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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0768
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Harlingerland

verkundung Mariae in der stillen woche kumbt, soll
idt verlegt und auf den Donnerstag nach Judica
gehalten werden.

Sectio tertia.

Von den aposteltagen.

Ordnen wir, daß man undergeschrieben apostel-
tage, beht der sermön geendiget, fihren solle, alß ist:
Andreas,

Thomas,

bekehrung Pauli,

Matthias,

Philippi et Jacobi,

S. Petri et Pauli,

Magdalenen tag,

Jacobi,

Bartholomaei,

decollationis oder enthauptung Joan. baptistae,
Matthaei,

Simonis et Judae,
aller heiligen 80.

80 Die Daten s. oben S. 166, Anm. 24 ff, und unten
Anm. 82.

81 = friesischen; vgl. Lasch und Borchling I, 992 f.

82 Dazu H. Reimers, Balthasar Arends Zeit-, Jahr-
und Tagweiser, 59: 1570 den 1. November des nachts
vor aller heiligen tat eine sehr hohe wasserflut unter
erschrecklichen donnern und blitzen großen schaden.
In diesem kleinen Harlingerlande kamen umb 796
menschen, 411 pferde, 115 ochsen, 1841 kühe, 445
twenter [= zweijährige Rinder], 916 enters [= ein-
jährige Kälber oder Fohlen], 961 fohlen, 1386
schweine, 1438 schafe, 13 kälber und trieben hinweg
270 häuser. — Vgl. auch Ch. Funck III, 5, 119 ff.; der-
selbe, Historischer Bericht Von der Allerheiligen-
Fluth/Die Anno 1570 Viele Oerter und Länder über-
schwemmetundverderbethat,in: J. Ch. Hekelius,
Ausführliche und ordentliche Beschreibung Derer
beyden erschrecklichen und fast nie erhörten Wasser-
fluthen In Ost-Frießland Und denen meisten an der
Nord-See gelegenen Schönen Ländern... 1719, 143 ff.
Ebd. 154: Zu Berdum im Wittmunder ambt war ein
frauentag (wie man es alhier nennet) oder freuden-
mahl nach glücklicher entbindung einer gebärerin.
Die freude aber ward durch die flut versalzen, und
musten sowohl die kinderbetterin als die gesell-
schaft von funfzehn frauen ihr leben lassen [dieses
sei hier angeführt im Hinblick auf den oben S. 409 f.
mit Anm. 60 erwähnten „wivedag“]. Vgl. auch
G. Outhof, Verhaal Van alle Hooge Watervloeden, In
meest alle Plaatsen van Europa... T’Embden 1720,
498 ff., betr. Harlingerland ebd. 517 f. (Outhof gibt

Und dieweile durch die wollverdiente straffe und
gerechten zorne deß allmechtigen in ao. etc. 70 die
waßerfluß unnatürlicher weiße uberhand genohmen,
daß in unsern frischen 81 herrschaften die deiche und
heusere zerrißen und viele menschen und vieheß
erbarmblich ertrenket, auch ein erschrecklich un-
gewetter von blixen und donner gewesen 82, dorumb
haben wir verordnet, daß in gemelten unsern heer-
schaften einhaltß deß publicirten mandats 83 uff den
tag omnium sanctorum, alß solcher jammer und
elend sich bezeiget, unsere pastorn und dienere in-
sonderheit jung und alten umb ewiger gedechtniß
willen solcher erschrecklichen waßerflußeß und un-
gewitterß ermahnen und zue der rechten, wahren
bueß und leidtragend der sunde, wie sonsten zue
andern zeiten, auch umb der menschlichen boßheit
willen, hochnötig fleisig anhalten sollen. So sich aber
hierinne jemandß ungehorsamb erzeigen und oben-
geschriebenermaßen auf die festtage sich euser-
licher arbeit den vormittag nicht enthalten und
acker oder andere werk, mit wegen pfluegen, graben,

auch die von ihm benutzten Quellen an; die Zahlen-
angaben Outhofs stimmen mit den oben nach Arend
zitierten Angaben überein); C.Woebcken, Deiche
und Sturmfluten. 1924, 87 ff. - Graf Erich beorderte
nach der Allerheiligenflut einen Teil seiner Hoyaer
Untertanen zur Hilfe beim Deichbau nach Harlinger-
land. Durch eine Entschließung vom 28. Juli 1571
befahl er den Harlingerländern, sofort nach Einbrin-
gung der Ernte die völlige Instandsetzung der See-
deiche durchzuführen. Vgl. Reimers in: Friesen-
Almanach 1922, 11. 18; auch Reimers, Esens als
Mittelpunkt Harlingerlands. 1924, 25.

83 Dazu H. Reimers, Balthasar Arends Zeit-, Jahr-
und Tagweiser, 59: 1571 den 22. Julii hat graf Erich
zur Hoja, Rietberg und Bruchhausen, herr zu Esens,
Stedesdorf und Wittmund, ein mandat publicieren
lassen, darinnen denen predigern und sämtlichen
untertanen dieser herrlichkeit ist anbefohlen worden,
unter wahrer buße den Allerheiligentag zur stetigen
erinnerung der schweren wasserflut höchst feierlich
zu begehen und hinfort sich eines guten christen-
wandels zu befleißigen. - Ch. Funck, Historischer
Bericht Von der Allerheiligen-Fluth usw., 149: Hoch-
gedachter herr graf Erich hat nachmals eine ver-
ordnung gemacht, worinnen er befohlen, alle jahr
am tage aller heiligen einen öffentlichen buß- und
bettag zu halten, worin das andenken dieser flut er-
neuert und um fernere abwendung einer so grossen
uberschwemmung Gott ernstlich angerufen werden
solte, welches dann noch heutiges tages continuiret
wird...

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