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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0728
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Grafschaft Ostfriesland

9. ] Und darauf eine lection, auf des Sontags evan-
gelium stimmend 12, uberlaut und deutlich dem volke
vorlesen (dazu ein bequeme platz aussen fur den
chor soll zugerichtet sein) etc.

10. ] Auf der lection wirt alsbald 13 der glaube ge-
spilet und gesungen 14, und alsdan der prediger auf
der kanzel die praefation myt dem gebet Unser
Vatter 15 etc. oder Nun bitten wyr denn heiligen
Geist 16 etc.

11. ] Darnach der text des evangeli i17 und predigt
von neun uhr biß zehen uhr. Nach der predigt das
gebett myt seiner praefation ihn diser oder gleicher
form etc.

12. ] Wir haben Gottes bevelch zu betten (ihr ge-
liebten) und seine zusage, das ehr 18 erhoren will, den:
Bezale den alderhoesten deine gelübte, und reufe
mich ahn ihn der not (spricht der Herr), so will ich
dyr helfen, und du solt mich preisen, Psalm. 50
[14 f.]. 2. Die not aber ist mannigerley, uberall und

12 Die Lektionen sind in unserer KO unten S. 700 ff.

angegeben.

13 Druckvorlage: alsbladt.

14 Luthers Glaubenslied sah die KO von 1535 nach
dem Gesang des Evangeliums vor; vgl. oben S. 376
mit Anm. 39; dazu die Interimsordnung, Einleitung
oben S. 329, Anm. 51. Die Antwerpener Agende von
1567 hat ebenfalls Luthers Glaubenslied, bevor der
Prediger die Kanzel besteigt (Bl. J II v).Zum Lied
oben S. 156 mit Anm. 52. Das Emder Enchiridion
von 1589 enthält Luthers Glaubenslied Bl. XLVII:
„Dat düdesche Patrem. Mart. Luther. Wy ge-
löuen...“ (darauf folgt Bl. XLVII v-L v das Glau-
benslied Menso Altings, das Johann von Oldersum
in seinem Gesangbuch ausgelassen haben dürfte).

15 A.: Vatter unser. - Gebet mit Vaterunser, nachdem
der Prediger die Kanzel bestiegen hatte, kannte
man auch in der Emder ref. Gemeinde; vgl. KO von
1594, oben S. 485 mit Anm. 26 f.; dazu Microns Ordi-
nancien, oben S. 599 f. Zur Tradition dieser liturgi-
schen Folge s. oben S. 567 f.

16 Zum Lied vgl. oben S. 55 mit Anm. 81. Auch in der
Emder ref. Gemeinde wurde Gott nach dem Ein-
gangsgebet gesangsweise (durch ein anderes Lied)
um den heiligen Geist angerufen; vgl. KO von 1594,
oben S. 486. Entsprechend sieht die Antwerpener
Agende von 1567 vor: Wenn der predicant auf die
kanzel kompt, singe er an gebets stadt: Nu bitten
wir den heilgen Geist oder Kom, heiliger Geist, Herre
Gott (Bl. J II v/J III r). Zur Tradition solcher Sitte
s. oben S. 568. Im Emder Enchiridion von 1589 steht
unser Lied auch, Bl. II v/III r: „De Lauesanck/Nu
bidden wy den hilligen Geist. Marth. Luth. Nv
bidden wy... “.

ihn allen stenden dises lebens, auch eines jeden
ihn seinen bevolen ampt und haußhaltung, 3. in-
sunderheit des armen, frembdlingen, witwen und
weisen und aller, die myt schwaren krankheiten,
betrubnis, schaden und armut, mit geverligkeit zu
wasser und zu lande, myt gewalt und unrecht zu
leiten 19, myt vorvolgung umb der warheit und ge-
rechtigheit, myt gefenknis und sunderliche anfech-
tinge benauwet 20 und geplaget werden etc., 4. auch
etzlicher kranken und bekummerten diser gementen
(individuales casus). Disen und allen 21 wolle der
Godt alles trostes, unser Herr und heiland, gedult
und hulfe gnedichlich vorlihen etc. 5. Es will sich
auch der Herr aller heren [vgl. Apoc 17, 14] und
Godt alles guten 1. die obrigkeit und regierung,
2. das predigampt und religion, 3. den eestand und
haußkirche gegen den hoeffteufel, hausteufel und
zwermteufel zu gemeinen heil und wolvart lassen
bevolen sein. Amen 22.

17 Auch in der ref. Gemeinde in Emden fand die Ver-
lesung des Predigttextes von der Kanzel nach der
Bitte um Geistmitteilung statt; vgl. KO von 1594,
oben S. 486. Der KO von 1535 zufolge wurde das
Evangelium vom Altar aus gesungen; vgl. oben
S. 376. Aus einem Zusatz Eggerik Beningas zur
Interimsordnung läßt sich schließen, daß man zu-
mindestens in Emden schon vor 1549 dazu über-
gegangen war, das Evangelium von der Kanzel zu
verlesen; vgl. Einleitung, oben S. 329, Anm. 51. Zur
Beibehaltung der Sonntagsevangelien s. oben S. 539,
Anm. 18. 18 A.: er uns.

19 B., entsprechend A.: leiden.

20 = gequält, beängstigt; vgl. Doornkaat Koolman

I, 145. 21 A.: allen anderen.

22 B., entsprechend A., fährt fort: So erhebet nun euere
herzen zu Gott, ihr geliebten, und betet miteinander
andächtig Unser Vater im himmel etc. — Belege für
die Ausdrücke „hofteufel“ und „hausteufel“ s. bei
Grimm, Deutsches Wörterbuch IV, 2 (1877), 1702.
692. - Das Fürbittengebet nach der Predigt sieht
die KO von 1535 vor; vgl. oben S.376 mit Anm. 45.
Die Emder KO von 1594 erwähnt außerdem das
Vaterunser, im Anschluß an das Fürbittengebet ge-
sprochen; vgl. oben S. 489. Mit der Emder KO wie
auch mit Microns Ordinancien gemeinsam hat un-
sere KO, den Abschriften zufolge, den doppelten
Gebrauch des Herrengebetes im Predigtgottesdienst,
entsprechend dem häufigen Gebrauch des Vaterunser
im mittelalterlichen Pronaus; vgl. oben S. 567 f.-An-
läßlich erneuter Landesunruhen wurde 1602 von der
Obrigkeit ein besonderes, nach der Predigt zu spre-
chendes Gebet angeordnet, das der Kanzler Thomas
Frantzius verfaßt hatte. Es ging am 10. Mai zusam-

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