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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0149
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Kasseler Katechistnus 1539

uffgenomen ist. U: Das dritte ? K: Daß er von der un-
dertenigkeit und gehorsame, die er uff erden dem
Vater geleistet hat, gesetzet ist in den höhisten ge-
walt in himel und erden. IT: Was heißet hie himel ? K:
Die göttliche herrlikeit, die kein aug gesehen, kein or ge-
höret und ins menschen herz nie komen ist [1. K 2,9].
I;: Was ist, daß du sagest, der da sitzet zu der gerech-
ten Gottes Vaters, des almechtigen? K: Daß unser
Herre Jesus im höhisten göttlichen gewalt regieret,
wie die bei den königen und großen fürsten den höhi-
sten gewalt haben, die ihnen zur rechten sitzen. U:
Wozu braucht der Herre diesen seinen höhisten ge-
walt ? K: Daß er uns, die an ihn gleuben, errette und
beschirme vor allem argen und verschaffe uns alles
guts. U: Was soll nu dieser glaube bei dir bringen ?
K: Drei ding. U: Das erst ? K: Daß ich mich in allem
meinem lehen, es gehe mir wol ader ubel, wol getröste
der ufferstehung und des künftigen himelischen und
ewigen lebens. U: Das ander ? K: Daß ich mich, als
ein himelsgenos, eins reinen himlischen lebens befleiße
und das irdisch unrein wesen verlasse. U: Das dritte ?
K: Daß ich meinen gotsdienst und heiligkeit nicht in
irdischen weltlichen dingen wölle ausrichten, sonder
halte mich des waren geistlichen und himlischen gots-
diensts. U: Welches ist derselbige geistliche und hime-
lische gotsdienst? K: Christo unserem Herren in wa-
rem glauben genzlich anhangen und mit rechter freier
liebe jederman alles tun und werden. U: Das gebe dir
unser lieber Herre Jhesus, daß du der ufferstendnis
und des himlischen lebens wol versicheret seiest und
dich zu demselbigen in allen dingen richtest und allein
dem nachtrachtest, das droben ist [Kol 3,1], und nicht
dem, das uff erden, deine bürgerschaft ist im himel, da
dein heupt Christus ist, dem soltu in warem geist und
nicht in gleisnerei odder vergehner dienstbarkeit des
irdischen tuns dienen und mit dir jederman gen himel
weisen und furen. Was gehet hernacher? K: Das
fünfte stück, wie der Herre widerkommen will. U: Wie
lautet dieser artikel ? K: Von dannen er künftig ist zu
richten lebendige und die toten. U: Wer sind die toten ?
K: Die gestorben sein werden, wenn er kommet. U:
Welche die lebendige? K: Die zu der zeit noch leben
werden. U: Was wird das gericht sein ? K: Daß er wird
in der herrligkeit des Vaters erscheinen vor aller welt
und wird denen, die ihm gegleubt haben und aus dem
glauben gute werk getan, das ewig leben geben und die
seligkeit an leib und sele, denen aber, die ihm nicht ge-
gleubt haben, die ewige verdamnis. U: Wolan, so ge-
denk an dies gericht des Herren, hüte dich vor sunden
und tu gute werk. K: Das gehe mir der Herre. U: Wol,
welches sind aber die gute werk, denen nach der Herre
uns richten will? K: Den hungerigen speisen, den dur-
stigen trenken, den weislosen beherbergen, den nak-
kenden bekleiden, den kranken besuchen, den gefang-
nen trösten [Mt 25, 35f.] und was wir dem nehisten zu

nutz und gutem tun mögen. U: Unser werk mögen doch
bei Gott nichts verdienen, sonder müssen durch den
glauben allein selig werden, der sich uff den verdienst
Christi und die genad Gottes verlasset ? Wie dann, daß
der Herre saget, er wölle umb dieser guten werk willen
das ewig leben geben ? K: Unsere werk mögen aus ihrem
werd Gott nichts abverdienen, aber Gott, der sie in
uns aus gnaden wirket, der will sie auch aus genaden
also hoch belohnen. Darümb sollen wir uns allein der
gnaden Gottes trösten, aber dabei mit allem vleis die
guten werk auch tun. U: Recht, denn der glaub in
solchen werken seine frucht bringet, und wo diese
werk nicht gehen, da ist der glaub tot. Was folget ? K:
Der dritte heuptartikel vom heiligen Geist. U: Erzele
diesen heuptartikel.
K: Ich gleube in heiligen Geist, ein heilige christ-
liche kirch, gemeinschaft der heiligen, ablas der sün-
den, auferstehung des fleischs und das ewige leben
[Bild: Ausgießung des h. Geistes, Act 2, 1 ff.; vgl. WA
30, I, 366].
U: Was helt dieses alles inne? K: Fünf stück. U:
Welche ? K: Daß der heilige Geist ist, der uns neu ge-
piret, daß er uns von sunden reiniget und der uns zur
ewigen unsterblickeit bringet und in uns das ewig selig
leben wirken und leben wölle. U: Wie bekennestu das
erste ? K: Ich gleub in heiligen Geist. U: Was ist dieser
glaube ? K: Daß ich wisse, daß der heilige Geist die
dritte person in der gottheit ist und in uns wirket. U:
Wer sendet uns den heiligen Geist ? K: Der Vater sen-
det ihn im namen unsers Herren Jhesu, und er, der
Herre, sendet ihn vom Vater. U: Was soll dieser glaub
bei uns schaffen ? K: Zwei ding. U: Das erste ? K: Daß
wir alweg erkennen und wol bedenken, daß wir durch
unseren natürlichen geist ewiglich vertorben sind,
nichts göttlichs verstehen noch lieben mögen. U: Das
ander? K: Daß uns unser Herre Jesus seinen göttli-
chen Geist mitteilen und uns durch den zur göttlichen
gemeinschaft bringen will. U: Was folget? K: Das
ander stück vom heiligen Geist, wie er uns neu gepiret
und in der neue gepurt furbringet. U: Wie bekennestu
das ? K: Ich gleub eine heilige gemeine christliche
kirch. U: Wie folget das uff das vorgehende ? K: Da
machet der heilige Geist, daß die gleubigen in Christo
unserem Herren [sich] vereinigen und halten aneinan-
der wie ghder an einem leibe. U: Wozu? K: Zu der
ufferbauung im glauben und allem guten. U: Wie ge-
schicht diese uffbauung ? K: Durch das wort der lere
und vermanung, die heiligen sacrament, kirchenzucht,
sampt den anderen heiligen kirchenübungen. U: Was
ist die kirch ? K: Wie folget, die gemeinschaft der heili-
gen, die der Herre durch sein wort und geist von allen
menschen aus der ganzen welt zu sich berüfFet. U:
Wer sind die heiligen ? K: Die an unsern Herren Jesum
warlich gleuben und also durch sein blut geheiliget
sind. U: Wie kommen wir in diese kirch und gemein ?

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