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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0650
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Grafschaft Ostfriesland

ordentlich auf einer bank sitzent, so fahet der diener
oder einer von den eltesten an, sie offentlich anzu-
sprechen und zu vermanen auf dise oder dergleichen
weise:

Daß es ein unaußprechliche woltat Gottes sey,
wen er ein offentliche versamlung zulasset, in wel-
cher seine stimme durch das evangelium Christi
offentlich gehöret wird, dardurch wir zu dem ewigen
leben beruffen werden, so wir anders dise grosse
woltat nicht verachten. Welcher verachtung diß ein
gewisse anzeigung ist, so jemand lebet ahn denen
enden, da die gemeine Christi angestellet ist, und
verlast sie dennoch und wil sich darzu mit der be-
käntnuß des glaubens nicht begeben.

So denn ein rechtschaffener Christ h an dennen
enden wonet, da die i gemeine in dem namen Christi
versamlet ist, der soll sich k zu derselbigen gemeine
und under ihre göttliche ordnung schicken.

Dieweil denn Gott uns frembdlingen in dieser
statt ein gemeine l versamlung gegünnet und m in dem
namen seines Sons zugelassen hat, so ist ein jeder
unter uns schuldig, dieselbige grosse woltat zu er-
kennen und dankbarlich anzunemen. Und Gott sey
euwerthalben gelobet, daß ihr diese woltat bekennen
und euch unter die heilige n ordnung unsers Herren
Christi begeben wollet. Aber es muß bevorab ein
jeder unter euch ein zeugnuß seines glaubens geben.

Darnach wird ein jeder auf folgende weise von
seinem glauben gefraget:

Frag.

Wie bistu in deinem herzen versichert, das du ein
glied der gemeine Christi seiest? 55

Antwort.

Auß dem, daß der heihg Geist meinem geist zeug-
nuß gibt, (a) daß ich ein kind Gottes des Vaters bin a Rom.8[14ff.]
durch Jesum Christum, | seinen Son und meinen f. 56
hohenpriester, welcher mich durch das opfer o seines
leibs und vergiessen seines bluts von meinen sünden
gereiniget hat. Ich emphnde auch weiter, daß ich
durch den Geist Gottes zu dem gehorsam der gött-
lichen geboten getrieben werd 56.

Frag.

Welchs sind die gebot des göttlichen gesetzes, zu
welchen alle menschen verbunden sind, und zu
deren gehorsam du fülest, daß du getrieben wer-
dest ? 57

Antwort.

Die da kürzlich verzeichnet sind in den zehen ge-
botten Exod. 20 [2-17], nemlich diese: Deut.5[6-18]

Höret die zehen gebot des Herren.p
Gott redet alle diese wort: q

Schuld gesprochen wurde, gehalten (J.Weerda, Ent-
stehung, 37f.). Gellius Faber: Dit gescheen [nämlich
Beichte und Absolution], holden wy ein flitige exa-
minatie, wat ein jeder vam gesette unde evangelio,
vam gebruke der hilligen sacramente unde bedende
gelert hefft, holt unde gelövet... - Micron hielt das
Examen in Norden in der Vorbereitungsversamm-
lung acht Tage vor der Abendmahlsfeier im An-
schluß an eine Belehrung der Kommunikanten und
die Übung öffentlicher Bußzucht (vgl. oben S. 616,
Anm. 44, und unten S. 628, Anm. 8): Postremo, in
eodem coetu, ab iis qui se recens ecclesiae adiungunt,
fidei confessio editur: qua quidem ad aedificationem
audita, post invocationem divini nominis, coetus
solvitur, ac cum benedictione dimittitur (Apolo-
geticum Scriptum, 14; vgl. auch J. H. Gerretsen,
70).

55 Norder Bearbeitung (,,N.‘‘, mitgeteilt nach Outhofs
Ausgabe; die dort am Rand stehenden Bibelstellen
sind den Absätzen in Klammern angefügt): 1. frage.
Nadem, leve broeder edder suster N., du mit uns to
des Heren Jesu Christi aventmael gaen wult, so

mostu voer all (wo du dy anders synes lyves unde
blodes nicht schuldig maken wilt) ein Christen syn;
derhalven fragen wy dy, warut du des gewisz bist,
dat du ein Christen bist (1. Cor. 11)?

56 N.: Antwoert. Ut twen stukken: tom ersten, dat de
hillige Geist my in mijnen herte dorch dat getuych-
nisse des gelovens gewisz maket unde voorsegelt,
dat ick alleine dorch Christum ein kind Gades bin.
Tom anderen, dat ick dorch denselvigen Geist na
den inwendigen minschen bewagen worde tot ein
willige gehorsam der gebaden Gades (Rom. 8; 2. Cor.
10). - Zum Geistzeugnis vgl. die Ordinationsfragen
an die Kirchendiener oben S. 593. 596. 597.

57 N.: 2. frage. Welker sind de gebaden?

h) So denn... Christ] N: So wie dan waerachtelick
een Christen is, i) die] N: een k) N + gherne
1) N <gemeine> m) N <gegünnet und>

n) N <heilige>

o) das opfer] N: de heylighe offerhande

p) N <Höret... Herren.> q) N <Gott... wort:>

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