Marienhafer Kirchenordnung 1593
was sonderlich gevallen Godt darahn hat, 2. item,
we weißlich und bedachtsam der ehestand ihn fruch-
ten Gottes ahnzufangen und folgens nach Gottes ei-
gen furschrift zu halten (nemplich:) We der h. apo-
stel uns dise gottesstiftung Eph. 5 et 6 weiter erkle-
ret (textus Eph. 5 et 6 etc.). Weil ihr dan auch mit
dem offentlichen aufkundigung und mit disen euren
kirchgank bezeugen, das ihr euch ordentlicherweise
zum h. ehestand begeben und nach Gottes willen
drin leben willen, und die gemeine furbitt druber
begeret, so gebet einander alhie die hende (dent
dexteras), und ich von wegen meines amptes ihn
diser gemene spreche euch ehelich zusamen ihn 19
namen Gottes des Vatters, des Sohns und des h.
Geistes, der euch gnedichlick segnen wolle. Amen.
Und was Godt also zusamengibt, das soll der minsch
nicht scheiden [Mt 19, 6]. - Ihr, braut und breuti-
gam, kniet nider und ihr ander stande 20 betet mit
ahndacht also:
Gebet.
Almechtiger 21 Godt Vatter, Sohn, h. Geist, schep-
fer himels und der erden, der englen zu deinstbare
geiste und des minschlichen geslechtes zu deinen
bhde, du hast den ehestand selber gestift und deinen
segen da verheißen allen, die deinen namen lieb ha-
ben und ihn deinen gebotten wandren, wir bitten
dich, du wollest auch dise eheleute, de sich ihn dei-
nen namen zur ehe begeben, gnedichlich ahnnemen
das der ehliche stand von natur der art ist, das er auf
Gottis hand und gnade leret und treybt zu sehen und
gleich zum glauben zwinget... 107: Sihe, so grey-
fistu hie fur das erst, das der ehestand von natur der
art ist, das er den menschen treybt, jagt und zwinget
hyneyn yn das allerynnerlichst, höhist, geystlich
weßen, nemlich zum glauben. Syntemal keyn höher,
ynnerlicher weszen ist denn der glaube, denn der
hanget blos an Gottis wort und ist nacket ausgezo-
gen von allem, das nicht Gottis wort ist. Nu ist je
nichts höhers, ynnerlichers, widder yn hymel noch
erden, denn Gottis wort, wilchs auch Got selber ist.
19 B. und A.: im. 20 B. und A.: stehende.
21 B., entsprechend A.: Allmechtiger ewiger.
22 In der ref. Gemeinde in Emden wurden bereits seit
1587 Trauungsregister geführt; vgl. oben S. 495,
Anm. 75.
23 A. läßt hier die Begräbnisordnung folgen, die in der
Druckvorlage und in B. den Schluß bildet.
24 B. und A.: „kustren“ fehlt. Vgl. dazu oben S. 693 mit
Anm. 93.
und segnen, das sie mit ihren ehestande, haußhal-
tung und gesinde dir woll gevallen, deinen und ihn
gemeinschaft der heiligen bleyben, und was kreuz
(du, Herr) ihnen wirst lassen zukommen, dasselbe
mit deinen trost und hilfe gedultig tragen und uber-
winden, durch Jhesum Christ, deinen lieben Sohn,
unsren Hern. Amen.
Brevis admonitio seu commonefactio
ad nuptiales de modestia, cavendis scandalis,
iurgiis, aliisque viciis etc.
Es sollen die eheleute ihn ein besunderlich buch,
dazu gehalten, ahngeschriben werden ihn jeden
kaspell 22, das sie oder ihre kinder, wan die sache er-
fordert, schriftlich gezeugnus ihrer ehelichen copu-
lation oder geburt haben mugen etc. 23
Von unterhaltung der kirchendeiner etc.
1. ] Wir wollen, das unsre pastoren, predigren, schul-
meistern, kustren 24, organisten ihre allinge 24a alte
einkommen und praebenden sollen getreuwlich ent-
richtet werden ohne abbruch und verletzung etc. 25
2. ] Wollen auch, das obgemelte kirchen- und schul-
deiner mit keiner neuwen schatzungen, expensen
oder lasten sollen bezweret werclen 26, wie es mach
namen hebben, sundren alleine bey den alten gewon-
lich teichschos 27 verbleiben etc.
24a B.: alle ihre.
25 Ähnlich die Hoyasche KO von 1581, Sehling VI, 2,
1194 (,,Von versorgung der pastorn... Zum an-
dern...“).
26 Ähnlich die Hoyasche KO von 1581, Sehling VI, 2,
1195 („Privilegia der pastorn und kirchendiener“).
27 Druckvorlage: tuchschoß. — B. und A. wie der Text.—
Die Deichlast war an das Land gebunden, also ding-
licher Art. Demgemäß unterlagen auch die Geistli-
chen als Nutznießer des Pfarrlandes der Pflicht, sich
an den Deichlasten zubeteiligen.Vgl. Emsische Deich-
ordnung Edzards d. Gr. von 1515, § 11 (M. v. Wicht,
Landrecht, 912 f.): .. .Und men sall van idtlyck graß
landes des jahres geven twee krumstert (vgl. oben
S. 413, Anm. 91) to de holtung, rungen [= Bolzen]
und meisterlohn, und wat darto vannoeden is;
de meyer sall dat utgeven und dem landheren kor-
ten, und de meyere soelen dann oir dyck holden
und alle, we land brueckt, und van de twee krum-
stert offte 1 schap [?], de men to dyckschott sall
geven, dar sall nemand von utgenamen edder ge-
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was sonderlich gevallen Godt darahn hat, 2. item,
we weißlich und bedachtsam der ehestand ihn fruch-
ten Gottes ahnzufangen und folgens nach Gottes ei-
gen furschrift zu halten (nemplich:) We der h. apo-
stel uns dise gottesstiftung Eph. 5 et 6 weiter erkle-
ret (textus Eph. 5 et 6 etc.). Weil ihr dan auch mit
dem offentlichen aufkundigung und mit disen euren
kirchgank bezeugen, das ihr euch ordentlicherweise
zum h. ehestand begeben und nach Gottes willen
drin leben willen, und die gemeine furbitt druber
begeret, so gebet einander alhie die hende (dent
dexteras), und ich von wegen meines amptes ihn
diser gemene spreche euch ehelich zusamen ihn 19
namen Gottes des Vatters, des Sohns und des h.
Geistes, der euch gnedichlick segnen wolle. Amen.
Und was Godt also zusamengibt, das soll der minsch
nicht scheiden [Mt 19, 6]. - Ihr, braut und breuti-
gam, kniet nider und ihr ander stande 20 betet mit
ahndacht also:
Gebet.
Almechtiger 21 Godt Vatter, Sohn, h. Geist, schep-
fer himels und der erden, der englen zu deinstbare
geiste und des minschlichen geslechtes zu deinen
bhde, du hast den ehestand selber gestift und deinen
segen da verheißen allen, die deinen namen lieb ha-
ben und ihn deinen gebotten wandren, wir bitten
dich, du wollest auch dise eheleute, de sich ihn dei-
nen namen zur ehe begeben, gnedichlich ahnnemen
das der ehliche stand von natur der art ist, das er auf
Gottis hand und gnade leret und treybt zu sehen und
gleich zum glauben zwinget... 107: Sihe, so grey-
fistu hie fur das erst, das der ehestand von natur der
art ist, das er den menschen treybt, jagt und zwinget
hyneyn yn das allerynnerlichst, höhist, geystlich
weßen, nemlich zum glauben. Syntemal keyn höher,
ynnerlicher weszen ist denn der glaube, denn der
hanget blos an Gottis wort und ist nacket ausgezo-
gen von allem, das nicht Gottis wort ist. Nu ist je
nichts höhers, ynnerlichers, widder yn hymel noch
erden, denn Gottis wort, wilchs auch Got selber ist.
19 B. und A.: im. 20 B. und A.: stehende.
21 B., entsprechend A.: Allmechtiger ewiger.
22 In der ref. Gemeinde in Emden wurden bereits seit
1587 Trauungsregister geführt; vgl. oben S. 495,
Anm. 75.
23 A. läßt hier die Begräbnisordnung folgen, die in der
Druckvorlage und in B. den Schluß bildet.
24 B. und A.: „kustren“ fehlt. Vgl. dazu oben S. 693 mit
Anm. 93.
und segnen, das sie mit ihren ehestande, haußhal-
tung und gesinde dir woll gevallen, deinen und ihn
gemeinschaft der heiligen bleyben, und was kreuz
(du, Herr) ihnen wirst lassen zukommen, dasselbe
mit deinen trost und hilfe gedultig tragen und uber-
winden, durch Jhesum Christ, deinen lieben Sohn,
unsren Hern. Amen.
Brevis admonitio seu commonefactio
ad nuptiales de modestia, cavendis scandalis,
iurgiis, aliisque viciis etc.
Es sollen die eheleute ihn ein besunderlich buch,
dazu gehalten, ahngeschriben werden ihn jeden
kaspell 22, das sie oder ihre kinder, wan die sache er-
fordert, schriftlich gezeugnus ihrer ehelichen copu-
lation oder geburt haben mugen etc. 23
Von unterhaltung der kirchendeiner etc.
1. ] Wir wollen, das unsre pastoren, predigren, schul-
meistern, kustren 24, organisten ihre allinge 24a alte
einkommen und praebenden sollen getreuwlich ent-
richtet werden ohne abbruch und verletzung etc. 25
2. ] Wollen auch, das obgemelte kirchen- und schul-
deiner mit keiner neuwen schatzungen, expensen
oder lasten sollen bezweret werclen 26, wie es mach
namen hebben, sundren alleine bey den alten gewon-
lich teichschos 27 verbleiben etc.
24a B.: alle ihre.
25 Ähnlich die Hoyasche KO von 1581, Sehling VI, 2,
1194 (,,Von versorgung der pastorn... Zum an-
dern...“).
26 Ähnlich die Hoyasche KO von 1581, Sehling VI, 2,
1195 („Privilegia der pastorn und kirchendiener“).
27 Druckvorlage: tuchschoß. — B. und A. wie der Text.—
Die Deichlast war an das Land gebunden, also ding-
licher Art. Demgemäß unterlagen auch die Geistli-
chen als Nutznießer des Pfarrlandes der Pflicht, sich
an den Deichlasten zubeteiligen.Vgl. Emsische Deich-
ordnung Edzards d. Gr. von 1515, § 11 (M. v. Wicht,
Landrecht, 912 f.): .. .Und men sall van idtlyck graß
landes des jahres geven twee krumstert (vgl. oben
S. 413, Anm. 91) to de holtung, rungen [= Bolzen]
und meisterlohn, und wat darto vannoeden is;
de meyer sall dat utgeven und dem landheren kor-
ten, und de meyere soelen dann oir dyck holden
und alle, we land brueckt, und van de twee krum-
stert offte 1 schap [?], de men to dyckschott sall
geven, dar sall nemand von utgenamen edder ge-
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