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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0642
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Grafschaft Ostfriesland

Von denen, so
alt getaufet
werden. k

gebet 18, ihe man die ganze gemeine läst voneinander
gehen, auf daß sie auch damit erbauet werde 19. Und
wir taufen allein deren kinder, die sich mit offent-
licher bekentnuß ihres glaubens, wie gebreuchlich,
f. 44 zu der gemeine getan haben; dann wir uns | ausser-
halb unser gemeine unsers diensts halben nicht be-
mühen wollen 20.

Man hat auch ein eigen buch, in welches aller
kinder namen, so getauft werden, auch die namen
ihrer eltern und der örter ihrer wonung, item das jar,
der monat und tag des taufs angeschrieben werden,
auf daß die kinder, wen sie groß werden, desto baß
zur ubung der obgemelten kinderlere mögen ge-
bracht werden.

So aber ein gewachsner, so in der jugent l nit getau-
fet ist, getaufet zu werden begeret, derselbige muß
zuvor in dem glauben wolgeübet und geleret sein m
und darnach seinen glauben offentlich vor der ge-
meine bekenen und sich also der christlichen straffe
nach dem wort Gottes underwerfen, auß welchem
die gemeine einen erwachsenen urteilet, daß er ein
glied des leibs Christi sey 21, gleich wie man von den

kindern urteilt auß der verheissung Gottes in
Christo Jesu 22.

Und wann der tauf in unser gemeine gereicht wird,
so vermanet der diner erstlich nach den gemeinen
gebetten der predig die väter mit den zeugen, daß
sie die kinder, so zu taufen sind, ins gesicht der gan-
zen gemeine hervorbringen, welche, als sie nu im
gesicht der gemeine mit dem kind oder kindern ste-
hen, so spricht der diener die gemein an auf diese
weiß:

Ein vermanung an die gemeine
in der außspendung des taufs n.

Christliche brüder, wir sind nu hie bereit, den
christlichen tauf nach der einsatzung unsers Herren
Jesu Christi und ubung seiner apostelen zu gebrau-
chen, welche ubung nach dem befehl Christi in
zweien sonderlichen stücken gelegen ist.

Zum ersten, daß man alle die mit wasser in der
gemeine taufen soll, (a) die man bekent, glieder sei-
ner gemeine und in den bund der gnaden Gottes
durch das zeugnuß des heiligen o evangeliums ein-
geschlossen zu sein 23.

k) N <Von... werden,>

l) in der jugent] N: voermaels

m) wolgeübet... sein] N: gheleert werden

n) N (in der außspendung des taufs)

o) N (heiligen)

18 Zur Einordnung der Taufe in die Gottesdienstfolge s.
oben Anm. 97.

19 Die Regelung, die Taufen nur im Gemeindegottes-
dienst vorzunehmen, die der Lehre des Emder Kate-
chismus von 1546 entsprach, hatte a Lasco vermut-
lich schon in Emden durchgeführt; vgl. oben S. 490,
Anm. 40. In Borssum war es schon durch Aquilo-
montanus nach 1531 so gehalten worden; vgl. oben
S. 340. Entsprechend auch Poullain, Liturgia sa-
cra: In baptismo id cavetur imprimis, ne alibi quam
in ecclesia ministretur, dum ipsa convenit ad audien-
dum verbum Dei... (Bl. 17 r). Micron hat als Pastor
in Norden vermutlich im wesentlichen die Tauford-
nung seiner KO befolgt. Dazu Martin Faber in dem
genannten Brief an Westphal: Infantibus baptismum
non nisi publico et consueto loco et tempore mini-
strant, affirmantes eos etiam ante ministerium sanc-
tos esse et salvos, promissione scilicet vel electione,
et diserte in pagella testantur catachresim esse, dum
dicitur baptismum esse lavacrum regenerationis,
cuius scilicet tantum velint symbolum esse (C. H. W.
Sillem, 190; deutsch bei J.Weerda, Entstehung,
30). Vgl. unten S. 629, Anm. 11. Die Lütetsburger
KO hielt grundsätzlich an der Taufe in der Gemeinde
fest; vgl. oben S. 542.

20 Hier unterscheidet sich die Londoner freikirchliche
Fremdengemeinde grundlegend von der Straßburger
Gemeinschaft; vgl. oben S. 564 mit Anm. 89.

21 Vgl. das Konfirmationsgelübde der 14jährigen Kin-
der, oben S. 607, sowie das Aufnahmegelübde der er-
wachsenen Erstkommunikanten, unten S. 617 ff.
Diese Kennzeichen hebt Bucer auch an den Gliedern
der Gemeinschaft hervor; vgl. oben S. 564.

22 Entsprechend der Große Emder/Londoner Kate-
chismus, Antwort auf Frage 238: Al wat den kinde-
ren in haer selven gebreect, dat hebben si in Christo
onsen Heere, die haer swackheyt op hem geladen
heeft, ende die haer ende alder Christenen volheyt is,
sijn geloove ende ghehoorsaemheyt wordt haer uut
genade toegerekent, door welckens Gheest si ooc tot
tempelen Gods geheylicht worden, so wi ymmers
bekennen, dat Christus haer hooft ende salichmaker
is, ende dat se oock mede tot den lichame Christi
behooren (A. Kuyper II, 469). In deutlicher Bezie-
hung zu unserer KO scheint hier der Kleine Lon-
doner Katechismus zu stehen: Waerom werdt het
gheloove ende de mondelicke belydinghe niet der-
gelycken van den kinderen der ghemeynte ghe-
heyscht, eersy ghedoopt werden? A. Overmits dat
der ghemeynte van haerer salicheyt veel sekerder
ghetuyghenisse heeft uten worde Gods dan men ut
de belydinge der volwassenen ghehebben can... (J.
M. Reu I, 3, 2, 3, 1163).

Entsprechend der Große Emder/Londoner Kate-
chismus, Antwort auf Frage 239: Want nae dat se
voor geloovigen int gherichten Gods gheacht worden

1. Cor. 12
Ephe.5[23ff.]
Mat.28[18ff.]
Marc.16[15f.]

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