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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0649
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Microns Ordinancien (1554) 1565

Johan.l[12f.] dernt daß wir wissen, u was wir in Christo sind, (h)

nemlich kinder Gottes 48. Und zuletzt, was Gott von

1 Mar. 16 [16] uns unser ganzes leben lang fordert, (i) nem | ich den
f. 54 . . ' . .

glauben und dankbarkeit 49. Und dieses wird die ge-

meine, von der erkentnuß Gottes und unser selbst,

darin unser prüffung stehet, fleissig erinnert v.

Zum andern werden durch den diener alle glieder
der gemeine vermanet, so jemand einigen verborg-
[Mat. 5, 23 f.] nen haß, hader oder zwytracht hette, daß derselbige
vor allen dingen w alle mittel der versönung und ver-
einigung suche 50.

Und unangesehen, daß unser aller natur der-
massen verderbet ist, das wir die prüffung unser
selbs oftermals nit verstehen, oder wenn wir sie
gleich verstehen, nemen wir sie doch sehr träg und
unachsem [!] zu herzen, dieweil auch deren allent-
halben vil sind, die one einige erkentnuß der gött-
lichen ding und one glauben unverschampt zu disen
himlischen geheimnussen des h. x nachtmals laufen
zu ihrer eignen verdamnuß, so haben wir hierin
(nach unserm vermögen) vorsehung getan, auf das y
durch unsere nachlessigkeit am rechten gebrauch des
nachtmals nit gesündiget würde. Derhalben lassen
wir keine andere z zu dem gebrauch des nachtmals
denn diejenigen, so offentlich vor der gemeine oder
vor den dienern und eltesten der gemeine bekentnuß

ihres glaubens getan und sich der christlichen straffe
williglich unterworfen haben 51.

Wir bekennen auch offentlich hiemit, daß wir
keiner anderer hirten sein dann deren allein, die be-
kantnuß ihres glaubens tun und der christlichen
bußzucht sich williglich underwerfen a52.

Welches aber die bekentnuß des glaubens deren
sey, die sich erstlich zu unser christlichen b gemeine
begeben wollen, müssen wir hie notwendig erklären,
ihe wir weiter fortfaren.

Cap. XVI.

Erforschung und bewerung c des glaubens
deren, so sich erstlich d zu der gemeine
wollen begeben, das nachtmal des Herrn
zu gebrauchen 53.

Die sich erstlich zu unser christlichen e gemeine
begeben wollen und begeren, zu dem gebrauch des
nachtmals zugelassen zu werden, die werden (wen
der tag des nachtmals zum ersten verkündiget ist)
vermanet, daß sie zu dem diener f und eltesten der
gemeine offentlich in der kirchen nach der mittags-
predigs kommen, bekäntnuß ihres glaubens da-
selbst zu tun 54. Und wen sie da versamlet I sind und f. 55

t) Zum andern] N: Voorts u) N <daß wir wissen,>

v) Und dieses wird... erinnert] N: Hier af werdt de
Ghemeinte int corte vermaent, angaende ons selfs
proeuinghe

w) vor allen dingen] N: voer al nerstelick

x) N (h.) y) N + in dese sake

z) N + Duytschen

a) daß wir... underwerfen] N: ons gheender ander
Duytschen hier, dan deser alleine Dienaers te wesen

b) N <christlichen>

Cap. XVI c) Erforschung und bewerung] N: De ondersoec-
kinghe d) <erstlich> e) N <christlichen>

f) dem diener] N: de Dienaers

g) mittagspredig] N: namiddachsche predicatie

48 Gellius Faber: unde nene frömde entechristische
vorgevinge, sunder allene ere enige unde ware van
Godt vorsegelde vorgevinge in dem blode des Söns
Gades schöllen söken...

49 Bei Gellius Faber Vermahnung 1, Punkt 2-4 (5).

50 Gellius Faber: de [die Kirchendiener] willendes unde
wetendes den unbotverdigen unde ungelövigen, so
in... hat edder unvorsönliken twiist wedder ere con-
scientien leven unde beharren..., nenerley wyse to-
laten... unde... de gemene... vormanen...

51 Gellius Faber: ... de gemene ... examineren, wenner
se dat aventmal holden werden ... [und am Ende
der ersten Vermahnung: ] dat se moten in der ühter-
liken disciplyn unde utslutinge edder ban to hol-
dende unde to richtende nicht allene vorwilligen.... —
Zur späteren Zulassungsordnung in Emden s. oben
S. 492 mit Anm. 51. — Wie die Ordinancien es vor-
sehen, hielt Micron es etwa in Norden; s. den ent-
sprechenden Passus im Apologeticum Scriptum
oben S. 577, Anm. 67.

52 Vgl. oben S. 610 mit Anm. 20. Zur doppelten Glied-
schaft in Emden s. oben S. 491, Anm. 43; zu den
Norder Verhältnissen oben S. 616, Anm. 44.

53 Zur bereits 1553 zu London erschienenen „kurzen
Glaubensuntersuchung“, als deren Verfasser z.T.
Micron angenommen wird, und die unsere KO etwas
weiter unten wörtlich folgen läßt, s. oben S. 563 mit
Anm. 77; zur Bearbeitung dieser Schrift für Ost-
friesland, insbesondere Norden, durch Micron und
seinen Kollegen im Jahr 1554 ebd. S. 577 mit Anm.
66; zur Bearbeitung in der Forma ac ratio ebd. S. 572
mit Anm. 60.

54 Das Examen wurde in Emden um 1550 im Anschluß
an den Beichtgottesdienst, der in London fehlt, da
in jedem Sonntagmorgengottesdienst die Offene

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