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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0683
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Microns Ordinancien (1554) 1565

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Zum letzten, so erkleret der diener auch, daß in
der ganzen vorgehenden wochen von keinem bruder
etwas vorbracht sey, daß diese excommunication
billich s verhindern möcht. Und daß man darumb
solches halte vor die bewilligung der ganzen gemeine.
Wo aber noch etwas sein würd, dadurch jemand
dise excommunication in zweifel zu stellen oder zu
verhindern vermeintet, das soll der diener u mit
Gottes wort widerlegen, auf daß alle ding ordent-
lich v in der gemeine geschehen. |

f. 102 Darnach spricht der diener zu der gemeine also:

Es ist nun E. L. gnugsam w bewust und x bekant,
daß wir durch notwendige und y rechte ursachen
gezwungen werden, unsern bruder N., welcher so
halßstarriglich alle vermanungen verachtet hat, ab-
zuschneiden, welchen wir schuldig sind, höchlich zu
beweinen, so wir anders lebendige glieder des leibs
Christi sind. Darumb lasset uns auf unsere knien für
Gott, unsern Herren, fallen und seine gnade von
ganzem herzen uber unsern gefallenen bruder an-
ruffen, und sprechet also:

Ein gebet für der abschneidung.

O ewiger und barmherziger Gott, der du nach
Ezec.,18[21ff.] deiner väterlichen gütigkeit (a) nicht wilst den todt
des sünders, sonder vilmehr, daß er sich bekere und
lebe, wir bitten dich demütiglich, du wollest durch
die kraft deines Geistes zerknitschen und brechen
das steineren herz unsers bruders N. und der finster-
nuß seines gemüts wehren, auf daß er warhaftig mit
einem demütigen herzen erkennen möge, daß er
wider dich und deine gemeine gesündiget hat und
dasselbige beweinen und bessern, daß er also seie
und bleib ein warhaftigs und lebendigs glied deines
Sons in deiner gemeine. Erhöre uns, o Vater, die wir
dich in dem namen deines lieben Sons Jesu Christi
anruffen, wollest auch unsern obgemelten irrenden
und verblenten bruder wider zum rechten wege brin-

s) billich] N: wettelick

t) dadurch... vermeinte] N: dat eenichsins iemandt
in dese excommunicatie twyfelachtich soude connen
maken oft ghemaect hadde u) diener] N: Predicant

v) ordentlich] N: stichtelick

w) gnugsam]N: claerlick ghenouch

x) N (bewust und)

y) N <notwendige und) z) N + oprechte

a) N (und besserung) b) N + na dit ghebedt

gen, auf daß wir alle, die wir nu umb seines falls und
halßstarrigkeit willen betrübet sind, uns in seiner z
reu und besserung a mögen erfreuwen. Neige doch
deine ohren, allerbarmherzigster Vater, zu dem gebet
deines volks, daß dich vor ein kran|kes glied deiner f. 103
gemeine anruffet, auf daß es gesund und nicht ab-
geschnitten werde und endlich verderbe. Diß be-
geren wir von dir, allerbarmherzigster Vater, durch
denselbigen deinen Sohn Jesum Christum, dich
bittende, wie er uns geleret hat:

Unser Vater, der du bist in den himlen etc.

Wo nun der gefallene bruder b herfürkompt und
seine schuld bekennet, so wird ihm von dem diener c
befohlen, daß er seine meinung den eltesten mit
kurzen worten d anzeige, welche ihn gern und fleissig
hören sollen. Und so er ein einigs warhaftiges zei-
chen seiner reue gibt, so sol einer von den eltesten
dasselbige dem diener des worts e anzeigen, auf daß
ers widerumb der ganzen gemeine erklere, Gott
dankende für die besserung f des gefallenen bruders.

Und anstat der excommunication soll er seine
offentliche bekentnuß tun, es sey denn, daß es die
eltesten für gut ansehe[n], noch acht tage zu warten,
seine reu zu probieren. So er aber seine offentliche
bekentnuß tut, so sol man folgen der form, so oben 56
von der offentlichen buß geschrieben steht, da der
gefallene bruder seine schuld bekennet. Im fall er
aber hervorkompt und kein warhaftig zeichen der
rechtschaffnen reu gibt, denn sol der dieners ihn
mit Gottes wort offentlich zu der besserung h ver-
manen und sol ihm vorhalten den greuel und gefahr i
seiner sünden und die gerechtigkeit und güte Gottes,
und wo er durch solche vermanung gewonnen wird,
so sol man ihn hören und mit ihm handlen, wie oben
gemeldet ist. Wo er aber in seiner sünde verstocket
bleibt, oder daß er nach dem gebet nicht hervor-
kompt, so spricht der diener die ganze gemeine an
also:

c) diener] N: predicant d) N + lieflick

e) diener des worts] N: predicant

f) besserung] N: bekeeringhe

g) diener] N: Predicant

h) zu der besserung] N: tot leedtschap

i) N (und gefahr)

56 S. 643 ff.

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