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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0697
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Microns Ordinancien (1554) 1565

Das gebett.

O barmherziger Gott und himlischer Vater, der du
a Gen.2[18ff.] in deinem wort (a) den ehelichen stand so hoch
b [13,4] p reisest (b) und straffest alle unreinigkeit, wir bitten

1.Cor.6 [9ff.] dich von herzen, du wollest dise zwo personen
Eph. 5 [3ff.] (welche nach deinem wort in den ehelichen stand

Col. 3 [5ff] zusamen verbunden sind) mit deinem heiligen Geist
Gal.5 [13ff.] ... .

Apoc.21 [8. regieren. Und verbinde sie zu einer bestendigen und

27] waren liebe. Segne sie, gleich wie du die gläubige

väter und deine freund Abraham, Isaac und Jacob

gesegnet hast, mit fruchtbarkeit ihres leibs und

gottseligem auferziehen ihres leibs erben in der

c Joh.2 [1-11] furcht deines heiligen namens 79. (c) Verendere das

f. 129 wasser aller ihrer trübsal in einen | süssen wein deines

trostes und gieb ihnen gnade, daß sie hie gottselig-

lich miteinander leben und entlich mit uns allen zu

dem ewigen leben komen mögen, durch Jesum Chri-

stum, deinen Son und unsern Herren. Amen.

Hie spricht der diener zu den neuwen eheleuten a
also:

Gott wölle euch segnen, b fruchtbar machen und
gnade geben, daß ihr euwere kinder, die er euch
a Ebe.6[Ephe. geben wird, erziehen möget (a) in der furcht und
6’ 4 zucht c des Herren. Gott bleib mit euch und uns

allen. Amen.

Denn singt die gemeine einen psalm, nemlich:
Wo Gott nit selbst das hauß aufricht etc. [Ps 127]
oder Selig ist er etc. [Ps 128] und alsdann last man
die gemeine gehnd.

Cap. XXXI.

Von besuchung der kranken 80.

Dieweil die Niderlender unser gemeine sehr zer-
streuet wonen in diser statt Londen e, so kan man

nit leichtlich wissen, ob jemand krank sey oder
nicht.

Darumb, wenn jemand in krankheit gefallen ist,
der muß es den dienern der gemeine durch die seine
anzeigen. [a] Und denn wird der krank besucht und
mit dem wort Gottes underrichtet und getröstet,
darnach man erkennet, daß seine not erfordert;
denn es nit wol müglich ist, einen gewissen bericht
und f trost der kranken zu beschreiben, der allen
menschen zugleich dienen soll. Es muß aber doch
gemeinlich diese nachfolgende hauptstück der lehre
bey allen kranken angesehen werden.

Zum ersten, daß die kranken [!] g allein von Gott
den menschen zugesandt wird h, (b) wie man allent-
halben in der heiligen 1 schrift findet.

Zum andern, daß Gott die krankheit nicht ver-
geblich zusendet, sonder daß man dadurch seine ge-
rechtigkeit und barmherzigkeit desto baß erkennen k
lehrne. Und hierin find sich klärlich der underscheid
der gottlosen und der kinder Gottes. Denn alle die, so
die gerechtigkeit und die barmherzigkeit Gottes in
ihrer krankheit nicht merken, beweisen gnugsam-
lich, daß sie keine kinder Gottes sind. Und denn
wird man recht durch die krankheit der gerechtig-
keit Gottes erinneret, wenn | man uberlegt, (a) daß
der todt und alles, was man deßhalben leidet, der
sünden sold sey.

Hie muß denn der kranke mensch zum ersten
seine sünde, die er wider Gott und seinen nechsten
begangen hat, durch die betrachtung des (b) gesetz
(durch welches man zur erkäntnuß der sünden
kompt) ernstlich und ohne gleißnerey ansehen.

Herzu dienet fürnemlich die erklärung der zehen
gebotten.

Zum andern muß er auch den zorn Gottes wider

a 1. Pet. 5 [2]

b Lev. 26 [16.
25]

1. Sam. 2 [6]
Mat. 8

Ezec. 6 [11f.]

f. 130

a Rom. 5 [12 ff.]
et 6 [bes. 23]
Gen. 3 [19]

b Rom. 3 [19f.]

a) neuwen eheleuten] N: ghetrauden

b) N (segnen,)

c) in der furcht und zucht] N: doer leeringe ende

straffinghe d) N <und... gehn)

Cap. XXXI e) N <Londen> f) N (bericht und>

g) kranken] N: sieckten h) wird] N: werden
i) N (heiligen) k) N + ende mercken

79 Fast dieselbe Bitte begegnet in Calvins gleichfalls
an dieser Stelle der Feier vorgesehenem Traugebet
(CR 34, 207 f.; COpp II, 55 mit den Hinweisen auf
das Vorbild in der Neuenburger Liturgie), ebenso bei
Poullain, Liturgia sacra: Benedic illis, sicut fideli-

bus tuis servis Abrahamo, Isaaco et Iacobo, ut sancta
prole aucti tibi serviant, ac laudem omnem attri-
buant, prolem denique susceptam ita educent et
instituant, ut inde etiam lauderis tu, ac aedificetur
ecclesia tua (Bl. 26r). Hinter der hier verwendeten
Gebetsform dürfte ältestes Traditionsgut stecken, in-
sofern, als sie an die Paradigmengebete erinnert,
wie sie schon die älteste Christenheit aus dem synago-
galen Gottesdienst übernahm; vgl. zu solchen Para-
digmengebeten, bes. in der gallikanischen und frän-
kischen Liturgie, A. Sprengler in: Zeitschrift für
Kirchengeschichte 63 (1950/51), 254ff. (Lit.)

80 Auch in der Forme des prieres ist an das Trauformu-

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