Grafschaft Ostfriesland
gelisten sein und getreuwe befunden worden, wieder
den teufel und seine engle, wieder die boßheit des
weldes und fleisches, und aber dein name geheihgt,
dein reich gemehret und dein wille vollgebracht
werde, wollest auch die vyaenden deines namens
sampt allen abgottischen und zwermeren bezwingen
und ihre vorhaben zunichtemachen, umb deines ge-
liebten Sohns Jhesu Christi willen, unsers Herrn, der
myt dir und dem h. Geiste lebet und regieret yhn
ewigkeit. Amen 40.
Folgens soll der inspector den ordinandum also
ansprechen: Lieber bruder N., ihr seid nu von Godt
dem Herrn beruffen, ein getreuwe diener Jhesu
Christi zu sein und seinen h. namen in dieser gemein
N. myt dem h. predigampte zu fuhren, und wir aus
Gottes ahnordnung senden euch, wie uns Godt ge-
sandt hat, durch geburliche mittel beruffen, und
leggen unsere hende auf euwere heupte von wegen
unsers erzbischoffs Jhesu Christi und setzen euch in
das 41 ampt ym namen des Vatters, des Sohns und
des h. Geistes. Amen 42.
Der inspector sampt etlichen mehr predigern le-
gen ihm die hende auf 43 myt diesen segen:
Der Herre sei mit deinem geiste, das du viele
40 Im Gedankengang folgt dieses Gebet im wesent-
lichen Luthers Ordinationsgebet; vgl. WA 38, 429 f.,
auch 433 (lat. Formular); Höfling, 142if.; oben
S. 190. Vgl. auch Hoyasche KO von 1581, Sehling
VI, 2, 1133.
41 B. entsprechend A., hat statt „setzen euch in das“:
„bevelen euch das“.
42 Diese Ansprache lehnt sich fast wörtlich an die der
Hoyaschen KO von 1581, Sehling VI, 2, 1133, an.
Doch läßt unsere KO gegenüber der Hoyaschen Vor-
lage einen Passus aus, der sich u. a. darauf bezieht,
daß der zu Ordinierende nicht durch „falsche, irrige
lehr, ketzerey, sekten, auch nicht durch eigene gedan-
ken“ von seiner Vokation abfallen möge. Derartige
Worte hatten in Ostfriesland einen aufreizenden
Klang. Sollten sie deshalb vermieden sein? Vgl. je-
doch unten S. 715.
43 Handauflegung war vorgesehen in Luthers Ordi-
nationsformular (WA38, 429; Höfling, 142;oben S.
190); auch nach der Hoyaschen KO von 1581, Seh-
ling VI, 2, 1133; ebenfalls in den reformierten Ge-
meinden Ostfrieslands gebräuchlich (vgl. Coetusord-
nung von 1576, die die Benutzung von Luthers Or-
dinationsformular einräumt, oben S. 435 f. mit Anm.
22; Emder KO von 1594, oben S. 481 ff. mit Anm. 4
[bei der Bestätigung im Dienst]; vgl. auch Microns
Ordinancien, oben S. 594 [bei der Bestätigung im
Dienst]). Vgl. dazu unten S. 689, Anm. 52.
frucht bringest und deine frucht bleiben muege
[vgl. Joh 15, 16]. Amen 44.
Zum beschlus lese der inspector der ganzen ver-
samlung 44a den Psalm. 113 und den Psalm. 133 etc.
Amen.
Von der predigern praesentation etc. 45
Ihn der praesentation soll die ordinary predigte sein
fur dem ganzem kaspell ein vermanung vom h. pre-
digampte uber den text Eph. 4, dim. pr[ius], Johan.
20 in med[io], Rom. 10 in med., Johan. 21, dim.
post., Ezech. 13 und desgleichen materye. Und sollen
diese stucke vernemblich gehandelt werden: 1. die
wirdigkeit des predigampts, 2. die schwaere burden
des amptes, 3. der gemeinden pflicht, liebe und ge-
horsamb 46, dem h. ampte 47 schuldig 48 etc. 49 Nach
getaner predigte soll der inspector mit dem neuwen
prediger ahn dem tische des Herrn tretten und die
kaspelleute also ahnreden: Lieben freunde in Christo,
nachdem ihr auf getane vermanung, von uns die-
nern des woirdes geschen, umb einen frommen, ge-
treuwen sehelsoerger nach unsers Herrn Christi
bevellich [Mt 9, 38] den Hern der ernte anzuruffen,
44 Der Segen lehnt sich eng an den ersten Satz des
Ordinationssegens der Hoyaschen KO an; vgl. Seh-
lingVI, 2, 1133. Vgl. den kürzeren Ordinationssegen
Luthers: WA 38, 431 (Fassung R). auch 433 (lat.
Formular); Höfling, 144; auch oben S. 190.
44a B. und A. haben statt „versamlung“: „gemeine“.
45 Ganz entsprechend der Hoyaschen KO von 1581,
in der sich das Kapitel „Von der praesentation oder
introduction eines predigers“ anschließt; vgl. Seh-
ling VI, 2, 1133 ff.
46 Diese drei Hauptpunkte lassen sich auch aus den
Hoyaschen Ansprachen anläßlich der Präsentation
herausstellen (die Predigt selbst soll dort von dem
Dienst des Worts schlechthin oder auch von etwas
anderem handeln); vgl. Sehling VI, 2, 1133 ff. Eine
ähnlich ausgerichtete Predigt war auch in der Em-
der ref. Gemeinde bei der öffentlichen Bestätigung
eines Predigers üblich; vgl. KO von 1594, oben
S. 481 ff. mit Anm. 4. 47 A.: predigambt.
48 B., entsprechend A., hier außerdem:. Die predigt mit
gewöhnlicher vermahnung zum gebet und darauf
mit dem Vater unser etc. endigen. - Zur Liturgie
nach der Predigt vgl. unten S. 696 f. mit Anm. 22.
49 Folgendes bis Verweisziffer 52 lehnt sich eng an die
Hoyasche KO von 1581, Sehling VI, 2, 1133—1134
(„Nach gethaner predigt... in diese kirchen zu N.
etc.“), an. Eine nennenswerte Abweichung s. bei
Verweisziffer 50.
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gelisten sein und getreuwe befunden worden, wieder
den teufel und seine engle, wieder die boßheit des
weldes und fleisches, und aber dein name geheihgt,
dein reich gemehret und dein wille vollgebracht
werde, wollest auch die vyaenden deines namens
sampt allen abgottischen und zwermeren bezwingen
und ihre vorhaben zunichtemachen, umb deines ge-
liebten Sohns Jhesu Christi willen, unsers Herrn, der
myt dir und dem h. Geiste lebet und regieret yhn
ewigkeit. Amen 40.
Folgens soll der inspector den ordinandum also
ansprechen: Lieber bruder N., ihr seid nu von Godt
dem Herrn beruffen, ein getreuwe diener Jhesu
Christi zu sein und seinen h. namen in dieser gemein
N. myt dem h. predigampte zu fuhren, und wir aus
Gottes ahnordnung senden euch, wie uns Godt ge-
sandt hat, durch geburliche mittel beruffen, und
leggen unsere hende auf euwere heupte von wegen
unsers erzbischoffs Jhesu Christi und setzen euch in
das 41 ampt ym namen des Vatters, des Sohns und
des h. Geistes. Amen 42.
Der inspector sampt etlichen mehr predigern le-
gen ihm die hende auf 43 myt diesen segen:
Der Herre sei mit deinem geiste, das du viele
40 Im Gedankengang folgt dieses Gebet im wesent-
lichen Luthers Ordinationsgebet; vgl. WA 38, 429 f.,
auch 433 (lat. Formular); Höfling, 142if.; oben
S. 190. Vgl. auch Hoyasche KO von 1581, Sehling
VI, 2, 1133.
41 B. entsprechend A., hat statt „setzen euch in das“:
„bevelen euch das“.
42 Diese Ansprache lehnt sich fast wörtlich an die der
Hoyaschen KO von 1581, Sehling VI, 2, 1133, an.
Doch läßt unsere KO gegenüber der Hoyaschen Vor-
lage einen Passus aus, der sich u. a. darauf bezieht,
daß der zu Ordinierende nicht durch „falsche, irrige
lehr, ketzerey, sekten, auch nicht durch eigene gedan-
ken“ von seiner Vokation abfallen möge. Derartige
Worte hatten in Ostfriesland einen aufreizenden
Klang. Sollten sie deshalb vermieden sein? Vgl. je-
doch unten S. 715.
43 Handauflegung war vorgesehen in Luthers Ordi-
nationsformular (WA38, 429; Höfling, 142;oben S.
190); auch nach der Hoyaschen KO von 1581, Seh-
ling VI, 2, 1133; ebenfalls in den reformierten Ge-
meinden Ostfrieslands gebräuchlich (vgl. Coetusord-
nung von 1576, die die Benutzung von Luthers Or-
dinationsformular einräumt, oben S. 435 f. mit Anm.
22; Emder KO von 1594, oben S. 481 ff. mit Anm. 4
[bei der Bestätigung im Dienst]; vgl. auch Microns
Ordinancien, oben S. 594 [bei der Bestätigung im
Dienst]). Vgl. dazu unten S. 689, Anm. 52.
frucht bringest und deine frucht bleiben muege
[vgl. Joh 15, 16]. Amen 44.
Zum beschlus lese der inspector der ganzen ver-
samlung 44a den Psalm. 113 und den Psalm. 133 etc.
Amen.
Von der predigern praesentation etc. 45
Ihn der praesentation soll die ordinary predigte sein
fur dem ganzem kaspell ein vermanung vom h. pre-
digampte uber den text Eph. 4, dim. pr[ius], Johan.
20 in med[io], Rom. 10 in med., Johan. 21, dim.
post., Ezech. 13 und desgleichen materye. Und sollen
diese stucke vernemblich gehandelt werden: 1. die
wirdigkeit des predigampts, 2. die schwaere burden
des amptes, 3. der gemeinden pflicht, liebe und ge-
horsamb 46, dem h. ampte 47 schuldig 48 etc. 49 Nach
getaner predigte soll der inspector mit dem neuwen
prediger ahn dem tische des Herrn tretten und die
kaspelleute also ahnreden: Lieben freunde in Christo,
nachdem ihr auf getane vermanung, von uns die-
nern des woirdes geschen, umb einen frommen, ge-
treuwen sehelsoerger nach unsers Herrn Christi
bevellich [Mt 9, 38] den Hern der ernte anzuruffen,
44 Der Segen lehnt sich eng an den ersten Satz des
Ordinationssegens der Hoyaschen KO an; vgl. Seh-
lingVI, 2, 1133. Vgl. den kürzeren Ordinationssegen
Luthers: WA 38, 431 (Fassung R). auch 433 (lat.
Formular); Höfling, 144; auch oben S. 190.
44a B. und A. haben statt „versamlung“: „gemeine“.
45 Ganz entsprechend der Hoyaschen KO von 1581,
in der sich das Kapitel „Von der praesentation oder
introduction eines predigers“ anschließt; vgl. Seh-
ling VI, 2, 1133 ff.
46 Diese drei Hauptpunkte lassen sich auch aus den
Hoyaschen Ansprachen anläßlich der Präsentation
herausstellen (die Predigt selbst soll dort von dem
Dienst des Worts schlechthin oder auch von etwas
anderem handeln); vgl. Sehling VI, 2, 1133 ff. Eine
ähnlich ausgerichtete Predigt war auch in der Em-
der ref. Gemeinde bei der öffentlichen Bestätigung
eines Predigers üblich; vgl. KO von 1594, oben
S. 481 ff. mit Anm. 4. 47 A.: predigambt.
48 B., entsprechend A., hier außerdem:. Die predigt mit
gewöhnlicher vermahnung zum gebet und darauf
mit dem Vater unser etc. endigen. - Zur Liturgie
nach der Predigt vgl. unten S. 696 f. mit Anm. 22.
49 Folgendes bis Verweisziffer 52 lehnt sich eng an die
Hoyasche KO von 1581, Sehling VI, 2, 1133—1134
(„Nach gethaner predigt... in diese kirchen zu N.
etc.“), an. Eine nennenswerte Abweichung s. bei
Verweisziffer 50.
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