Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0117
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ziegenhainer Zuchtordnung 1539

[9.] Ordenung der | Christlichen Kirchenn | zucht,
Für die Kirchen im Für- | stenthumh Hessen. |
Actorum 20. |
So habt nun acht auff euch selbst, vnd auff die | gantzen Herde, vnder welche euch
der heylig ( geyst gesetzt hat zu Bischoffen, zu weyden | die Gemeyne Gottes,
welche er durch | sein eygen blüt erworben hat
[Wappen1]
1539 2

Allen getreuen hirten und seelsorgern, auch gleu-
higen und gotsförchtigen gemeinden Christi Jesu
unsers Herren im fürstentumb Hessen etc. genade
und fried von Got unserem himelischen Vatter und
unserm heiland Jesu Christo. Unser ampt und
pflicht, lieben herrn und brüder, erfordert inson-
derheit, daß wir uber die herd Christi unsers Her-
ren stetigs wachen und mit höchsten treuen ver-
sehen, daß allem einfall der hellischen wölf zeitig
begenet und geweret, und was auch aus angebor-
ner blödigkeit, gebrechen und mangels entstehen
will, daß dem alsbald mit geburendem rat ge-
steuret und geholfen und zu gewisser und steter
besserung bei dem völklin Christi alles angericht
und gefürdert werde. Uns hat der Herr je darzu

1 Wappen: Dommer Nr. 46 B.
2 M: StA Marburg XI B 1081 a (Originaldruck; ein
zweites Exemplar: Vatikanische Bibliothek, Ste-
venson II, 2 Nr. 2191); gedruckt bei Christian
Egenolff, Marburg.
D: (Nachdruck aus 1539) früher StA Darmstadt F
185/5, durch Kriegseinwirkung zerstört; gedruckt
bei Christian Egenolff, Marburg.
ZE: (Nachdruck aus 1539) Nachdruck des Kasseler
Verlegers Colmann Engell, gedruckt bei Melchior
Sachsse in Erfurt; vorb.: Landesbibliothek Kassel,
8° Ms. Hass. 104. - Der Text ist vielfach durch Zu-
sätze und Wortumstellungen gegenüber M verän-
dert; im folgenden Apparat sind nur wichtige Text-
varianten aufgenommen.
Abdrucke: HLO I, 109-115 (Abdruck nach D); -
Richter I, 290-295 (Abdruck nach ZE); — Ucke-
ley aaO. (Faksimile von M).
Druckvorlage: Originaldruck.
Bibliograpbie: In D und ZE ist der Ziegenhainer
Zuchtordnung die Kasseler Kirchenordnung (Text
Nr. 10) beigebunden. Das Titelblatt in D lautet
(nach Uckeley): Ordenung der christlichen Kir-
chen zuchte. Für die kirchen im fürstentumb Hes-

gesetzt und verordnet, daß wir ihm seine schäflein
also weiden, daß sie vor allem unrecht und verder-
ben verwaret und die weide des ewigen lebens
durch die gesunde lere, getreue vermanung und
heilsame zucht immer völliger haben und nießen,
uf daß sie im recht christlichen leben immer fer-
tiger und sterker werden, zu heiligung seines na-
mens und erweiterung seines reichs.
Dies haben wir3, wie wir schuldig und auch der
durchleuchtig hochgeborne fürst, unser g. h. mit
teurester vermanung von uns erfordert, zu herzen
gefürt und bedacht, als wir jüngst zu Ziegenhain4
aus bevelch und gebot desselbigen unsers g. h. der-
halben mit den hochgelerten edlen und ernvesten,
achtparn und weisen s. f. g. räten und den ge-
sen. Ordenunge der kirchen übunge. Für die kirchen
zu Cassel. Act. 20 [28]. So habt nun acht auf euch
selbst und auf die ganzen Herde, under welche euch
der heilig Geist gesetzt hat zu bischoffen, zu weiden
die gemeine Gottes, weliche er durch sein eigen blut
erworben hat. [Druckerzeichen des Chr. Egenolff.]
Zu Marpurg. 1539. — Dommer 108. 108 a; Ucke-
ley 49 ff.; Quellen II, 379.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 20 ff.
3 Die Zuchtordnung ist beraten von den Superinten-
denten Adam Krafft, Tilman Schnabel und Johann
Kymäus, von dem Prof. der Theologie Gerbard Gel-
denhauer, den Pfarrern D. Melander, Joh. Pistorius,
Job. Lening, D. Greser, Tb.Fabricius und B. Grentze-
bach (vgl. die Unterschriften S. lllf.), von den welt-
lichen Räten und Abgesandten der Städte, unter
Anwesenheit Martin Bucers, der durch Vermittlung
Jakob Sturms (Lenz I, 45 Nr. 14) von dem Land-
grafen eingeladen worden war (vgl. auch Lenz I,
45 f. Nr. 15).
4 Zur Datierung der Synode (am 24. oder 25. Novem-
ber 1538) vgl. Lenz I, 117 Nr. 37 und Sohm,
Territorium 163 Anm. 1 (hier die weiteren Hinweise);
vgl. auch Quellen IV, 74.

101
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften