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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0750
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Grafschaft Ostfriesland

tanzen 8 soll bey den Christen nicht platz haben etc.

11. ] Die, so fur den kirchgank und kirchlicher copu-
lation beylager halten, sollen von unsren commissa-
rio ein 9 straff genomet werden 10, gleichfals auch die,
so die kinder, umb große kindelber zu halten oder
sunst aus unwichtigen ursachen, lange lassen un-
getauft 11, item, die sich ihn andren kaspell und
kirchen lassen copulieren oder ihre kinder taufen 12
mit verachtung ihres predigers etc.

12. ] Wir wollen auch der alten christlichen kirchen
nach und aus denselben godtzaligen ursachen, das
auf den hohenfesten, item ihn Advent und jegen
Ostren na dominica Oculi keine eheliche hochzeiten
sollen gehalten werden, damit die minschenwerdung
und passio des Hern desto ahndechtiger zu betrach-
ten 13. Derhalben sich unsre untertanen auch andere
gastreyen und weltlicher uppicheit alsdann behoren
mer zu enthalten etc. 14

Agenda copulationis etc. 15

Der prediger spricht braut und brudigam sampt
ihr geselschaft so ahn (ihnden vhe junges volkes

8 B.: ärgerliche tanzen. — Zu den damals gern getanz-
ten Galliarden s. oben S. 478 mit Anm. 15. Vgl. auch
Hoyasche KO von 1581, Sehling VI, 2, 1200 (aaO.
„Zum achtzehenden...“).

9 B. und A.: in.

10 Entsprechend der Hoyaschen KO von 1581, Sehling
VI, 2, 1200 (aaO. „Zum neunzehenden...“). Dem
Satz der Hoyaschen KO „Da es sich aber begehen
würde, sollen uns solche personen in gebürliche
straffe verfallen sein“ entspricht unser „sollen von
unsren commissario ...werden“. Dem entgegen
setzte der Rat der Stadt Emden nach der Eheord-
nung von 1596 in solchem Fall von sich aus Strafen
fest (vgl. oben S. 532 „Van der affkundiginge... 6...“).
Vgl. dazu Einleitung, oben S. 348. 355.

11 Vgl. oben S. 707, Anm. 14.

12 A.: laßen taufen.

13 Schon das Konzil zu Laodicea (ca. 343/381) verbie-
tet es, während des Quadragesimalfastens verschie-
dene Festlichkeiten, darunter „nuptias vel quelibet
natalicia“, zu feiern (can. 51 u. 52); so Corp. iur.
can., Decr. Grat. II, caus. XXXIII, qu. IV, c. 8. 9
(Friedberg I, 1249); die canones bei Mansi 2, 571.
572; E. J. Jonkers, Acta et symbola conciliorum quae
saeculo quarto habita sunt. Leiden 1954, 94 f.; C. J.
v. Hefele, Conciliengeschichte I 2. 1873, 772. Bald
wurde die Quadragesima als geschlossene Zeit all-
gemein vorgeschrieben; vgl. z.B. Decr. Grat. II,
caus. XXXIII, qu. IV, c. 11 (Nikolaus I. an die Bul-
garen 866; Friedberg I, 1250). Die Ausdehnung

da ist): Das man die eheleute (ihr gelibten) mit sol-
chen geselschaft und gezir zur kirchen furet, hat
nicht die meinunge, die weltliche pracht und up-
picheit zu beweisen (das were gar heidensch und
frembde van der godtsaligkeit), sundren die ge-
meine Gottes hat es weislich und godsalig also ein-
gesatzet, damit die unwissende jugent von diser stif-
tung Gottes unterricht werde, wie godtsalich und er-
beitig 16 man van deser stiftung Gottes halten und
reden soll. Item, datt die eheleut Gottes segen mit
den gemeinen gebett begeren und erlangen; den ihm
ehestande fallen vill beswarnissen der narung, der ge-
sundheit und der kinderzucht, und der satann treibet
sunderlich sein list und boßheit, die eheliche leibe 17,
friede und wolvart zu trennen, drumb beturven
auch die eheleut ihn sunderheit des christilichen [!]
gebedes und Gottes segen uber ihren ehestand etc.
So sollen wir nun (alle weltliche eitelheit hindenan-
gesetz) Gottes radt und einsatzung des ehestandes
sampt den ehelichen haußrechte und furschrift
Gottes mit geburhcher andacht ahnhoren (textus
Genes. 2). Hiraus lernen wir 1. (ihr gelibten), welch
ein haußkirche und schule Gottes der ehestand ist 18,

der geschlossenen Zeit auf Advent und andere Fest-
zyklen wurde empfohlen. Das Reformkonzil von
Seligenstadt 1022, cap. 3, verordnete: De legitimis
autem coniugiis ita visum est, quod nullus Christia-
nus uxorem ducere debeat ab Adventu Domini us-
que in octavas Epiphaniae, et a Septuagesima usque
in octavas Paschae, nec in supra notatis 14 diebus
ante festivitatem S. Joannis Baptistae, neque in
praedictis ieiuniorum diebus, sive in omnium so-
lennium dierum praecedentibus noctibus (Mansi
19, 397; v. Hefele, aaO. IV 2. 1879, 672). Eine allge-
mehi gültige Norm gab es aber nicht (verschiedene
Bestimmungen der Synoden). Vgl. H. F. Jacobson-
Sehling, RE 3 19, 513f.; J. B. Sägmüller, Lehr-
buch des kath. Kirchenrechts II 3, 1914, 192; ferner
G. Rietschel-P. Graff, aaO. II, 719; Leiturgia I,
526 f. (G. Kunze).

14 Sachlich entsprechend der Hoyaschen KO von 1581,
Sehling VI, 2, 1200 f. (aaO. „Zum zweyundzwein-
zigsten...“).

15 Möglicherweise lehnt sich unsere Trauordnung an die
Engerhafer Liturgie an oder ist dieser entnommen;
vgl. Einleitung, oben S. 354.

16 B. und A.: ehrerbietig.

17 B., entsprechend A:. lieb.

18 Vgl. dazu Luther, Das siebend capitel aus der epi-
stel S. Pauli zu den Chorinthern 1523, WA 12, 106:
Nymbstu aber eyn weyb und wirst ehlich, so ist das
der erste stoss: Wo willtu nu dich, deyn weyb und
kind erneren? Und das weret deyn leben lang. Also

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