Grafschaft Ostfriesland
Cap. XIV
Bekennet ihr nicht auch, daß es euwer und der
ganzen gemeine ampt und pflichtp sey, die ob-
gemelte geheimnuß des taufs mit dem leben auß-
zutrucken und dise kinder (oder gegenwertigs kind),
wen es zu seinem verstand kommen wird, in dieser
geheimnuß und in der rechten erkentnuß Gottes,
ein jeder nach seinem vermögen, zu underweisen ? 32
Antwort: Ja.
Hie begeust'i der diener des kinds haupt r mit
reinem s wasser, welches in einem becken auf dem
tisch int der gemeine u stehet, sprechende also:
N., ich taufe dich in den namen des Vaters und des
Sohns und des heiligen Geistes 33.
Gott, der Vater unsers Herren Jesu Christi, wölle
f.51 dich und uns alle durch seinen | heiligen Geist ver-
siglen, in den gaben unser aller widergeburt und
gerechtigkeit, in Christo v zu dem ewigen leben.
Amen.
Darnach vermanet der diener die ganze gemeine
zur danksagung.
Danksagung nach dem tauf w.
Wir danken dir, allmechtiger Vater, durch Jesum
Christum, deinen Sohn, daß du uns mit unserm
samen von der verdamnuß erlöset und widerumb
zu dem ewigen leben durch das zeugnuß des taufs
gebracht hast durch die gnädige versönung unser
p) ampt und pflicht] N: scult
q) begeust] N: besprengt r) haupt] N: voerhooft
s) N + ende suyuer t) N <in> u) N + bereit
v) in Christo] N: die in Christo is,
w) N <nach dem tauf> x) N <lieben>
y) deinen] N: sijne
z) uns und allen] N: tot hem ende tot ons allen
a) lebet und regieret, ] N: is
b) und darnach... hingehn] N: de welcke met de
ghemeine seghenynghe verlaten werdt
c) in der ganzen... gemeine] N: in de vergaderinghe
der ganscher Ghemeynten
32 Calvin hat eine Verpflichtung zu christlicher
Unterweisung des Kmdes (CR 34, 189; COpp II, 35),
der im weiteren Verlauf der Handlung noch eine
weitere Verpflichtung folgt (CR 34, 190; COpp II, 36
mit den Hinweisen auf das Vorbild in der Neuen-
burger Liturgie); ebenso - nach der längeren Fassung
Straßburgs - Poullain, Liturgia sacra (Bl. 21r. 22).
Ähnlich (mit mehr Ermahnung als Verpflichtung)
verfährt die Straßburger Taufordnung von ca. 1537
(F. Hubert, 50f.). Tauffragen an die Gevattern mit
Verpflichtungsfragen zu christlicher Unterweisung
aller in dem blut deines lieben Sohns Jesu Christi.
Wir bitten dich demütiglich durch denselben deinen
lieben x Sohn, du wöllest diß kind (welches dir durch
das zeugnuß des taufs zugehöret) hinfuro mit dei-
nem heiligen Geist regieren und mit deineny gaben
in seinen aufwachsen also begaben, daß es dise deine
väterliche güte und barmherzigkeit, uns und allen z
bewiesen, erkennen und in aller gerechtigkeit und
heiligkeit leben möge under unser aller könig und
hohenpriester Christo Jesu, der mit dir und dem
heiligen Geist lebet und regieret a, ein einiger und
ewiger Gott, gepriesen in ewigkeit. Amen 34.
Darnach wird ein psalm gesungen von der ge-
meine, und darnach last man die gemeine mit dem
segen im friden hingehn b.
Cap. XIV.
Form des nachtmals 35.
Das nachtmal des Herren wird anders nit in unser
gemeine denn offentlich in der ganzen versamlung
der gemeine c gehalten 36 und uber den andern mo-
nat, behalten aber die freiheit, dasselbige außzu-
richten, so oft es die eltesten urteilen, der gemeine
notwendig und besserlich zu sein 37. Und nachdem es
uns (damit wir in dem dienst der gemeine getreu
sein) nicht erlaubet ist, etwas vorzubringen, (a) a
des Kindes, zu christlicher Lebensführung usw. hat
Straßburg um 1540 entwickelt (Hubert, 55f.).
33 Zur Taufformel s. oben S. 570 mit Anm. 44-47.
34 Ein Dankgebet im Anschluß an die Taufhandlung
hat die Straßburger Taufordnung von ca. 1537
(F. Hubert, 51f.).
35 Die Ursprünge der Londoner Abendmahlsordnung in
Emden lassen sich teilweise an Hand der Abend-
mahlsbeschreibung des Gellius Faber von ca. 1550
aufzeigen, weitere Verbindungen zu Ostfriesland auf
Grund der Schilderung der Borssumer Abendmahls-
feier des Aquilomontanus; vgl. oben S. 555 ff. Zu ei-
ner verlorenen Darstellung der Emder Abendmahls-
ordnung a Lascos s. ebd.
36 So hielt Micron es auch in Norden. Martin Faber be-
richtet an Westphal: Aegrotis communionem aperte
negant, uti etiam privatam absolutionem abolent
(C. H.W. Sillem, 190; deutsch bei J.Weerda, Ent-
stehung, 30). Auch die KO für die Gemeinde Nor-
den-Lütetsburg wendet sich ausdrücklich gegen die
Krankenkommunion; vgl. oben S. 542.
37 In Emden beschloß man 1557 eine monatliche
Abendmahlsfeier; wie es vorher gehandhabt wurde,
ist nicht bekannt; vgl. oben S. 492, Anm. 48. Micron
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Cap. XIV
Bekennet ihr nicht auch, daß es euwer und der
ganzen gemeine ampt und pflichtp sey, die ob-
gemelte geheimnuß des taufs mit dem leben auß-
zutrucken und dise kinder (oder gegenwertigs kind),
wen es zu seinem verstand kommen wird, in dieser
geheimnuß und in der rechten erkentnuß Gottes,
ein jeder nach seinem vermögen, zu underweisen ? 32
Antwort: Ja.
Hie begeust'i der diener des kinds haupt r mit
reinem s wasser, welches in einem becken auf dem
tisch int der gemeine u stehet, sprechende also:
N., ich taufe dich in den namen des Vaters und des
Sohns und des heiligen Geistes 33.
Gott, der Vater unsers Herren Jesu Christi, wölle
f.51 dich und uns alle durch seinen | heiligen Geist ver-
siglen, in den gaben unser aller widergeburt und
gerechtigkeit, in Christo v zu dem ewigen leben.
Amen.
Darnach vermanet der diener die ganze gemeine
zur danksagung.
Danksagung nach dem tauf w.
Wir danken dir, allmechtiger Vater, durch Jesum
Christum, deinen Sohn, daß du uns mit unserm
samen von der verdamnuß erlöset und widerumb
zu dem ewigen leben durch das zeugnuß des taufs
gebracht hast durch die gnädige versönung unser
p) ampt und pflicht] N: scult
q) begeust] N: besprengt r) haupt] N: voerhooft
s) N + ende suyuer t) N <in> u) N + bereit
v) in Christo] N: die in Christo is,
w) N <nach dem tauf> x) N <lieben>
y) deinen] N: sijne
z) uns und allen] N: tot hem ende tot ons allen
a) lebet und regieret, ] N: is
b) und darnach... hingehn] N: de welcke met de
ghemeine seghenynghe verlaten werdt
c) in der ganzen... gemeine] N: in de vergaderinghe
der ganscher Ghemeynten
32 Calvin hat eine Verpflichtung zu christlicher
Unterweisung des Kmdes (CR 34, 189; COpp II, 35),
der im weiteren Verlauf der Handlung noch eine
weitere Verpflichtung folgt (CR 34, 190; COpp II, 36
mit den Hinweisen auf das Vorbild in der Neuen-
burger Liturgie); ebenso - nach der längeren Fassung
Straßburgs - Poullain, Liturgia sacra (Bl. 21r. 22).
Ähnlich (mit mehr Ermahnung als Verpflichtung)
verfährt die Straßburger Taufordnung von ca. 1537
(F. Hubert, 50f.). Tauffragen an die Gevattern mit
Verpflichtungsfragen zu christlicher Unterweisung
aller in dem blut deines lieben Sohns Jesu Christi.
Wir bitten dich demütiglich durch denselben deinen
lieben x Sohn, du wöllest diß kind (welches dir durch
das zeugnuß des taufs zugehöret) hinfuro mit dei-
nem heiligen Geist regieren und mit deineny gaben
in seinen aufwachsen also begaben, daß es dise deine
väterliche güte und barmherzigkeit, uns und allen z
bewiesen, erkennen und in aller gerechtigkeit und
heiligkeit leben möge under unser aller könig und
hohenpriester Christo Jesu, der mit dir und dem
heiligen Geist lebet und regieret a, ein einiger und
ewiger Gott, gepriesen in ewigkeit. Amen 34.
Darnach wird ein psalm gesungen von der ge-
meine, und darnach last man die gemeine mit dem
segen im friden hingehn b.
Cap. XIV.
Form des nachtmals 35.
Das nachtmal des Herren wird anders nit in unser
gemeine denn offentlich in der ganzen versamlung
der gemeine c gehalten 36 und uber den andern mo-
nat, behalten aber die freiheit, dasselbige außzu-
richten, so oft es die eltesten urteilen, der gemeine
notwendig und besserlich zu sein 37. Und nachdem es
uns (damit wir in dem dienst der gemeine getreu
sein) nicht erlaubet ist, etwas vorzubringen, (a) a
des Kindes, zu christlicher Lebensführung usw. hat
Straßburg um 1540 entwickelt (Hubert, 55f.).
33 Zur Taufformel s. oben S. 570 mit Anm. 44-47.
34 Ein Dankgebet im Anschluß an die Taufhandlung
hat die Straßburger Taufordnung von ca. 1537
(F. Hubert, 51f.).
35 Die Ursprünge der Londoner Abendmahlsordnung in
Emden lassen sich teilweise an Hand der Abend-
mahlsbeschreibung des Gellius Faber von ca. 1550
aufzeigen, weitere Verbindungen zu Ostfriesland auf
Grund der Schilderung der Borssumer Abendmahls-
feier des Aquilomontanus; vgl. oben S. 555 ff. Zu ei-
ner verlorenen Darstellung der Emder Abendmahls-
ordnung a Lascos s. ebd.
36 So hielt Micron es auch in Norden. Martin Faber be-
richtet an Westphal: Aegrotis communionem aperte
negant, uti etiam privatam absolutionem abolent
(C. H.W. Sillem, 190; deutsch bei J.Weerda, Ent-
stehung, 30). Auch die KO für die Gemeinde Nor-
den-Lütetsburg wendet sich ausdrücklich gegen die
Krankenkommunion; vgl. oben S. 542.
37 In Emden beschloß man 1557 eine monatliche
Abendmahlsfeier; wie es vorher gehandhabt wurde,
ist nicht bekannt; vgl. oben S. 492, Anm. 48. Micron
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