Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0726
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Grafschaft Ostfriesland

chen zugelassen werden, sollen sie es dem pastori
(da es ihm unbewust) zu erkennen geben 95 und die
disciplin darinne hanthaben etc.

11. Wo man solche kuster, schulmeister, organi-
sten findt, die mit den godlosen und widerwilligen
mehr als dem pastori halten und die argernissen
sterken und zu den reulosen leuten sich viel gesellen
etc.

12. Item, die h. sacramenten und kirchendienste
verachten und argerlich verseumen, sollen dieselbe
dem inspectori angegeben und in beiwesent ander
predigern vormahnet werden etc.

13. Und in fall keine merklige besserung ehrfolget,
uns ahngezeigt und des dienstes durch unser consens
entsetzet etc.

14. Wollen auch unsern kustern, schullmeistern,
organisten die krugereye von bier und brandwein,
auch nachtcollation, gassenlaufen und alle unehr-
liche und ungottliche geselschaft, geschrei und ge-
berden (als keinem kirchendiener geziemet) genzlich
bei verlust des dienstes verbotten haben etc. 96

95 Bis hier lehnt sich der Artikel teils wörthch an die
Hoyasche KO von 1581 (,,Von den küstern und ih-
rem ampt... Zum zehenden... da sie jemand wü-
sten...“), Sehling VI, 2, 1143, an.

96 Vgl. Hoyasche KO von 1581 (,,Von den küstern und
ihrem ampt... Zum vierzehenden...“), Sehling VI,

2, 1144.

97 Auf ein luth. Gesangbuch, das der Buchdrucker Jo-
hann von Oldersum zu Emden druckte, nimmt das

ref. Emder Enchiridion von 1589 Bezug; vgl. oben

S. 469, Anm. 23. Das Fragment eines Gesangbuches
in niederdeutscher Sprache, das um 1584 in Emden,
vermutlich bei Johann von Oldersum, gedruckt
wurde, beschreibt J. Goeman in: JbE 18, 2 (1914),
358-378. Wahrscheinlich ist dieses Gesangbuch iden-
tisch mit dem luth. Gesangbuch, das das Emder En-
chiridion von 1589 bezeichnet. Allerdings kann das
Lied „Nu willet nicht vortzagen“, von dem sich ein
Bruchstück in dem Fragment erhalten hat, nicht,
wie Goeman meinte, als Ausweis dafür gelten, daß
es sich um ein luth. Gesangbuch handelt. Dieses
Lied, das Goeman, aaO. 359, als einen „echt luthe-
rischen Gesang mit einem kaum verkennbaren Aus-
fall gegen die Gegner der lutherischen Abendmahls-
lehre“ bezeichnet, steht nämlich mit gleichem Text
im ref. Emder Enchiridion von 1589 (vgl. dazu oben
S. 485, Anm. 24), Bl. CIX r-CXI v: „Ein Geistlick
Ledt/vp de wyse: Wor schal ick my hen keren. Casp.
Hackrodt. Nv willet...“ Vers 7 (in vereinfachter
Schreibweise): Ick mein den entechristen und syne
geleder all, de mit schalkheit und listen hervaren
sunder tall, Gades wort und recht to dempen, aff-

15. Gebieten auch ernstlich, das unsere organisten
im kirchendienste keine eitele weltlieder, sondren
alleine psalmen und des Lutheri geistliche lieder 97
spielen sollen etc.

16. Das sie auch mit den instrumentis sich kei-
nesweges in krugen und leichtvertigen heusern noch
geselschaften gebrauchen lassen bei verlust des dien-
stes etc. 98

17. Ihn unsern schulen sollen keine catechismi
noch ander bucher, latein oder deutsch, gestattet
werden dan mit consens des pastoris jeder platzen
und des inspectoris in jedem ambte etc.

18. Ihn jedem unserm ambte soll einer unter den
pastorn des ambts ein inspector sein uber kirchen
und schulen desselben ambtes 99, und sollen die in-
spectores in schwaren sachen der 1 religion sich
sampt andern pastoren myteinander besprechen und
der sachen myt dem godlichen worte ohne hader und
gezank raten und abhelfen etc. 2

dohn de sacrament, mit Godt scherzen und schem-
pen, er Godt hefft se vorblendt. - Es mag dieses
Lied des Hamburger Pastors Caspar Hackrodt (er
wurde 1551 bei dem Streit um die Höllenfahrt Christi
abgesetzt; bei Wackernagel IV, Nr. 170, ist das
Lied gedruckt nach dem Hamburger Enchiridion von
1558) wohl auch eher antikatholisch zu deuten sein.—
Von den fragmentarisch überlieferten 6 Liedern, die
Goeman mitteilt, stehen außer Nr. 4 (Godt geve, dat
unse gesang...) alle auch im ref. Emder Enchiridion
von 1589, das sich ja selbst als Neuauflage eines
älteren Emder Gesangbuches gibt (vgl. oben S. 469,
Anm. 23). Johann von Oldersum scheint sich, wie die
Vorrede zum Enchiridion von 1589 vermuten läßt
und auch Goeman, aaO. 360, annimmt, bei der Zu-
sammenstellung seines Gesangbuches im wesent-
lichen an das ref. Emder Enchiridion, das auch
Luthers Lieder sowie die meisten der in unserer KO
erwähnten Gesänge (vgl. die Einzelhinweise) ent-
hielt, angelehnt zu haben.

98 Vgl. dazu den Emder Organistenvertrag von 1577,
Art. 7 f. mit Anm. 14 und 16, oben S. 477 f.

99 Vgl. dazu oben S. 686, Anm. 25.

1 A. hat statt „der“: „oder“.

2 B., entsprechend A., fährt fort: 19.] Es sollen keine
beyschuelen gehalten werden ohne consens der pa-
storen und kirchvögten. Soll auch keine jugent auß
einer schuel in die andere angenommen werden, so
der disciplin darmit entgehen wölten. — Vgl. dazu
Emder Schulordnung von 1582, oben S. 514 ff. (sie
regelt das Beischulwesen, verbietet Schulwechsel
außerhalb der ordentlichen Zeit, zur Erhaltung der

694
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften