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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0141
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Kasseler Kirchenordnung 1589

weistu das ? Ant.: Daher, daß ich bin getauft auf den
namen G-ottes des Vaters, Sohns und heiligen Geistes.
Frag: Was gleubstu von Gott dem Vater, Sohn und
heilige Geist ? Antwort: Alles was die artikel des christ-
lichen glaubens in sich halten. - Frag: Wie lauten die ?
Antwort: Ich gleub in Gott den Vater, allmechtigen
etc. - Sol das kind die artikel unsers christlichen glau-
bens mit guter, verstendlicher lauter sprachen erzelen.
Demnoch sol der pfarherr weiter fragen.
Frag: Was verstehestu in dem, daß du bekennest,
Gott Vater, Sohn und heiligem Geist? Antwort: Daß
drei person sein und doch ein Gott, eins wesens und ge-
walts.
Frag: Warumb sagstu aber, Gott almechtig, und
daß er ein schöpfer sei aller ding ? Antwort: Daß Gott
alles gut ist, tut und gibt, hat alle ding aus nicht ge-
macht, erheltet und regiret sie auch allein durch seine
kraft, ist allen dingen zugegen, wirket alles in allen aus
seinem allein guten und gerechten willen und rat.
Frag: Wie verstehestu den andern artikel von Chri-
sto unserm Herrn ? Antwort: Daß wir durch Adam also
verterbet sein, daß unsere sünd kein engel, noch mensch
bezahlen mochte, sondern das ewig wort und der Sohn
Gottes hat müssen und wollen fleisch und durch den
heiligen Geist von Maria der jungfrauen ein warer
mensch, doch an alle sünd, geboren werden, der hat
denn durch sein tod unser sund alle bezalet und uns
durch sein uferstandnus und himelfart wider in das
himlisch wesen gesetzet, dem hat auch der Vater alle
gewalt gegeben in himel und erden, da er uns regiert
zum ewigen leben, und zu seiner zeit auch von toten
auferwecke und in volkommene nießung des himlischen
erbes insetzen und, die ihn beharlich verachtet haben,
in das ewige feur verdamme, wenn er nu kommen und
richten wird die lebendigen und die toten.
Frag: Was ist der verstand im dritten h. heupt arti-
kel ? Antwort: Daß uns Christus den heiligen Geist ge-
sendet hat, der durch den dienst des evangelii seine
gleubige in seiner kirchen versamlet, darin sie zur buß
und glauben immer vermanet, verzeihung und absolu-
tion der sunden haben und warten also mit gutem ge-
wissen auf Christum unsern Herren, der beruffung von
der welt, der uferstentnus und des jüngsten gerichts.
Frag: Bistu auch in der kirch und gemein Christi ?
Antwort: Ja - Frag: Wie bistu darein kommen? Ant-
wort: Durch den heiligen tauf. — Frag: Was ist der?
Antwort: Das bad der widergeburt, dadurch ich von
der angebornen sund gewaschen, Christo meinem Her-
ren eingeleibet und mit ihm bekleidet worden bin. —
Frag: Wiltu in der gemeinschaft erharren ? Antwort:
Ja, durch die hülf des Herren in ewigkeit. — Frag: Was
vermag diese gemeinschaft der kirchen Christi ? Ant-
wort: Daß ich mich in aller gehorsam halt göttlichs
worts, dasselbig von den verordeneten dienern der kir-
chen zun gesetzten zeiten und vornemlich uf die son-
tag mit recht gleubigem herzen höre, auch so mich die
eltesten der kirchen oder auch andere christen, welche
ja die seien, der sunde straffen, daß ich das in aller de-
mut zur besserung aufnehm, auch hiewider meine nech-
sten, die ich furnehm unrecht wandeln, underrichte und
bessere, wo ich kan, und wo ichs nicht vermag, anderen

fromen christen anzeig, die ich hofifen mag, daß sie
solchen helfen werden, und wo die auch nichts schaffen,
daß ichs dann den gemeinen seelsorgern und eltesten
furbreng, daß sie da helfen, und wer die kirch an den-
selbigen gemeinen seelsorgern nicht hören wil und dar-
über gebannet würd, daß ich den auch als bennig ein
heiden halten sol.
Frag: Was vermag weiter diese gemeinschaft der
kirchen Christi ? Ant.: Daß ich auch das h. sacrament
des nachtmals mit den christen empfahe, der ich mit
ihnen ein brot und leib sein sol. - Frag: Was ist dieses
sacrament ? Ant.: Die gemeinschaft des waren leibs
und waren bluts Christi, welche uns im h. abentmal
mit brot und wein warlich gegeben wirt. — Frag: War-
zu soltu den leib und blut des Herren empfahen ? Ant-
wort: Daß ich nimmer mehr in mir, sonder in ihm leb
ein heiligs göttlichs leben, dann ich durch mein fleisch
und blut nichts denn sundigen und ubel leben kan.
Frag: Was erfordert diese gemeinschaft weiter ? Ant-
wort: Daß ich mich auch zum gemeinen gebet in der
kirchen verfüg, und da mein opfer und almusen für die
armen mit brenge und mich in allem halt und beweis
als ein mitglied in Christo mit allen gleubigen, und die,
so der Herr in seiner kirchen zu hirten, seelsorgern und
eltesten vorgesetzt hat, höer, lieb und vor augen hab,
wie ihn selbst. - Frag: Wiltu aber dieses alles also tun
und halten, wie du es bekennet hast ? Ant.: Durch die
hülf unsers Herren Jhesu Christi, Ja.
Wann denn ein kind diese bekenntnus vor aller ge-
mein in guter verstendlicher sprach, wie hie vorgesetzt,
getan und bekennet hat, so sol man die andern, eins
noch dem andern, fragen, uf diese weise: Gleubst und
bekennestu, wiltu dich auch in die gemeinschaft und
gehorsam der kirchen Christi begeben, wie du itzt ge-
höret hast, daß dieses kind glaubet und bekennet und
sich der kirchen Christi begeben hat ? Darauf sol gnug
sein, daß die andern kinder antwort: Ja, durch die hülf
unsers Herren Jhesu Christi. Doch sol man sie alweg
vleißig vermanen, daß sie da vor dem Herren stehen,
den sie nicht betriegen können, darumb sie stehen sol-
len, daß ihr ja ja sei. Auch sol jedes kind zuvor in der
bereit wochen, wie vor gesagt, für sich selbst auch für-
beschriebene bekentnus tun bei den dienern des worts
und eltesten, und man sol die kind der wort halben
nicht erferen, dann etwan die frömmen und so mehr
christlichs verstands haben weniger in worten ant-
worten können, darumb muß man auf den verstand
des glaubens sehen und nicht uf zierlickeit der worten,
die etwan die am besten nachreden können, die sie in
waren geist am wenigsten verstehen. Wenn denn sol-
che frag und antwort ergangen, als denn sol man die
ganze kirchen zum gebet für die kinder ermanen und
nach solchem gebet sol denn der pfarherr dasselbig mit
solcher collecten summiren wie volget.
Oratio
Almechtiger, barmherziger Gott, himlischer Vater,
der du allein alles guts in uns anfehest, bestetigest und
ausmachest, wir bitten dich für diese kinder, die du
deiner kirchen geschenkt und durch den heiligen tauf
wider geboren und nu auch so weit erleuchtet hast,

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