dritten wird erkleret, was für ein mann zu sol- III.
chem grossen last sol gesucht und erwehlet werden.

Zum letzten wird auch gemeldet von dem ampt IV-
aller anderer diener der gemeine f gegen diesen
superintendenten.

So man einen zum diakeng oder almosenpfläger h
wil erwehlen, so werden folgende stück von seinem i
dienst in der predig gemeldet.

Zum ersten wird bewiesen, daß der dienst der I.
cliaken oder almosenpfläger k (a) ein apostolische aAct.6[l-6]
und zugleich ein göttliche ordnung sey, one welche
die notwendige sorge der armen in der gemeine nicht
wol kan erhalten werden.

sorgte er auch für die Reinerhaltung der Lehre in
der Gemeinde; vgl. oben S. 491 f., Anm. 46; S. 502,
Anm. 98.

36 So auch Bucer; vgl. oben S. 559 ff., Anm. 59. 61.

37 Cyprian, De unitate ecclesiae 4; MSL 4, 498 ff.;
CSEL 3, 1, 212f. Vgl. Corp. iur. can., Decr. Grat. II,
caus. XXIV, quest. I, c. 18; Friedberg I, 971f.

38 Vgl. oben S. 588, Anm. 30. Die Londoner Ältesten-
versammlung gewinnt hier Ähnlichkeit mit dem ost-
friesischen Coetus, zu dessen Hauptaufgaben die
Lehrvergleichung gehörte; vgl. oben S. 322.

x) N <hüter und>

y) ehren und würde] N: plaetse

z) haben] N: schuldich sijn te hebben

a) N + oock onder de Apostolen b) N <gute>

c) N <treulich>

d) auß dem rechten weg] N: buyten de palen

e) N <zu wachen>

f) der gemeine] N: ende der ganscher Ghemeinten

g) einen zum diaken] N: eenighe tot Diakenen

h) N <oder almosenpfläger> i) seinem] N: haren
k) N <oder almosenpfläger>

590
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften