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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0741
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Marienhafer Kirchenordnung 1593

gen dir dis kindlein und bitten, du wollest deine
ludzaelicheit dran beweisen.

H. Godt heiliger Geist 24 der warheit und Godt
des trostes, wir bitten dich herzlich, du wollest dises
kindlein ahnemen, verleuchtens ahn seiner sehelen
und reinigens von sunden, drin es empfangen und
geboren ist, und machens aber ein neu creatur ihn
Christo Jhesu [vgl. 2. K 5, 17]; den deine heilige
gabe und wirkung ist es, das wir mit erkenteniß des
heils erleuchtet und ein neu creatur zum zaeligen
ende bestendich bleiben, solche deine heilige gabe
und wirkung wollestu, gutiger Godt, auch ahn disen
kinde beweisen 25. Amen.

Hie wirt nun das kind 26 genennet, alsbald getau-
fet 27. Der prediger aber soll das kind nemen und
lassen ihn das ganze haupt entbloßen und gissen
ihn das wasser auf den ball des haupts, das es ubers
ganze haupt laufe (das wasser soll winters warm
sein). Die naßtaufe oder ein tropfen wasser, 3 oder 4
aufen stirn tripfen, mochte sobald ein gespot als ein
warheit des taufs geacht werden etc. 28

Danksagung uber die kindertaufe etc.

Hebet eure herzen zu Godt (ihr geliebten) und
last uns danksagen, wo es billich und recht ist, fur
empfangnen woltaten etc. Wir danken dir, H.
Godt Vater, Sohn und heilige Geist, das du uns dis
kindlein gegeben und den ehestand als deine stiftung
mit dise libesfrucht gesegnet und nun auch durch die
h. taufe dieselben deinen volke zu gemeinschaft der

24 B. und A. haben an dieser Stelle außerdem: ,du
Geist‘.

25 Im wesentlichen lehnt sich das Gebet an das der En-
gerhafer Liturgie an (vgl. oben S. 674 f. mit Anm. 8).
In unserer KO ist die Dreieinigkeit Gottes noch
stärker unterstrichen durch die dreimalige Bitte um
Annahme des Kindes. Im Anschluß an unser Gebet
ist gegenüber der Engerhafer Liturgie das Herren-
gehet fortgelassen. Auch in den ref. Gemeinden
scheint es im Rahmen der eigentlichen Taufhand-
lung nicht üblich gewesen zu sein (vgl. Emder KO
von 1594, oben S. 490 f.; auch Microns Ordinancien,
oben S. 610ff.).

26 Druckvorlage: kand.

27 Die nicht angegebene Taufformel s. in der Enger-
hafer Liturgie, oben S. 675 mit Anm. 9. Mit dieser
gleichlautend ist die Formel der Emder KO von
1594, oben S. 491.

heiligen eingelibet hast. - Dise deine woltat (H.
unser Godt) erkennen wir mit dankbaren herzen
und bitten, du wollest dißen kinde auch ferner gne-
dich sein, segnen und ihn deinen reiche zum zeligen
ende bewaren, durch Jhesum Christum. Amen 29.

Vermaninge ahn den ummestenden etc.

Nachdem Christus der Herr (ihr gelibten) ihn ein
gemente reiniget durch das wasserbatt ihn worte,
die herlich fur ihme, heilig und unstrafflich ist
(Eph. 5 [26 f.]), so behoren wir woll zu beherzigen
das vorbund und gebrauch der heiligen taufe, wie
daßselbe all unser lebenlang weret und ohne unter-
laß ihn ubung mus sein, und solches uns S. Paulus
zum Rom. ahn 6. lehret.

Das 6. capittel Rom. furgelesen und also gedimit-
tiret etc.

Es soll auch bey jeden kirchen ein buch sein,
drein die namen der tauflingen sampt den eltren
und gevattren auf dato jars, monatz und tages von
prediger ahngeschriben werden; den es ihn sterbens-
zeiten und sunst zutragen kan, das man diser sachen
schriftliche zeugnus haben muß. Wo der taufhandel
zufellicherweise mus kurzer gemachet werden, da
mugen der text Mar. 10 [13-16], das gebett ihn
taufbuchlein Lutheri 30 und volgens die danksa-
gung 31 genoch sein. Das wassertaufen aber ihm na-
men der heiligen drefaltigkeit nimmermer außge-
lassen etc.

28 Die ursprüngliche regelrechte Form der Taufe war
die immersio des völlig entblößten Täuflings; die
superfusio oder die aspersio des Kopfes galten nur
in Notfällen (Wassermangel, Krankheit) als zulässig.
Auch Luther trat noch für die immersio ein (Sermon
von dem heiligen hochwürdigen Sakrament der
Taufe. 1519; WA 2, 727). Vgl. G. Rietschel-P.
Graff, Lehrbuch der Liturgik II 2. 1952, 545 ff. 564 f.;
J. Beckmann, EKL III, 1310.

29 Das Gebet lehnt sich an das entsprechende der En-
gerhafer Liturgie an (vgl. oben S. 675 f. mit Anm.
11).

30 Taufbüchlein von 1526: „O allmächtiger, ewiger
Gott...“ und „Allmächtiger, ewiger Gott, der du
hast durch die sintflut...“ (vgl. KO von 1535, oben
S. 374).

31 B. und A. fügen hier ein: daselbst. — Danksagung
bei Luther?

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