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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0712
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Grafschaft Ostfriesland

verlengnen in der anfechtung noch deine gemeine
beschämen mit argerniß, und verbitte uns bey dem
Vater allezeit, daß wir stets in der gemeine der hei-
ligen bleiben und die pforten der höllen uns nicht
überwältigen [vgl. Mt 16, 18].

Herr Gott, heiliger Geist, ein Geist der wahrheit,
des rates und des trostes, leite uns in alle wahrheit
mit erkäntniß deines heyls, gib uns freymütigkeit
und gedult im kreuze und des glaubens bekäntniß
und hilf unser gebet mit herzlichen seufzen [Rm 8,
26], daß wir erhöret werden, und mache auß uns
neue creaturen in Christo Jesu [vgl. 2. K 5, 17], un-
serm Herrn, daß wir sein abendmahl würdiglich
empfangen und mit deiner hülfe zum seligen ende
beständig bleiben. Amen. 〈Amen. Amen.〉

N. Dieses lasset uns versiegeln mit dem gebet des
heiligen Vater unsers.

Recitetur oratio dominica.

N. A. Vater unser... 25

Sequatur absolutio generalis sive publica 〈et di-
cat sacerdos〉 :

Darauf verkündige ich geringer diener des Herrn
an seinem worte und sacramenten einem jeglichen

25 Das Vaterunser gehört nach der kath. Meßordnung
zur Vorhereitung auf die Kommunion und zum
Kommunionskreis der Messe (die Brotbitte wurde
exegetisch schon seit Tertullian [De oratione, 6;
MSL 1, 1160f. CSEL 20, 184f.] vielfach auf die
Eucharistie bezogen; die Bitte um Sündenvergebung
galt als Reinigung, bevor man zum Altar trat, bes.
deutlich bei Augustin [z.B. Sermo 17, 5, 5; MSL 38,
127; Sermo 351, 3, 6; MSL 39, 1541 f.; Ep. 265, 8;
MSL 33, 1089. CSEL 57, 646]; Näheres darüber,
auch über verschiedene Stellungen des Herrengebe-
tes innerhalb des Kommunionskreises in den Litur-
gien des Westens s. bei J. A. Jungmann, aaO. II,
335ff.; Leiturgia I, 60 f. II, 536f. 540). Die ostfriesische
Interimsordnung (Einleitung, oben S. 329, Anm. 51)
läßt noch den Konsekrationsteil und den mit dem
Vaterunser emsetzenden Kommunionsteil der Messe
erkennen, während die KO von 1535 zugunsten der
engen Verbindung von Konsekration und Kommu-
nion das Vaterunser vor die Einsetzungsworte treten
läßt (vgl. oben S. 379). Man könnte demnach bei un-
serer Liturgie auch hier einen Traditionszusammen-
hang mit der Interimsordnung vermuten. Aber auch
die Emder Abendmahlsordnung von 1576 hat ein
„Unse Vader“ in deutlich eucharistischer Ausrich-
tung vor der Kommunion (vgl. oben S. 471).

26 Die beiden auswechselbaren Wendungen stehen in
der Druckvorlage (N.) jeweils übereinander.

insonderkeit und euch (uns 26) allen insgemein die
gnädige vergebung aller eurer (unserer 26) sünden
im namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des
h. Geistes. Amen.

Canatur 3tio O lamm Gottes unschuldig etc. et
fiat communicatio his verbis:

Ad panem sanctum:

Der leib eures Herrn und heylandes Jesu Christi A,
speise euch zu dem ewigen leben.

Nehmet hin und esset, das ist der wahre leib eures N.
Herrn und heylandes Jesu Christi, der für euch ist
in den todt dahingegeben; derselbige stärke euch
mit seiner gnade und erhalte euch in wahrem glau-
ben zum ewigen, seligen leben. Amen.

Ad calicem benedictum:

Das blut unsers Herrn und heylandes Jesu Christi A.
reinige euch von allen euern sünden.

Nehmet hin und trinket, das ist das wahre blut N.
eures Herrn und heylandes Jesu Christi, das für
euch vergossen ist zur vergebung eurer sünden; das-
selbige stärke euch mit seiner gnade und erhalte
euch in wahrem glauben zum ewigen, seligen leben.
Amen 27.

27 Die KO von 1535 enthält keine Spendeformeln (Dis-
tribution unmittelbar nach den Einsetzungswor-
ten!). Die Spendeformeln unserer Agende in der Fas-
sung A. entsprechen im wesentlichen denen der Ma-
rienhafer KO (vgl. unten S. 712). A. Frerichs, 21,
und H. Garrelts, Ligarius, 118, haben die Spende-
formeln in der Fassung von N. vorgelegen; sie spre-
chen von der "Weitschweifigkeit der Distributions-
formel“ und von einer mutmaßlichen „Nachgiebig-
keit gegen gewisse Gewohnheiten“ (vgl. die ref. ost-
friesischen Spendeformeln oben S. 472 mit Anm. 42 ;
494f. 634 f., Anm. 23 u. 26). Zur vorreformatorischen
Tradition einzelner Elemente der Formeln von N. s.

J.A. Jungmann, aaO. II, 470ff.; E. W. Zeeden,
Katholische Überlieferungen in den luth. KOO des
16. Jh.s. 1959, 22. Weiteres bei Höfling, 125; J.
Smend, Die ev. deutschen Messen bis zu Luthers
Deutscher Messe. 1896, 247; P. Graff, Geschichte
der Auflösung usw. I 2. 1937, 198 f. Ganz ähnliche
Spendeformeln hat z.B. die Sächs. KO von 1580
(Sehling 1,369), auch die Ostfriesische KO von 1631
(S. 169 f.); doch fehlt darin die Hervorhebung des
„wahren“ Leibes und Blutes. Die Einfügung des
Wortes „wahre“zur Bekämpfung des Kryptocalvinis-
mus fand allgemeinere Verbreitung anscheinend erst
im 17. Jh. (so Graff, aaO.); doch finden wir sie auch
schon in der KO für Brandenburg-Nürnberg in der
Ausgabe von 1591 (Sehling XI, 197). Immerhin

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