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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0713
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Engerhafer Liturgie 1583

A. Sub communione vero sive canatur: Was kan unß
kommen an für not 28, od. O Christ, wir danken dei-
ner güt 29, od. Jesus Christus, unser heyland 30, od.
Nun freuet euch, lieben christengemein 31, et id ge-
nus aha cantica, sive ludatur organis.

N. A. Facta tandem communione sacerdos communi-
cantes hisce verbis admoneat 32:

Ihr sollet euch, geliebte im Herrn, einander lieben
wie brüder und schwester, weil wir unser viel ein
leib in Christo eines brots und eines weins teilhaftig
worden seyn [vgl. 1. K 10, 17]. Denn gleichwie von
vielen körnlein ein brot gebacket und von vielen
trauben ein wein gekeltert wird, also seyn wir auch
ein leib in vielen gliedern an unserm haupte Jesu
Christo. Darum, wie uns Christus geliebet hat, also
sollen auch wir untereinander die liebe beweisen 33.

muß es fraglich bleiben, ob die Spendeformeln von
N. innerhalb der Liturgie des Ligarius ursprünglich
sind.

28 Bearbeitung des 23. Psalms von Andreas Knöpken;
vgl. dazu unten S. 712 mit Anm. 54.

29 Bei Wackernagel III, Nr. 1059, abgedruckt nach
„Geystlike leder vn Psalmen etc. Magdeborch dorch
Hans Walther. 1541“. Im ref. Emder Enchiridion
von 1589 (vgl. dazu unsen S. 694, Anm. 97), Bl.
LXXXVIII r: „Ein gratias na der entfanginge des
Hochwerdigen Sacraments des Lyues vnde Blodes
Jesu Christi. O Christe wy dancken dyner gude /
Vnde dyner groter leue...“. Nach späterer ostfriesi-
scher luth. Überlieferung soll das Lied von dem Nor-
der Prediger Rese (vgl. Einleitung, oben S. 313 ff.)
verfaßt sein. Das Norder Gesangbuch von 1709 bringt
das Lied unter der Überschrift „Der alte Norder
Kommunion-Gesang“. Zu Strophe 3 ist die Bemer-
kung gefügt „Woraus der alte Lutherische gleich-
stimmende Glaube der Norder Kirche von der wah-
ren, wesentlichen Gegenwart des Leibes und Blutes
Jesu Christi in dem heiligen Abendmahl zu Tage
lieget.“ Goeman weist indessen nach, daß Rese als
Verfasser des Liedes nicht in Frage kommt (zu einem
von Rese verfaßten Abendmahlslied vgl. oben S. 314
mit Anm. 22). Vgl. Goeman in: JbE 17 (1910),
129 ff. Strophe 3 des Liedes nach dem ref. Emder
Enchiridion von 1589 (in vereinfachter Schreib-
weise): Dyn licham uns tor spyse giffst, dyn düre
blodt to drinken, dat wy gesterket in dem geist, den
olden menschen krenken, unde wassen in der nye ge-
bort, dat jo dat brodt der kinder vort, den hunden
nicht gereiket (aaO. Bl. LXXXVIII v).

30 Vgl. oben S. 161 mit Anm. 77; S. 469, Anm. 23.

31 Vgl. oben S. 70, Anm. 23.

32 Die KO von 1535 sieht keine der Kommunion nach-
folgende Vermahnung vor, wohl aber kennen die
reformierten ostfriesischen KOO eine entsprechende
Exhortation. In Emden war dem Bericht des Gellius

Hierauf lasset uns zum beschluß dem dreyeinigen N.
Gott folgender gestalt danksagen.

Sequantur denique gratiarum actiones 34. N. A.

Wir danken dir, Herr Gott, Vater im himmel, du
allerhöchster, daß du die welt also geliebet und dei-
nen eingebornen Sohn in den todt des kreuzes dahin-
gegeben hast [vgl. Joh 3, 16], unsere sünde zu büs-
sen und deine gnade uns zu erwerben, und hast uns
das predigamt gestiftet, mit deinem Geiste begabet,
daß solche deine sehr grosse tugend den menschen-
kindern verkündiget werde und wir zu deinem ewi-
gen und seligen reiche bedienet werden.

Wir danken dir, Herr Jesu Christe, du leutseliger
gnadenstuhl [Rm 3, 25], daß du unserthalben bist
mensch geworden und in dieses jammertal gekom-
men und hast die ganze schuld, womit wir überladen

Faber (Einleitung, oben S. 344) zufolge bereits um
1550 eine solche Vermahnung üblich; vgl. auch
Emder Abendmahlsordnung von 1576, oben S. 473,

Emder KO von 1594, oben S. 495, Microns Ordinan-
cien, oben S. 636 ff.

33 Zu erinnern ist hier an die Ermahnung zu gegensei-
tiger Liebe aus den " Geheimnissen des Nachtmahls“

(nach 1. K 10, 16f.), wie sie a Lasco bereits in der
Epitome von 1544 ausführlich dargelegt hat, und
wie sie dann auch in die Londoner KO eingegangen
ist, vgl. oben S. 637 f. mit Anm. 33. Ganz ähnlich ar-
gumentiert freilich schon Luther, Ein Sermon von
dem hochwürdigen Sakrament des heiligen wahren
Leichnams Christi und von den Brüderschaften.

1519 (WA 2, 748): Solch gemeynschaft zu bedeuten,
hat Gott auch solch zeychen dißes sacraments eyn-
gesetzt, die sich allethalben dahynfugen und mit yh-
ren formen unß zu solcher gemeynschaft reyzen und
bewegen. Dan zugleych, als auß vielen kornlin, zu-
sammengestossen, das brot gemacht wirt und vieler
korner leybe eyns brots leyb werden, daryn eyn ig-
lich kornleyn seyn leyb und gestalt vorleuret und
den gemeynen leyb des brots an sich nympt, des-
selbengleychen auch die weynkornlyn, mit vorlust
yhrer gestalt, werden eyns gemeyn weyns und
tranks leyb. Alßo sollen und seyn wir auch, ßo wir
diß sacrament recht prauchen, Christus mit allen
heyligen durch seyne liebe nympt unßer gestalt an,
streit mit unß widder die sund, tod und alles ubel, da-
von wir yn lieb entzundet, nemen seyn gestalt, vor-
lassen unß auf seyn gerechtickeit, leben und selickeit
und seyn alßo durch gemeynschaft seyner guter und
unßers unglucks eyn kuche, eyn brott, eyn leyb, eyn
trank und ist alls gemeyn.

34 Das folgende trinitarische Dankgebet ist im Ver-
gleich mit der KO von 1535 an die Stelle der kurzen
Dankkollekte Luthers (Postcommunio) getreten;
vgl. oben S. 379.

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