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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0678
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Grafschaft Ostfriesland

klärlich bezeuget hast, daß du nit wilt den tod des
sünders, sonder daß er sich bekere und lebe, und auch
deinen eingeboren Son nit umb der gerechten, son-
b Esai. 53 [5ff.] der umb der sünder will hast sterben lassen, (b) auf
daß die, so sich durch der sünden last beschweret
befinden, ihnen selbst genzlich mißfallent, allein
durch das vertrauen in deinen Son zu deinem gna-
denthron demütiglich kommen sollen: Wir sind hie
versamlet in dem namen desselbigen deines lieben u
Sons, unsers Herren Jesu Christi, und v bekennen
unser sünden in deiner gegenwertigkeit, deren ver-
gebung wir von dir durch den namen deines Sohns
begeren. Wir bitten dich demüttiglich, allerbarmher-
zigster Vater, du wollest erstlich unsere herzen durch
deinen heiligen Geist erwecken, daß wir diselbige
unsere sünden warhaftig mögen bekennen. Insonder-
heit aber begeren wir, du wollest das herz unsers
gefallenen bruders (N) erwecken, daß er seine schuld
zur ehren deines w namens und erbauung diser dei-
ner gemeine offentlich bekennen mög, wollest auch
ihm und uns allen all unsere schulde x durch die
liebe deines Sons gnediglich vergeben. Regier uns
auch hinfuro alle mit deinem heiligen Geist und
sterke uns dermassen, daß wir (wiewol wir ohn
sünde nicht können sein) dennoch in solche sünden
nicht fallen, dardurch dein heiliger name gelestert
und deine gemeine geergeret werde. Erlöse uns, o
Herre und Gott, von solchen sünden und erkläre y
f. 93 deine göttliche [ macht in unser schwachheit wider
die tyraney und gewalt der sünden in uns, auf daß
wir dein reich und das evangelium deines Sohns in
heiligkeit und gerechtigkeit fürdern mögen, welchem
mit dir und dem heiligen Geist in einer göttlichen
dreifältigen einigkeit sey preiß und ehre in ewigkeit.
Amen.

Nach disem gebet spricht der
diener den gefallenen bruder an mit disen worten:

Ein vermanung zu dem bußwirkenden
bruder.

Dieweil ihr nu, lieben brüder, gehöret habt, daß es
euwer ampt sey, die schuld euwer sünden hie für der

t) mißfallen] N: mistrauwende u) N (lieben)

v) und] N: op dat wy w) N + heilighen
x) N + ende sonde y) erkläre] N: wilt... verclaren
z) N (jetzt) a) N (von) b) Gfott] N: Heere

gemeine Christi zu bekennen, und daß wir Gott umb
seine gnade angeruffen haben, auf daß ihr aber dises
aufrichtig tun möget, so gehet in euch selber und
gedenket, daß ihr jetzt z für Gott und nit für den
menschen stehet.

Wir können von euch, als von a menschen, betro-
gen werden, aber man kan Gott in unserm dienst nit
betrigen, der auch nimmer ungestraffet wil lassen,
so man ihn in seinen dienern understeht zu betrigen.
Darumb gebt euweren Gott b die ehre durch war-
haftige reu und bekentnuß euwer sünden. Denn
darin steht die c ehre Gottes, daß wir uns selbs umb
unser sünden willen beschuldigen und davon gnade
durch den namen seines eingebornen Sons demütig-
lich begeren, auf daß wir also durch seined gnade ewig-
lich mögen bewaret bleiben.Welches euch und uns al-
len Gott durch seine gnade verleihen wolle. Amen.

Hie sol der gefallen bruder ein offentliche bekänt-
nuß seiner sünden tun und seine schult offentlich
bekennen und vergebung davon begeren, auf daß er
under | die glider der gemeine gezelet möge werden. f. 94
Und dieweil es oftermals geschicht, daß der gefallen
und bußwirkende brüder auß schame oder andern
ursachen die gnade nicht hat, seine offentliche be-
kentnuß außzusprechen, so erzelet denn der diener
des worts e die hauptstücken seiner schuld offentlich
und fraget darnach offentlich von ihm, ob seine
sache nit also gestellet sey, wie sie von ihm ange-
zeigt ist, ob er auch seine schult darin bekenne und
vergebung davon begere und sich mit der gemeine
gern versönen wolle?

Antwort: Ja.

Wenn diß alles geschehen, so fraget der diener f
offentlich von den andern dienern und eltesten, ob
sie etwas mehr an der bekentnuß dises bruders er-
fordern. Ist denn etwas, das soll ein jeder von ihm
ordentlich vorgeben. Ist aber nichts, so soll der die-
nerg den bußwirkenden bruder ansprechen mit die-
sen worten:

c) N + glorie ende

e) diener des worts] N:

f) diener] N: Predicant

d) N + Goddelicke
Predicant

g) diener] N: Predicant

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