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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0757
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23. Kirchenordnung der graff- und herrschaften Hoya, Rittpergh,
Bruchausen, Esenß, Stedeßdorff und Wittmundt.

Ao. 1574. 1

Deß wollgebornen und edlen herrn, herrn Erichs, graffen zur Hoya, Ritperch und Bruchhausen, herrn
zue Esenß, Stedeßdorff und Wittmundt, vorklerter und publicirter kirchen- und disciplinordnung 2 kur-
zer summarischer extract, in aller maße, alß in den graff- und heerschaften Hoya, Rittpergk, Bruch-
husen, Esenß, Stedeßdorff und Wittmundt mit ratt der theologen und rechtßgelehrten beschloßen 3 und
in gemelten Seiner Gnaden graff- und herrschaften durchauß von den predigstühlen, rattheusern nach
gelegenheit eineß jeden ohrtß publiciret, auch in kumpstigen visitationen eindrechtig und einhellig
gehalten und derselben gestrackß gehorsamet werden solle, 1574 etc.

Wir Erich, von Gottes gnaden graff zur Hoya,
Rittperch und Bruchhausen, herr zue Esenß, Ste-
deßdorff und Wittmundt, geben hiemit allen und
jederen unseren getreuen untertanen, in waß wuhr-
den und standeß dieselben sein mugten, gnediglich
zu erkennen: Nachdeme in unser graffschaft Hoya
und Bruchhausen weyl[and] der wollgeborner und
eddeler herr Jost, graff zur Hoya und Brughausen,
unser gehebter herr vatter, christlicher und seliger
gedechtniß, auß einem sonderlichen iver und graff-
licher andacht zue dem götthchem worde und zue
erhaltung gueter policey mit rate und zutuen itz-

1 Druckvorlage: Abschrift des 17. Jh.s aus dem Archiv
der luth. Landessuperintendentur, Aurich. Die Hs
umfaßt 53 Bll. in Quart. Die Rückseiten des Titel-
blattes und des folgenden Blattes sind leer, darauf
folgen ein vollständig leeres Bl. und 47 numerierte
Bll., von denen das 3. nur auf der Vorderseite be-
schrieben ist. Von den drei letzten, unnumerierten
Bll. sind das erste und das letzte ebenfalls nur auf der
Vorderseite beschrieben. Der KO ist eine gedruckte
Verordnung des Grafen Ulrich zu Ostfriesland,
Herrn zu Esens, Stedesdorf und Wittmund, betr.
Verlöbnisse, Hochzeiten, Kindtaufen, Begräbnisse
usw. von 1647 vorgebunden. Hinten angebunden
sind handschriftliche Visitationsartikel und Visi-
tationsprotokolle für das Amt Esens aus dem 17. Jh.,
sowie eine handschriftliche Instruktion für die Vor-
münder in Regensburg von 1659. Das Ganze ist in
Pergament gebunden.

2 Hiernach könnte man denken, daß unserer KO eine

bereits kurz vorher publizierte, umfassendere KO

zugrunde liegt, von der unsere KO nur einen Auszug

darstellt. Diese Annahme würde den Widerspruch

in der Überlieferung der Publikationsdaten (vgl. Ein-
leitung, oben S. 358) vielleicht lösen. Es scheint denk-
bar, daß 1573 eine umfassendere KO publiziert wor-
den ist, die sich dann aber für den praktischen Ge-

licher frommer, gelährter leute eine christliche kir-
chenordnung und welchermaßen die allgemeinen
untertanen in guter disciplin und christlicher zucht
gehalten werden mugte etc., alß den solche nach-
einander in dieser gemelten ordnung folgen wird,
uffrichten laßen 4, und unß nun auch alß der christ-
lichen obrigkeit obliegt, daß wier in anfenglicher
graffschaft und heerschaften Rittperg, Esenß, Ste-
deßdorff und Wittmund regirung 5 in gleicher gestalt
uber beide taffeln der heiligen zehen gebotten Got-
teß ernstlich halten sollen 6, also daß deß allmech-
tigen ehre gesucht, sein wort rein und lauter ge-

brauch und eine häufigere Publikation von der Kan-
zel als zu umfangreich erwies, so daß man einen Ex-
trakt herstellte, der dann 1574 von den Pastoren an-
genommen und ihnen einzeln in die Hand gegeben
wurde. Docb ließ sich Sicheres darüber nicht er-
mitteln.

3 Wesentlichen Anteil am Zustandekommen der KO
von 1573 hat vermutlich Friedrich Russius (Rusch,
Rauch, Rus) gebabt, 1549-1566 Kaplan, 1566-1597
1. Pastor und Superintendent in Nienburg; vgl.
Sehling VI, 2, 1123. Personalien bei H. Gade, Ge-
schichte der Stadt Nienburg an der Weser. 1862,
49 ff.; Ph. Meyer, Pastoren II, 196 f.

4 Vgl. Sehling VI, 2, 1122.

5 Vgl. Einleitung, oben S. 357.

6 Nach der bes. von Melanchthon begründeten Lehre.
Brief an Bucer vom 15. März 1534 (CR 2, 711):
Pronuntio... blasphemas doctrinas a magistratu
prohibendas, arcendas et puniendas esse. Ratio est,
quia magistratui commissa est tutela totius legis,
quod attinet ad externam disciplinam... - Gutach-
ten über das Reformationsrecht des Fürsten von
1536 (CR 3, 225): Magistratus custos esse debet, non
solum secundae tabulae, sed etiam primae, quod ad
externam disciplinam attinet... - Ausführlich über
die Ausgestaltung dieser Lehre im Reformationsjh.,

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