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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0684
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Grafschaft Ostfriesland

a 1. Cor. 6 [9f.]
Ephe. 4 [17 ff.]

b 1. Cor. 5 [4]

f. 104

a Mat. 18 [17]

b Phil. 2 [10]

c Mat.18 [28,20]
d Joha. 16 [7 ff.]

a Matt. 18 [17]
1. Cor. 5

f. 105

a Mat. 18 [17]

Dieweil unser bruder N. wider Gott und seine k
gemeine gesündiget hat und durch keine vermanung
sich bessern läst, und es aber auß dem wort Gottes
klar ist, daß er (a) darumb auß dem reich der himlen
geschlossen ist, so müssen wir dasselbige durch
seine 1 abschneidung (b) mit der kraft unsers Herren
Jesu Christi nach dem geheiß unsers dienstes be-
zeugen und | ihn auß der gemeine werfen, angesehen,
daß unser Herr (a) Christus solche verechter seiner
gemeine in seinem leib nicht wil leiden.

So sollen wir denn für unsern Herren Christum
(in welches namen m [b] aller knien sich beugen
müssen) niederfallen und ihn von herzen anruffen
und sprechend also:

Die action der abschneidung.

O Herr Jesu Christe, einiger und ewiger könig
deiner gemeine, (c) der du verheissen hast, uns biß
ans ende der welt beyzustehen und deinen heiligen
(d) Geist (der die welt von der sünde straffen soll) zu
geben, wir bitten dich, du wollest uns, die wir hie in
deinem nammen versamlet seind,mit deinem heiligen
Geist regieren n und deine königliche o macht under
uns außstrecken, daß wir durch deine gewalt und
machtp das böß und den bruder, der verstocket in
seinen sünden bleibt, auß der mitten von uns ver-
treiben mögen, zur ehren deines namens und besse-
rungqdeiner gemeine r und auch zur seligkeit dieses
unsers bruders N. Und nachdem er in seinen sünden
(die er wider dich und deine gemeine getan hat) also
halßstarrig bleibt und du nicht wilst, daß (a) solche
in dem heiligen leib deiner gemeine sein sollen s, und
uns auch mit deinem Geist sterkest, so folgen wir, o
Herr Jesu Christe, deinem heiligen gebot und schnei-
den ihn als ein faul glied offentlich ab von dem hei-
ligen leib deiner gemeine, und das mit grosser trüb-
nuß unserer herzen und mitleiden seiner verderb-
nuß. Wir binden hie auf erden seine sünden und sind
auß deinem wort versichert, daß sie auch bey dir im
himmel gebunden sind. |Wir werfen ihn hie auß dei-
nem seligen reich (auf daß er bey allen glaubigen [a]

für ein heid und zölner geachtet werde) und geben

ihn durch dein (b) gebot dem teufel zur verderbung t b 1 .Cor. 5 [5]

seines fleisches, auf daß sein geist selig werde, durch

deinen heihgen u namen, der du lebest und regierest

mit dem Vater und dem heiligen Geist, ein einiger

und ewiger Gott, gepriesen in ewigkeit v. Amen.

Nach geschehener abschneidung vermanet der die-
ner die gemeine, wie sich ein jeder nach dem wort
Gottes gegen disen abgeschnittenen und außgeban-
ten zu halten schuldig sey, biß daß er mit einer auf-
richtigen besserung seiner sünden widerkere.

Zum ersten, daß man ihn halten soll als einen I.
heiden und zölner, (c) welche man zu keinem c Mat.l8[17]
offentlichen dienst der gemeine, auch nit zu dem
gebrauch der sacramenten in einiger christlicher
versamlung zulassen soll.

Zum andern, daß sich ein jeder seiner gemein- II.

schaft (die nach der lere [d] Pauli verunreiniget) mit d 1.Cor.15[5,

fleiß entzihe, die politische ding dennoch müssig-

„ ’ , . . * , . 2.Thes. 3 [6.

lich[!] w auf politische weiß mit ihm gebrauche.

Zum dritten, welcher mit dem Geist Gottes der- III.
massen begabet x ist, daß er von dem abgeschnitte-
nen keine gefar zu besorgen hat durch die gemeine
conversation und underredung, der soll mit ihm
als ein arz handlen und alle mittel seiner besserung
suchen.

Zum vierten vermanet auch der diener, das nie- IV.
mand auß einem falschen grund den abgeschnitten
verspotte oder in seinem herzen verachte, sonder
vilmehr arbeite, sich vor solchen sünden zu hüten,
umb welcher willen er abgeschnitten ist, ja, daß er
sich selbs ansehe, daß er nicht auch versucht und
abfellig werde. Vil weniger sollen ihnen selbs ge-
fallen und vermessen sein alle gleisner, die villeichty
in derselben oder auch vil grösserer sünde stecken
und gleichwol sich rümen, dieweil sie nicht also ab-
geschnitten sind. Denn sie werden müssen mit allen
verächtern Gottes (es sey denn, daß sie sich beyzeit
bessern) am jüngsten tage (wenn kein zeit der besse-
rung mehr sein wird) im angesicht der ganzen welt

k) N (seine) 1) N + opentlicke

m) in welches namen] N: den welcken

n) regieren]N:bystaen o) N + ende Goddelicke

p) gewalt und macht] N: autoriteit

q) besserung] N: onderhoudinghe

r) N + in alle godssalicheit

s) sein sollen] N: gherekent sullen werden

t) zur verderhung] N: tot een straffinghe

u) heiligen] N: eerlicken v) N <in ewigkeit)

w) müssiglich] N: met mate

x) N + ende versterckt y) N (villeicht)

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