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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0055
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Reformationsordnung 1526

kinde und der mutter uber einen halben gulden nicht
schenken, auch die eltern des kindes zu solcher kint-
tauf und gastung uber acht personen von frauen oder
mannen nicht laden oder haben sollen, es sei auch in
dorfen, flecken oder steten.
[4] Von hochzeiten.
Es sol zu einer jeden hochzeit in unsern stetten von
beden teilen, sie sein reich oder arm, nicht mehr dann
hundert menschen von frauen und man und in dörfern
nicht uber sechzig geladen werden, und sollen braut
und breutigam morgens umb sieben uhr zu kirchen
gehen, ein christlich predig oder ampt, was zu jeder
zeit gehalten wirdet, hören, Gott anrufen, ihnen zu
einem ehrlichen, christlichen, friedlichen leben, zu
seinen göthchen ehren und ihrer seelen heil zu verhel-
fen, und das geladen volk mit ihnen zur kirchen volgen,
ihne in gleichnus bitten helfen, damit der almechtig
sie desto gnediglich wolle erhören, als er on zweifel, so
solchs von seiner barmherzigkeit in ganzem rechten
glauben ungezweifelt gebeten, gnediglich verleihet
wurdet. Und sol also morgens kein suppen genossen,
oder voressen gehalten werden, also daß nicht gespürt
werd, anderer gestalt dan den almechtigen Got sampt-
lich und in gemein bitlich um verleihung seiner gnaden
anzuruffen und den armen braut und brautigam zu
steuer und hilf ihren ehelichen stand desto geschickter
und besser anzufahen und auszufüren, und also christ-
licher guter meinung, und nit umb ungebürlichen
essen, drinkens und fullens willen, wie dann leider viel
geschicht und geschehen ist, zusamen zu komen. Als-
dann sol man zwischen acht und neun uhren gewißlich
malzeit halten, zimlich und messigliche speis nemen,
nemlich ein suppen, dabei ein weiß fleisch, darnach ein
gelbs oder schwarzes fleisch, darnach ein dör rind-
fleisch mit einem beigemuse von kraut, erbeisen oder
dergleichen, zuletzt ein gepratens oder sonst ein ge-
richt für das gepraten und daruber nichts, darzu
zimlich bier und keinen wein, es sei denn jensit spisses.
So aber einer her diesseit spisses wein geben wolt, der
sol es jederzeit unsern amptleuten ansagen, die sollen
ihme ein anzal erlauben, damit also maß in diesen und
allen dingen gehalten werde. Und so die malzeit zu
mittag geschehen ist, sol iderman wider in sein be-
hausung ziehen und kein weiter essen und trinken ge-
halten werden, ausgescheiden derjhenen, so von den
allernechsten freunden da sein, doch daß der uber drei
tische nit sein. Und nachfolgens morgens, man bringe
die braut heim oder sei daheim, sol man uber drei
tische kostung nit haben, sundern also alle dinge sol-
cher hochzeit halb geendet sein. Wo aber jemants diese
unser satzung und gebot uberfaren, so viel menschen
er dann daruber haben wurde, sol er oder sie beide, die
dies gepot uberfaren haben, von einem jeden menschen

drei pfund zu bueß geben unnachleßlich, und sol mit
solcher büß gehalten werden, wie an jedem ort das die
gewonheit ist.
[5] Von kirchmessen.
Es sollen in allen stetten, flecken und dörfern kein
kirchmeß von essen und drinken gehalten werden,
sunder dieselb gastung, essen und drinken ganz und
gar abgestellt sein, bei büß dreier pfund, so oft und
dick einer das verbricht.
[6] Von gebranten wein.
Es sol kein wirt, auch kein burger oder baur, des-
gleichen kein burgman oder freier, er sei reich oder
arm, in seinem haus kein gelacke von gebranten wein
halten, von edeln oder unedlen, in ganz kein weise, und
welcher das ubertrit, und so oft es von einem geschicht,
sol zehen pfund zu büß geben und demselben daran
nichts nachgelassen werden. Wo aber jemants vor
einen heller oder zwene zu arzedeien des gebranten
weins gebrauchen wolt, das sol er zu tun und den in
sein haus holen zu lassen macht haben, doch daß er
den mit geselschaft, wie gemelt, nit drink.
[7] Von armen kindern und weisen.
Es sollen amptleut und räte an einem jeden ort
fleißig insehen haben, so arm kinder weren, die kein
eltern oder krank oder arm vertorben eltern hetten,
die zu arbeiten erwachsen weren, daß man dieselben
zu arbeit zihe und an dienst bei fromme leut verdinge,
oder sie handwerk lernen lasse, damit sie auch narung
zu uberkommen mit der zeit geschickt und dem bettel-
stant entzogen, dadurch die brüderliche liebe unter
uns allen beweist werde.
[8] Von bierbrauen und hantwerk treiben.
Auf den dörfern in unserm furstentumb, landen und
gepieten sollen ganz und gar keine bierbrauer noch
handwerker sitzen, wonen noch daselb ihr bierbrauen
und hantwerk uben oder treiben noch keine wolnwagen
haben bei verlierung der brau und der hantwerker ge-
zeuge und darzu zehen pfund gelts, so oft einer das
uberfüre. Doch sollen schneider, hausbecker, lein-
weber, die frauen tuch machen, und schmiede hierin
ausgescheiden und nit gemeint sein. Wo aber darüber
einicher ein hantwerk treiben will oder das arbeiten, so
hierin verbotten ist, der soll in der nechsten statt,
dahin solch dorf gehört oder am nechsten gelegen ist,
das hantwerk helfen halten und sunst gar nit zuge-
lassen werden.

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