Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0767
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1573/74

den sechs taller 64 uff einhundert taller pension neh-
men und also durchauß dieserhalben unserm publi-
cirten dieses 72. jahrß mandato 65 parirn und schul-
digen gehorsamb leisten, zu vermeidung inverleibter
straffe.

Der zehende articull.

Wo sich die pastoren
kegen die rottengeister halten sollen.

Kein sacramentschender, wedderteufer, sekten-
macher noch nohtlich 66 und heimblich winkelpre-
diger soll in unser graff- und heerschaft behauset,
geherberget noch gelitten werden 67. Derohalben
ordnen wir, daß unsere pastoren fleisige achtung
haben uff die losen, lichtferdigen inschleicherß, so
mit schwermerey von der taufe und abendmall, auch
andern, kegen unsere lehrarticul mit erdommen 68
besessen sein mugten und sich domit in den schaff-
stall Christi [Joh 10] einflicken und etwaß vergiftigeß
und leichtferdigeß außspeyen wollen. Sotan sollen
sie von stund an unsern befehlhabern deßelben
amptß anzeigen, welche ihreß tragenden befehlß
sotane annehmen oder von stund auß unser graff-
und herrschaften, bey gewißer straffe zu gewarten,
verweisen sollen.

So auch jemandß von unsern undertanen und
aydßverwandten hoheß und niedriges standeß die-
selben wolten underhalten, verheimblichen und nit
melden, die oder dieselbe sollen gleich den schwer-
mern in unsere ungnade und straffe gefallen sein.

64 Zum Taler vgl. oben S. 187, Anm. 4.

65 Dazu H. Reimers, Balthasar Arends Zeit-, Jahr-
und Tagweiser, 12: 1572 den 26. November wurden
durch grafen Erich zu Hoya in diesen herrlichkeiten
die renten durch ein öffentliches mandat auf 6 pro
zentum gesetzet und alle vorige wucherliche contracte
und pacta cassieret und aufgehoben. - Die Nien-
burger Stadtordnung von 1569 (F. E. Pufendorf,
aaO. 336; H. Gade, 208) hatte Jahreszinsen nur in
Höhe von 5 % gestattet; Zuwiderhandlungen soll-
ten nach kaiserlichen Rechten und nach den Reichs-
ordnungen und -abschieden gestraft werden. Vgl.
Anm. 63.

66 = sonderbarer, wunderlicher; vgl. Schiller und
Lübben III, 200. — Ch. Funck hat hier: nechtlich
(vgl. auch Ch. Lüpkes, 11, und Sehling VI, 2,
1196, Anm. 26b).

67 Vgl. dazu oben S. 19, Anm. 9.

68 = Irrtümern; vgl. oben S. 225, Anm. 43.

69 Tag: 15. August.

70 Bald nach dem Konzil von Ephesus 431 wurde der

Der eilfte articull.

Von den festen.

Sectio prima.

Von den vier zeiten.

Die vier hohen festtage belangende, ordnen wir
auch, daß Wihnachten, Paschen, Pfingsten mit den
zween folgenden tagen sollen gerouwet, gefyret und
mit öving deß gottlichen wordeß geheiliget werden.

Von der himmelfahrt Mariae 69.

Dieweile daß fest ohne grund und gezeugniß der
schrift durch dem antechrist ist angerichtet 70, soll
idt ganz abgetaen sein und seiner nit gedacht wer-
den. Ordnen derohalben, daß der [!] letzste und
vierte hochfesttagzeit solle S. Michaelis tag 71 sein.
Und sollen die kaspelßleute dem pastorn am selben
tag öhre opfer, gebuhrlichen pflicht und landheur 72
guedtlichen entrichten und ohne hinderung dor-
geben und bezahlen 73.

Sectio secunda.

Von den fürnembsten festtagen.

Gleichfallß ordnen wir, daß undergeschriebene
und verzeichnete tage in unser graff- und heer-
schaften genzlich gefeyert und gerouwet werden
sollen 74, alß neuen jahrßtag, der heilig dreyen ko-
ning tag 75, lichtmeßen 76, verkundigung Mariae 77,
die himmelfahrt Christi, Johanniß deß teuferß tag 78,
der berchgang Marien 79. Waner aber daß fest der

15. August als Tag der Gottesgebärerin Maria be-
gangen. Relativ frühe Zeugnisse für das Fest der
leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel haben
wir in den gallikanischen und gotischen Sakramen-
taren; vgl. H. M. Bannister, Missale Gothicum.
A Gallican Sacramentary (Henry Bradshaw Soc.
LII u. LIV). London 1917/1919, Nr. 94 ff.; C. Mohl-
berg, Missale Gothicum. Das gallikanische Sakra-
mentar... des 7.-8. Jh.s, Tafelband 1929, fol. 73 ff.;
D. M. Ferotin, Le Liber Mozarabicus Sacramento-
rum. Paris 1912, 400 ff. Dazu M. Schmaus, Kath.
Dogmatik V. 1955, 220 ff.; F. Schmidt-Clausing,
RGG 3 IV, 762; J.Weerda, RGG 3 IV, 769.

71 29. September.

72 = Landmiete, Pacht; vgl. Doornkaat Koolman

II, 117.

73 Vgl. oben S. 194 mit Anm. 30.

74 Vgl. oben S. 733, Anm. 56 . 75 6. Januar.

76 2. Februar. 77 25. März.

78 24. Juni. 79 2. Juli.

735
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften