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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0766
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Harlingerland

kikern 61 und wedder die, so sie beratschlagen, auß
der schrift heftig, erschrecklich und ernstlich pre-
digen sollen. Und so sie jemandz nach dieser zeit
hiranne schuldig befinden, sall unser, alß der obrig-
keit, straffe nit entgehen. Idt sollen auch unsere be-
ambten und voigte ein ganz fleisig uffmerkenß und
nachforschung uff sotane laster stetß unverdroßen
haben, und so jemandß in unser graff- und heerschaf-
ten domit umbgingen oder andere binnen oder buh-
ten landeß umb hulfe und wahrsage besochten, be-
funden werden, sall unß, unsern drosten und ambts-

Ckronyk, 736 f.; zum Ganzen Borchling in: Up-
stalsboom-Blätter 2 (1912/13), 95 f. Weiteres über
Zauberei und Hexenwesen im Harlingerland gegen
Ende des 16. Jh.s s. bei Reimers in: Friesen-Alma-
nach 1922, 19 f. (z.T. nach dem Diarium des Esenser
Landricbters Hermann Prunseken). — Zum Hexen-
glauben im allgemeinen s. E. Stiglmayr und A.
Brück, RGG 3 III, 307 ff. (Lit.).

61 Man glaubte, Hexen und Zauberer könnten in einer
Kristallkugel Vergangenes und Zukünftiges erblicken.
Näheres s. Sehling VI, 2, 882, Anm. 17a; R. Beitl,
Wörterbuch der deutschen Volkskunde 2. 1955 (Krö-
ners Taschenausgabe Bd. 127), 444 f. — Vgl. dazu die
Erzählung Luthers vom Erfurter Magier, der sich
dem Teufel verschrieb und dafür ein Kristall erhielt,
aus dem er mit großem Erfolg wahrsagte, bis
der Teufel ihn betrog und ihm trügerische Bilder im
Kristall zeigte, so daß der Magier gefangen und
schließlich verbrannt wurde, nicht jedoch, ohne sich
vorher zu bekehren, womit schließlich der Teufel der
Betrogene war; WATR 3, Nr. 3618.

62 Vgl. Cod. Iust. IX, 18 (Corp. iur. civ. II 9. 1915,
hrsg. v. P. Krueger, 379 f.): De maleficis et mathe-
maticis et ceteris similibus. - Dort wird die Zeichen-
deuterkunst verboten. Der Wahrsager, der in ein
anderes Haus gegangen ist, soll verbrannt, wer ihn
herbeigerufen hat, nach Konfiszierung seines Ver-
mögens auf eine Insel deportiert werden (Jahr 319).
Die Wissenschaft derer, die mit Zauberkünsten gegen
die Wohlfabrt der Menscben vorgehen, soll strafbar
sein und schwer geahndet werden usw. (J. 321). Wer
sich der Wahrsagerei oder Zauberei schuldig macht
oder einen Wahrsager usw. um Rat fragt, soll mit
dem Schwert gestraft werden (J. 357). Zauberer
sollen als solche, die in die Gesetze der Natur ein-
greifen, das Leben Unschuldiger gefährden usw., von
den wilden Tieren zerrissen werden (J. 357). Hohe
staatliche Würde schützt einen Zauberer nicht vor
der Folter (J. 358). Zauberer sind sofort zu denun-
zieren usw. (J. 389). Dazu Th. Mommsen, Römi-
sches Strafrecht. 1899, 639 ff.- Nach deutschen Rech-
ten verwandte man gegen sog. Zauberer bzw. Zaube-
rinnen vielfach die Strafe des Verbrennens oder Er-
tränkens. Häufig gebrauchte man im 16. und 17. Jh.
gegen Zauberinnen und Hexen das Wasserurteil (vgl.

verwandten angesagt und bey vermeidung unser
ungnade und straffe verkundschaft werden. Denen
wir alßden vermuge der rechten 62 willen begegnen,
daß sie unsere ungnade und mißfallent doruber kön-
nen vermerken und spuren.

Der neunte articull.

Von wucherlichen handel.

Ordnen wier, daß unser graff- und heerschaften
untertanen wedder die göttflchen, naturlichen und
keyserl[ichen] rechten 63 von ihren nechsten nit mehr

oben S. 34, Anm. 9). Vgl. J. Grimm, Deutsche
Rechtsalterthümer II 4. 1899, 278. 283. 585. - Die
Peinliche Halsgerichtsordnung 1532 (Carolina) legt
in Art. 44 fest, unter welchen Voraussetzungen An-
zeige und peinliches Verbör wegen Zauberei berech-
tigt ist, gibt in Art. 52 Anweisungen über das Verhör
und bestimmt in Art. 109: so jemand den leuten
durch zauberey schaden oder nachteil zufügt, soll
man strafen vom leben zum tod, und man soll
solche straf mit dem feuer tun. Wo aber jemand zau-
berey gebraucht und damit niemand schaden getan
hätt, soll sonst gestrafft werden, nach gelegenheit
der sachen, darinnen die urteiler rats gebrauchen
sollen... (Koch-Senckenberg, aaO. 373. 374 f.
383 ; Krit. Ausg. d. C.: J. Kohler-W. Scheel. 1900,
30 f. 34. 59).

63 Cod. Iust. IV,32, 26, 2 f. (aaO.173): Ideoque iubemus
illustribus quidem personis sive eas praecedentibus
minime licere ultra tertiam partem centesimae usura-
rum in quocumque contractu vili vel maximo stipu-
lari: illos vero, qui ergasteriis praesunt vel aliquam
licitam negotiationem gerunt, usque ad bessem cente-
simae suam stipulationem moderari: in traiecticiis
autem contractibus vel specierum fenori dationibus
usquead centesimam tantummodo licere stipulari nec
eam excedere, licet veteribus legibus hoc erat conces-
sum: ceterosautemomnesbomines dimidiam tan-
tummodo centesimae usurarum posse stipu-
lari et eam quantitatem usurarum etiam in aliis om-
nibus casibus nullo modo ampliari, in quibus citra
stipulationem usurae exigi solent. Nec liceat iudici
memoratam augere taxationem occasione consue-
tudinis in regione obtinentis... (Bestimmung Justi-
nians von 528). Die Zinsen sind hier jeweils für den
Monat angegeben; für die Allgemeinheit war der
Jahreszins also auf 6% festgesetzt. Vgl. dazu H.
Kreller, Bömisches Recht Il.Wien 1950, 273 f. Da-
gegen gestattete die Reichspolizeiordnung von 1548,
Tit. XVII (vgl. bes. § 8) Zinsen nur in Höhe von 5%.
Wucherliche Kontrakte sollten ungültig sein, Wu-
cherer außerdem den vierten Teil ihrer Hauptsumme
an die bürgerliche Obrigkeit verloren haben usw.
(Koch-Senckenberg, aaO. 596 f.). Vgl. dazu H.
F. Jacobson-E. Sehling, RE 3 21, 521 ff.; Seh-
ling V, 188 ; unten Anm. 65.

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