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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0629
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Microns Ordinancien (1554) 1565

a Luc. 19 [11- dienern des worts wehren, (a) und daß sie auch die

26] pfund, die ihnen vertrauet sind, zum gewin anlegen,
2. Txm. 4 [5-8] ° °

auf daß sie endlich die krone der ehren in der er-

scheinung Jesu Christi entpfangen und zugleich die

liebliche stimme hören mögen:

b Matt. 25 [34] (b) Kommet her, ihr gebenedeiten meines Vaters,

entpfanget das reich, das euch von anfang der welt
bereitet ist. Amen.

Endlich wird ein psalm gesungen, und wenn er
vollendet ist, lest man die gemeind gehn.

Cap. VII.

Form der bestetigung der diaken
oder almosenpflegerp 54.

Nachdem diese ins gesicht der ganzen gemeind
f. 21 gestellet sind, | erkleret der diener aufs kürzest, wie
sie rechtschaffen und ordentlich erwehlet seienq;
darnach fraget er die erwehleten diaken auf diese
weise wie folgt:

Lieben brüder, dieweil niemand auß der gemeind
etwas wider euch hat können vorbringen, dardurch
euwere wahl einiges teils hett mögen in verdacht
kommen r, und derwegen kein zweifel ist, daß ihr
mit gemeiner bewilligung der ganzen gemeine zu die-
sem diakendienst beruffen seit, so ist nun euer ampt,
daß ihr mit euer eignen antwort diesen euern beruff
offentlich bezeuget:

Zum ersten, empfindet ihr nit in euwerm herzen
diß innerliche zeugnuß s des heiligen Geistes, daß ihr
zu diesem dienst also beruffen seit, daß ihr denselben
nicht umb euer eigenen ehre oder nutzes willen, son-
der allein zur befürderung der ehren Gottes und
zum behülf der armen brüdern bedienen wollet ?

Sie antworten: Ja, wir empfindens.

Glaubet ihr nit auch, daß die prophetische und
apostolische lere, in den biblischen büchern be-
griffen, warhaftig, gottselig und (a) gnugsam sey,
welcher (b) grund Christus ist, (c) warer Gott und
warer mensch, (d) unser einiger mitler?

Sie antworten: Ja, wir.

Wollet ihr nicht die almussen zum nutz der armen
fleisig samlen und die versamleten treulich und
weißlich den armen außteilen (e), und insonderheit
den haußgenossen des glaubens 55, one einigs eusser-
liches ansehen der person, sonder allein (f) nach
eines jeden noturft und armut?

Sie antworten: Ja, wir, durch die gnade Gottes.

Wollent ihr nit disen euwern dienst mit erbarkeit
und heiligkeit (nach | euwerm vermögen) zieren, und
so ihr etwas begehn würdet, daß der vermanung
und straff wirdig were, euch gern der christlichen
straff underwerfen, gleich wiet andere brüder der
gemein tun?

Sie antworten: Ja, wir wollens.

Wann nu dise fragen und antwort geendet sind, so
ermanet der diener die ganze gemeine zu beten; und
er betet selbs mit heller u stimme auf diese weiß:

a 2. Tim. 3
[14ff.]

b 1. Cor. 3 [11]
c Rom. 1 [3f.]

9 [5]

d 1. Tim. 2 [5f.]

e Gala. 5 [6, 10]

f Act. 2 [44 f.]
et 4 [35]

f. 22

Das gebet.

Herr Jesu Christe, (a) der du uns dich selbst in a Mat. 25 [35 ff.]
uns armen und unsere armen in dir selbst eigentlich
befohlen hast, (b) daß man ein besondere sorge der- b Mat. 26 [11]
selbigen in deiner gemeine tragen sol, darzu diaken 4 [32ff.]

durch deine aposteln geordnet sind, wir biten [!]
dich demütiglich, du wollest alle wurzelen des geizes
auß unsern herzen rotten und diesen männern dei-
nen Geist geben, wie du vorzeiten (a) Stephano, a Act. 6
deinem ersten mertler, so zu diesem dienst geordnet
war, uberflüssig mitgeteilet hast, auf daß sie deinen
armen unter uns gottseliglich und treulich dienen

Cap. VII p) N <oder almosenpfleger>

q) ,wie sie... seien] N: van haer sekere verkiesinghe

r) dardurch euwere wahl... kommen] N: dat vwe ver-
kiesinghe ten rechten mochte beswaren

s) empfindet... zeugnuß] N: Gheuoelt ghi niet in
vwe herten, doer den inwendigen aenblaes

t) N + alle de u) heller] N: luyder

54 Auch die Bestätigung der Diakonen ist der Prediger-
und Ältestenbestätigung genau nachgebildet. Im
Prinzip hielt es die Londoner Fremdengemeinde

offenbar bereits 1550 so; vgl. oben S. 554 mit Anm.
12. Auch Poullain schreibt es so vor; vgl. oben S.
561 f. mit Anm. 67.

55 Der Ausdruck „hausgenossen des glaubens“ wird
von Bucer im Zusammenhang mit der Beschreibung
der engeren Gemeinde (Gemeinschaft) gebraucht,
erscheint in Emden 1557 anläßlich der Gründung
der besonderen Gemeindediakonie (Diakonie der
Abendmahlsgemeinde); vgl. oben S. 564 mit Anm.
91, und S. 461, Anm. 63. Zur Bedeutung in der Lon-
doner Fremdengemeinde s. auch unten S. 630 f.,
Anm. 12, und S. 638, Anm. 34.

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