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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0136
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Kirchenordnung 1544

över dem kinde den geloven, dat Vader unse unde
dat evangelion Marci [10, 13-16]. Darna seggen to
den ummestenders unde yn sünderheit to den
vaddern (de ock de oldern des kindes darto bidden
schöllen17 na geholdener döpe, wo se vor der döpe
umme ylendes willen nicht hebben darto komen
können17) unde also seggen: Bröder, düt kind ys nu
gedofft unde hefft den hilligen Geist, ock vorge-
vinge der sünde entfangen, darumme wille wy dat
kind nicht noch einmal döpen, dat wy den hiliigen
Geist nicht honspotten, des werde gy alle unde be-
sünderlike tügen18, darto gefördert, stendich syn
unde danken Godde dem Heren, dat he dat kind yn
syne gnade dorch Christum angenomen hefft. Darna
segge he tom kinde: De Here beware dynen yngank
unde utgank van nu an wente yn ewicheit [Ps 121,8].
Amen.
Unde dat leste bet yn dem döpelbökeschen19,
welckör sick anhevet: Omnipotens Deus etc20. Tom
lesten schal he vormanen de vaddern, dat se solcker
döpe tüchenisse geven willen. Unde so ydt geschege,
dat de öldern des kindes dodes halven vorfellen21,
dat se alsdenn yn de stede der oldern dem kinde to
syner salicheit behülplick syn mögen na öhrem vor-

17-17 Wolfenbüttel 1543: ock na der nöttdöpe.
18 Wolfenbüttel 1543: Des werden gy alle und be-
sunderlick gy vadderen und paden, tügen.
19 Luthers Taufbüchlein von 1526; WA 19, 537-541;
Bek. Schr., 535-541.
20 WA 19, 541; Bek. Schr. 541: Segen nach der Taufe.
Auffallend ist, daß Bugenhagen hier, abweichend
von Wolfenbüttel 1543, die lateinische Fassung
zitiert. Ebenso wie in unserem Text Schleswig-
Holstein 1542.
21-21 Wolfenbüttel 1543: dat alsdenne de vaddern
willichlick umme Gades willen uth christliker leve
(so se dar thor steden syn werden) sick des kindes in
synen unvorstendliken jaren annemen willen, dat
yd den catechismum lere und by Christo blyve. De
prester schal de vadderen nicht höger besweren, alse
etlike dohn, de de vadderen besweren, dat se vor dat
kind scholen antwerden vor dem gerichte Gades. Des
sind de vadderen nicht schuldich, sunder alleine de
oldern und vormündere. De vadderen sind den
kindern alleine tüge, dat se gedöpet sind, wol wolde
ane dat sust gerne vadder werden ? - Agenda Ec-
clesiae Mogvntinensis von 1551 (vgl. oben S. 856,
Anm. 2), Bl. XLIII v / XLIV r: Ich bevele dir bey
deiner seligheit, wan diß kind zu seinen verstendigen
jarn komet, das du es in rechtem glauben under-
weisen, das Vatter unser, Ave Maria und den Glau-

mögen, wo sick desülven vaddern yn der stede, dar
dat kind ys, erholden werden21.
Wenn överst dat kind nicht gedofft ys edder ock,
so me nicht genshck wet, yfft ydt gedofft sy edder
nicht etc., wo denn wol komen kan (wente eine twi-
velhaftige döpe hefft yn der christliken vorsamme-
linge nenen platz), so schal de prester dat kind döpen
frylick unde jo nicht den papentand darto don: Si
tu non es baptisatus etc.22 Wente dat döcht23 ganz
nicht unde maket de sake ungewiss.
Van der bichte unde absolution1.
De öhrenbichte ys uns nicht van Godt geboden;
darumme ys se nicht so nödich, dat du ane de bicht
nicht kündest salich werden. Solckes möte wy be-
kennen unde leren, dat wy truwe dener Christi
werden befunden, de wy nicht den conscientien, dar
Christus vor gestorven ys, upleggen, dat öhne dorch
Goddes wort unde gebodt nicht upgelecht ys. De pa-
west sülvest yn synem decret lett de ohrenbicht fry
to don unde to laten. Unde richtet doch darneven
eine unutsprecklike martere der conscientien an mit
dem capittel: Quem poenitet2. Gelick alse ut Augusti-
no, dat doch Augustinus nicht geschreven hefft3,
ben lehren wöllest. - Ähnlich Agenda Maguntina von
1513, fol. IXr.
22 Formel für die Eventualtaufe.
23 = taugt; vgl. Schiller und Lübben I, 531 f.;
Lasch und Borchling I, 438.
1 Auch in diesem Kapitel weithin wörtliche Überein-
stimmung mit dem entsprechenden in Wolfenbüttel
1543 (Sehling VI, 1, 64f.). Vgl. ferner Braun-
schweig 1528 (Sehling VI, 1, 414f.); Hamburg 1529
(Sehling V, 508); Dänemark usw. 1537 (E.Fedder-
sen, 23f.); Schleswig-Holstein 1542 (E.Michelsen,
44); Pommern 1535 (Sehling IV, 330).
2 Corp. iur. can., Decr. Grat. II, De penitencia, dist. I,
c. 88; Friedberg I, 1187ff. - Wolfenbüttel 1543
führt außerdem an: Consideret, De poenitentia,
distinctione quinta (c. 1; Friedberg I, 1238ff.).
3 Decr. Grat. II, De penitencia, dist. I, c. 88, aaO.,
wird eingeführt: Probatur hoc idem auctoritate
Augustini, qui in libro de penitencia [c. 10] ait:
... Editio Romana hat für ,,libro de penitencia": lib.
de vera et falsa poen. - (Friedberg, aaO., Anm.
1062: non est Augustini). Pseudo-Augustin, De vera
et falsa poenitentia, 10f.; MSL 40, 1122f. Das oben
Anm. 2 genannte zweite Zitat (Wolfenbüttel 1543)
ebenfalls aus Pseudo-Augustin, De vera et falsa
poenitentia, 14ff. (MSL 40, 1124ff.); vgl. Fried-
berg, aaO., und Sehling VI, 1, 65, Anm. 26.

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