Kasseler Katechismus 1539
U: Was bettestu mehr ? K: Daß uns unser Herre nicht
lasse von dem bösen feinde in unglauben oder andere
sund und unfal verfuret werden. U: Wie begerestu
dies ? K: Nicht fure uns in versuchung, sonder erlöse
uns vom bösen. U: Wie mehr ? K: Denn dein ist das
reich und die kraft und die herrligkeit in ewigkeit. U:
Was will das ? K: Das gebet bringet das lob Gottes, daß
wir Gott allein alle herschung, macht und herrligkeit
zuschreiben und uns daher trösten, er werde uns er-
hören. U: Wie beschleußestu ? K: Amen. U: Was ist
das? K: Dies soll also war und gewis sein. U: Gleube,
so wirts ja gewis und war sein.
Erklerung der zehen gebot.
Exodi 20. [1-17]
Underrichter: Kanstu auch die zehen gepot ? K: Ja,
herr. U: Wie lauten sie ? K:
1. Ich der Herre bin dein Gott, der dich aus Egyp-
ten, aus dem diensthaus gefüret hab. Du solt kein an-
dere götter neben mir haben.
2. Du solt dir keine bildnis noch einige gestalt ma-
chen, weder der dingen, die oben im himel, noch der,
die unden auf erden, noch in wasseren under der erden
sind. Du solt dich vor ihnen nicht neigen, noch ihnen
dienst beweisen, ich, der Herr, bin dein Gott, der stark
und eiferer, der ich das unrecht der veter reche an
dritten und vierten kinden deren, die mich hassen und
tu guts in die tausetist geburt deren, die mich lieben
und meine gebot bewaren.
3. Du solt nicht falsch schweren bei dem namen des
Herren deines Gottes, denn der Herre wird den nicht un-
schuldig halten, der falsch bei seinem namen schweret.
4. Gedenk des feirtags, ihn zu heiligen, sechs tag
soltu arbeiten und tun alle deine werk, der siebende
tag aber ist ein feier dem Herren, deinem Gott. An
dem tag soltu uberal kein werk tun, weder du noch dein
son, noch dein tochter, weder dein knecht, noch dein
magt, noch dein vihe, noch dein gast, der sich bei dir
helt. Denn der Herre hat in sechs tagen gemacht himel
und erde und meer und was darinnen ist, am siebenden
tag aber hat er geruhet, darümb hat der Herr den
feiertag gewirdiget und geheiliget.
5. Halt in ehren dein vater und dein mutter, daß
sich deine tag erstrecken in dem land, das dir gibt der
Herre dein Gott.
6. Du solt nicht töten.
7. Du solt nicht unkeusch sein.
8. Du solt nicht stelen.
9. Du solt kein falsche zeugnis geben wider deinen
nehisten.
10. Dich soll nicht gelüsten deines nehisten haus,
dich soll nicht gelüsten deines nehisten weibs, seines
knechts, seiner magt, seines rinds, seines esels, noch
alles des, das deines nehisten ist.
U: Was will der Herre in dem: Ich der Herre bin
dein Gott etc. [Bild: Mose empfängt die Gesetzesta-
feln, Ex 31, 18; vgl. WA 30, I, 133. 353] K: Er erinneret
die seinen, daß er sie zu seinem volk und zu der ewigen
seligkeit uifgenommen hat, da er sie von der dienstbar-
keit der Egyptier erlöset hat. U: Was solt du dir hier-
aus nemen? K: Daß ich vor allem bedenke und er-
kenne, daß mich mein Gott und Herre von der tyran-
nei des satans zu seinen genaden und dem ewigen leben
hat uffgenomen und will ewiglich mein Gott und hei-
land sein. U: Wol, denn in dem ist der Herre unser
Gott, daß er uns seine göttliche guttat, das ist die ware
frömigkeit und das ewige leben mitteilet. So lege nun
dies evangelion wol ins herz zu eim grund aller forcht
und liebe Gottes. Was folget ?
K: Du solt nicht andere Götter etc. [Bild: Tanz ums
goldene Kalb, Ex 32, 1 ff.; vgl. WA 30, I, 133. 353] U:
Was will dies gebot? K: Daß ich neben und vor mei-
nem Gott, in dem ich doch lebe und der allenthalben
gegenwertig ist, nichts uberal halte, davon ich etwas
guts hoffe, oder böses besorge. U: Darf man denn
nicht von guten leuten und kreaturen Gottes gutes
verhoffen und von den bösen böses besorgen ? K: Nicht
weiter denn so ferne sie Gottes instrument und werk-
zeuge sind. U: Ja, liebes kind, Gott der Herre ist allein,
der alles tut und gibt, daß wir alles gut begeren oder
alles böses scheuhen mögen. Darümb wer nicht alles
guts erstlich und endlich von der genaden Gottes be-
geret und erwartet, auch alles arges allein von Gottes
zorn besorget, derselbige hat dasjenige neben und vor
dem einigen waren Gott als ein ab und neben Gott,
davon er außer Gott etwas nützes und fromens ver-
hoffet oder schadens und nachteils besorget. Darümb
sollen wir wol aller geschöpfe Gottes zu unserem guten
und wider unseren schaden gebrauchen, aber imer den
einigen Gott darfur erkennen und anbetten, als der
alles in allem wirket und tut und an des genad und
ungenad alles stehet, was wir imer guts begeren oder
böses fürchten mögen. Was pflegen aber die leut für
abgötter zu haben ? K: Ein teil zeitlich gut und macht.
U: Ja, das tun alle, die sich des zeitlichen guts und
vermögens, das sie oder die ihren haben, vertrösten
und entsitzen von dem, das ihre widerwertige haben.
Was haben andere für nebengötter? K: Etlich die lie-
ben abgestorbenen heiligen, etliche werk der pfaffen
und mönchen, etliche auch ihre eigene gute werk. U:
Welche sind die ? K: Alle, die sich der furbitt und des
verdienstes der heiligen oder der ceremonien und gepet
der pfaffen oder ihrer eigenen guten werken vor Gott
getrösten ohn waren herzlichen glauben an Christum.
U: Recht, denn alle abgötterei ist hülf und trost suchen
entweders nicht bei Gott oder nicht durch das mittel,
das Gott verordnet hat. Darümb alle, die on besserung
und waren glauben durch ihre selbs und anderer werke
hülf und trost bei Gott suchen, die setzen ihnen solche
werk zum abgott. Was folget ?
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U: Was bettestu mehr ? K: Daß uns unser Herre nicht
lasse von dem bösen feinde in unglauben oder andere
sund und unfal verfuret werden. U: Wie begerestu
dies ? K: Nicht fure uns in versuchung, sonder erlöse
uns vom bösen. U: Wie mehr ? K: Denn dein ist das
reich und die kraft und die herrligkeit in ewigkeit. U:
Was will das ? K: Das gebet bringet das lob Gottes, daß
wir Gott allein alle herschung, macht und herrligkeit
zuschreiben und uns daher trösten, er werde uns er-
hören. U: Wie beschleußestu ? K: Amen. U: Was ist
das? K: Dies soll also war und gewis sein. U: Gleube,
so wirts ja gewis und war sein.
Erklerung der zehen gebot.
Exodi 20. [1-17]
Underrichter: Kanstu auch die zehen gepot ? K: Ja,
herr. U: Wie lauten sie ? K:
1. Ich der Herre bin dein Gott, der dich aus Egyp-
ten, aus dem diensthaus gefüret hab. Du solt kein an-
dere götter neben mir haben.
2. Du solt dir keine bildnis noch einige gestalt ma-
chen, weder der dingen, die oben im himel, noch der,
die unden auf erden, noch in wasseren under der erden
sind. Du solt dich vor ihnen nicht neigen, noch ihnen
dienst beweisen, ich, der Herr, bin dein Gott, der stark
und eiferer, der ich das unrecht der veter reche an
dritten und vierten kinden deren, die mich hassen und
tu guts in die tausetist geburt deren, die mich lieben
und meine gebot bewaren.
3. Du solt nicht falsch schweren bei dem namen des
Herren deines Gottes, denn der Herre wird den nicht un-
schuldig halten, der falsch bei seinem namen schweret.
4. Gedenk des feirtags, ihn zu heiligen, sechs tag
soltu arbeiten und tun alle deine werk, der siebende
tag aber ist ein feier dem Herren, deinem Gott. An
dem tag soltu uberal kein werk tun, weder du noch dein
son, noch dein tochter, weder dein knecht, noch dein
magt, noch dein vihe, noch dein gast, der sich bei dir
helt. Denn der Herre hat in sechs tagen gemacht himel
und erde und meer und was darinnen ist, am siebenden
tag aber hat er geruhet, darümb hat der Herr den
feiertag gewirdiget und geheiliget.
5. Halt in ehren dein vater und dein mutter, daß
sich deine tag erstrecken in dem land, das dir gibt der
Herre dein Gott.
6. Du solt nicht töten.
7. Du solt nicht unkeusch sein.
8. Du solt nicht stelen.
9. Du solt kein falsche zeugnis geben wider deinen
nehisten.
10. Dich soll nicht gelüsten deines nehisten haus,
dich soll nicht gelüsten deines nehisten weibs, seines
knechts, seiner magt, seines rinds, seines esels, noch
alles des, das deines nehisten ist.
U: Was will der Herre in dem: Ich der Herre bin
dein Gott etc. [Bild: Mose empfängt die Gesetzesta-
feln, Ex 31, 18; vgl. WA 30, I, 133. 353] K: Er erinneret
die seinen, daß er sie zu seinem volk und zu der ewigen
seligkeit uifgenommen hat, da er sie von der dienstbar-
keit der Egyptier erlöset hat. U: Was solt du dir hier-
aus nemen? K: Daß ich vor allem bedenke und er-
kenne, daß mich mein Gott und Herre von der tyran-
nei des satans zu seinen genaden und dem ewigen leben
hat uffgenomen und will ewiglich mein Gott und hei-
land sein. U: Wol, denn in dem ist der Herre unser
Gott, daß er uns seine göttliche guttat, das ist die ware
frömigkeit und das ewige leben mitteilet. So lege nun
dies evangelion wol ins herz zu eim grund aller forcht
und liebe Gottes. Was folget ?
K: Du solt nicht andere Götter etc. [Bild: Tanz ums
goldene Kalb, Ex 32, 1 ff.; vgl. WA 30, I, 133. 353] U:
Was will dies gebot? K: Daß ich neben und vor mei-
nem Gott, in dem ich doch lebe und der allenthalben
gegenwertig ist, nichts uberal halte, davon ich etwas
guts hoffe, oder böses besorge. U: Darf man denn
nicht von guten leuten und kreaturen Gottes gutes
verhoffen und von den bösen böses besorgen ? K: Nicht
weiter denn so ferne sie Gottes instrument und werk-
zeuge sind. U: Ja, liebes kind, Gott der Herre ist allein,
der alles tut und gibt, daß wir alles gut begeren oder
alles böses scheuhen mögen. Darümb wer nicht alles
guts erstlich und endlich von der genaden Gottes be-
geret und erwartet, auch alles arges allein von Gottes
zorn besorget, derselbige hat dasjenige neben und vor
dem einigen waren Gott als ein ab und neben Gott,
davon er außer Gott etwas nützes und fromens ver-
hoffet oder schadens und nachteils besorget. Darümb
sollen wir wol aller geschöpfe Gottes zu unserem guten
und wider unseren schaden gebrauchen, aber imer den
einigen Gott darfur erkennen und anbetten, als der
alles in allem wirket und tut und an des genad und
ungenad alles stehet, was wir imer guts begeren oder
böses fürchten mögen. Was pflegen aber die leut für
abgötter zu haben ? K: Ein teil zeitlich gut und macht.
U: Ja, das tun alle, die sich des zeitlichen guts und
vermögens, das sie oder die ihren haben, vertrösten
und entsitzen von dem, das ihre widerwertige haben.
Was haben andere für nebengötter? K: Etlich die lie-
ben abgestorbenen heiligen, etliche werk der pfaffen
und mönchen, etliche auch ihre eigene gute werk. U:
Welche sind die ? K: Alle, die sich der furbitt und des
verdienstes der heiligen oder der ceremonien und gepet
der pfaffen oder ihrer eigenen guten werken vor Gott
getrösten ohn waren herzlichen glauben an Christum.
U: Recht, denn alle abgötterei ist hülf und trost suchen
entweders nicht bei Gott oder nicht durch das mittel,
das Gott verordnet hat. Darümb alle, die on besserung
und waren glauben durch ihre selbs und anderer werke
hülf und trost bei Gott suchen, die setzen ihnen solche
werk zum abgott. Was folget ?
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