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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0782
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Harlingerland

und andern ohrtern verspelen, versaufen 67, ver-
schwenden und schendlich umbbringen sollen, wollen
wir allen und einen jedern sodaneß bey vermeidung
unser schwerer und ungnädiger straffe verbotten
haben, und die solches wißentlich verschweigen, ver-
hellen und unsern beambten nit offenbaren, sollen
nitdestoweiniger straffbar erkennet und dorumb
nach befindung gebueset werden.

Alß wir dan auch hiemit alle und einen jedern
articul und doruber begriffene sectiones, wie die in
dieser ordnung gesetzet, confirmiret, befestiget,
repetiret und wiederholet haben und doruber festig-
lich halten und denselben zujegen zue handeln kei-
neßwegeß gestatten, sondern dorauf die verwurke [!]
straffe und execution gewißlichen mit besonderm
ernste erfolgen laßen. Daß meinen wir also und da-
mit diese christliche unsere wollmeinende ordnung
im namen deß allmechtigen beschloßen haben wol-
len.

Finis.

dorf, aaO. 326 f.; H. Gade, aaO. 201). Fast ebenso
schon Graf Albrechts zur Hoya Polizeiordnnng von
1551 (aaO.). Betr. Ehebruch und Blutschande heißt
es dort: Nemblich das alle diejennigen, so sollicher
laster schuldich und des nicht vorsohnet weren, in
monatsfrist diese graveschaft reumen und die unge-
horsamen, auch die volgents schuldig darannen be-
funden, nach ordenunge der rechte ahm leibe ge-
straffet werden sollen. - Die Ordnungen berufen sich
bezüglich der Bestimmungen über Ehebruch und
Blutschande auf ein nach dem Rat „gemeiner land-
schaft“ ausgegangenes Verbot (vgl. das diesbezüg-
liche Bedenken der Landschaft vom Sonnabend
nach Invocavit 1550 im Staats-A. Hann.: Celle Br.
Arch. Des. 72 XVIII Nr. 1; dazu Sehling VI, 2,
1124).

67 Die Nienburger Stadtordnung von 1569 schärft den
Gastwirten ein, „niemants tor volheit den barne-
wyn“ zu zapfen oder zu verkaufen, gebietet jedem,
sich vor Trunkenheit zu hüten, verbietet das Aus-
schenken abends nach neun Uhr, ebenso das Spielen
in den Wirtshäusern. Bei verbotenem Ausschenken
sollen die Wirte mit fünf Gulden, die verstockten
Trunkenbolde mit einem Gulden, bei Übertretung
des Spielverbots Wirte und Gäste je mit einem Gul-
den bestraft werden. Unverbesserliche Trinker sol-
len zur Not auch mit Gefängnis gestraft werden.
(F. E. Pufendorf, aaO. 324 ff.; H. Gade, aaO.
199 f.). Die Bestimmungen über das Trinken finden
sich schon in der Polizeiordnung des Grafen Al-
brecht zur Hoya von 1551 (aaO.).

68 B. Arend, 34, führt für das Harlingerland 19 Kirch-
spielskirchen an, die, nach der Zugehörigkeit zu den
beiden Superintendenturen geordnet, folgende sind:

Alß nun am 3. Junii anno 1574 in gegenwerdig-
heit deß wollgebornen und edlen herrn, herrn Erichß,
graffen zur Hoya, Rittperch und Bruchhausen,
herrn zue Esenß, Stedeßdorff und Wittmundt, den
sämbtlichen pastorn heyder ampter, Esenß und
Wittmundt 68, so alle in personen erschienen, diese
kirchenordnung zugestellet und sie dieselbe unter-
teniglich acceptiret und erboten, sich darnach also
zu verhalten, so haben Ihr Gnaden gemelte kirchen-
ordnung mit S. Gnaden eigener leiblicher hand unter-
schreibung approbiret, davon den beeden super-
intendenten zue Esenß und Wittmundt, alß Joannem
Silvium zue Esenß 69 und Joannem Falkenrik zue
Wittmundt pastor 70, einem jedern ein original und
den andern pastorn gleichlautend abschrift zuge-
stellet und ihnen dorneben vermeldet worden, daß
sie, soviel ihreß ambtß ist, doruber mit getreuen
ernste halten, dobey auch S.Gnaden sie manuteniren
laßen wollen, und so Ihr G. anderß berichtet möchte
werden, daß sie alßden S. Gnaden ungnade und ver-

1. Esens, 2. Thunum, 3.Werdum, 4. Stedesdorf,
5. Dunum, 6. Ochtersum, 7. Westerholt, 8. Fulkum,
9. Boggenstede, 10. Westerbur, 11. Westeraccum,
12. Wittmund, 13. Blersum, 14. Burhafe, 15. Butt-
forde, 16. Funnix, 17. Berdum, 18. Eggelingen, 19.
Asel. -Vgl. U. Emmius, Frisiae orient. descr. choro-
gr. 1616, 52 f.; dazu W. v. Hodenberg, Die Diöcese
Bremen. 1858, I, 223 ff. II, 95 ff. Die bei Hodenberg
angeführten Kirchen zu Westerbense und Oldendorf
wurden durch die Allerheiligenflut 1570 (vgl. oben
S. 736, Anm. 82) zerstört; vgl. F. Arends, Erdbe-
schreibung des Fürstenthums Ostfriesland usw.
1824, 466; v. Hodenberg, aaO. III. 1859, 98 ff.

69 Johannes Silvius, aus Bentheim gebürtig, erhielt das
Amt des Oberdienstes in Esens 1560 von der Gräfin
Agnes von Bentheim, wurde 1575 wegen seines un-
ordentlichen Lebenswandels beurlaubt; vgl. H. Ha-
melmann, 795; B. Arend, 80; P. F. Reershe-
mius, 365; Ch. Funck III, 6, 163 f.; H. Reimers
in: Friesen-Almanach 1922, 33 f. (Mitteilungen aus
dem Diarium des Landrichters Hermann Prunseken
zu Esens; danach geriet Silvius im August 1575 mit
den Bürgermeistern in Streitigkeiten, weil er damals
zur Zeit eines großen Sterbens für seine Beteiligung
an den Beerdigungen plötzlich höhere Gebühren
forderte, als sie herkömmlich waren; von der Kanzel
ließ er allerlei ungebührliche Worte hören); Ph.
Meyer, Pastoren I, 273.

70 Johannes Falkenriek, Sohn seines Vorgängers Hen-
rich Falkenriek im Oberdienst zu Wittmund, zu Leb-
zeiten seines Vaters († 1572) dessen Kollege, † 1620;
vgl. H. Hamelmann, 795; B. Arend, 149; P. F.
Reershemius, 399. 403; Th. Cöster, 19; Ph.
Meyer, Pastoren II, 523 f.

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