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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0645
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Microns Ordinancien (1554) 1565

der tauf von Jesu Christo in seiner gemeine ist ein-
gesetzt, daß er ein zeichen und sigel des göttlichen
bunds mit uns und unserm samen sein solle, so ists
ja klar, daß man die kindlein taufen soll, wiewol sie
sonst die geheimnuß desselbigen noch nit verstehen,
gleich wie die kindlein von Christo Jesu mit worten
f. 49 und werken gesegnet wurden, | wiewol sie den segen
des Herren nicht verstunden 29.

Auf daß wir denn disen tauf aufrichtig mit nutz
mögen verrichten, so lasset uns den namen Gottes
demütiglich uber uns und dise kinder (oder kind)
anruffen, auf daß wir alle d in seinem bund mögen
gesterket werden, bettet also:

Das gebett.

O almechtiger, ewiger Gott und barmherziger
Vater, der du uns durch deinen Son, unsern Herren
Jesum Christum, geleret hast, das wir dich in allen
a Joha.14[13f.] unsern ubungen anruffen sollen, (a) und hast ver-
heissen, uns, so wir in seinem namen bitten, zu er-
hören, wollest uns gnediglich e ansehen mit unserm
samen, welcher dir in die mitten deiner f gemeine
b Gen. 17 [7 f.] vorgebracht wird, (b) welches Gott du hast wollen
c Mar.10 [16] sein, (c) welchen auch Christus umbfahen und ge-
segnet hat, wollest uns auch, zugleich mit unserm
samen, also mit deinem heilgen Geist regieren, daß
wir täglich je mehr und mehr in der warhaftigen
und seligmachenden deiner und unser erkäntnuß
zunemen möge[n], auf daß alle menschen erkennen,
daß du unser Gott und der Gott unsers samens seist,

d) N + te samen e) N <gnediglich>

f) deiner] N: onser

g) dem vater... kinds] N: de vaders der kinderkens

h) Lieben brüder] N: Myn broeders

i) in demselbigen] N: inden seluen bondt

k) N <allen> 1) unsern kindern] N: onsen sade

m) N <ganzen> n) inhalt] N: heysch

o) wiewol es... tods ist. ] N: hoe wel sy van natueren
weghen kinderen des toorens ende des doots sijn?

29 Auch Calvin stellt die Taufvermahnung bzw. -an-
sprache an die Gemeinde an den Anfang der Hand-
lung (voraus gehen nur die Eingangsformel und
noch die Frage: Presentez vous cest enfant pour
estre baptise?... CR 34, 185ff.; COpp II, 31 ff.); da-
nach Poullain, Liturgia sacra: Finita concione pa-
stor vel quisquis tum fuerit concionatus, ecclesiam
admonet de infantulo baptizando, ut cuncti maneant.

und daß wir zugleich mit unserm samen dein volk
sind in Christo Jesu, deinem lieben Sohne, mit
welchem und dem heiligen Geist du lebest und re-
gierest, ein einiger und ewiger Gott, gepriesen in
ewigkeit. Amen 30.

Darnach spricht er zu dem vater des kinds g
und den zeugen also:

Lieben brüder h, die ihr diß kind zu dem tauf
bringet, ihr habet gehöret, daß der tauf von Christo
dem Herren ist eingesetzt zu einem sigel des | bunds f. 50
Gottes mit uns, von welchem man unsere kinder
nicht mag wehren, dieweil sie in demselbigen 1 be-
griffen sind. Dieweil dann ihr diß kind (oder dise
kinder) zu dem tauf bringet, so wollet doch diß tun,
nit auß einiger gewonheit oder aberglauben, sonder
allein auß dem glauben an die verheissung Gottes in
Christo Jesu, die uns allen k und unsern kindern 1 ge-
geben ist, und auf daß es gewiß sey, daß ihr es auß
demselbigen glauben zum tauf bringet, so wollet es
nun offentlich vor der ganzen m gemeine bezeugen.

Zum ersten, dieweil Christus, unser Herr, den
tauf des wassers hat eingesetzt, (a) seine gemeine dar- a Ephe. 2 [5,
mit zu waschen, so frage ich euch, ob ihr bekennet, 26]
daß dis kind, daß ihr hie zum tauf bringet, ein sa-
men der gemeine durch die kraft des bunds Gottes
sey, welchen nach dem inhalt n unsers dienstes der
tauf zugehört, wiewol es sonst von natur ein kind Ephe. 2
des zorns und tods ist. o
Antwort: Ja 31.

Tum sic incipit: Adiutorium nostrum in nomine Do-
mini. Amen. — Hunccine puerum attulistis vos bapti-
zandum? Respon. Ita. — Hic minister subiicit brevem
monitionem de baptismo. Cuius haec est formula,
nisi quid ille sua sponte possit melius. — Dominus
noster... (Bl. 17vff.). Eine Eingangsvermahnung
hat auch die deutsche Straßburger Liturgie (Tauf-
form seit ca. 1537; F. Hubert, 44f.). Die spätere
Emder KO bezeugt gleichfalls eine solche Vermah-
nung, oben S. 490 f.

30 Ebenso sieht Calvin ein Gebet im Anschluß an die
Ansprache vor (CR 34, 188f.; COpp II, 34 unter
Heranziehung der Farel zugeschriebenen Neuen-
burger Liturgie von 1533); danach Poullain, Litur-
gia sacra (Bl. 20 v/21r); ebenfalls die Straßburger
Taufliturgie von ca. 1537 (F. Hubert, 45 ff.).

31 In der Forma ac ratio ist die erste Tauffrage der Or-
dinancien in zwei Fragen aufgelöst; vgl. dazu oben
S. 572, Anm. 59.

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