Stipendiatenordnung 1560
[16.] Ordenung | Vnser Philipsen von Gots gnaden Landt | grauen
zu Hessen, Grauen zu Catzeneln- pogen, Dietz, Ziegenhain vnd Nidda etc. Wie wir
woellen, | Das es hinfürter in vnserer Vniuersitet zu Marpurg ] mit den Geystlichen
Lehen vnnd Stipendien, | Auch mit Praesentation, Vnderhaltung vnd Jnstitution
der Stipendiaten | gehalten werden soll
[Wappen1:]
Das wordt gottes blibt in ewigkeit. M.D.LX.
15602
Wir Philips von Gottes gnaden Landgrave zu
Hessen, Grave zu Catzenelnbogen, Dietz, Zigenhain
und Nidda etc. tun kund hieran bekennende, nach-
dem wir3 vor dreien jaren ungefehrlich, als wir mit
unserm fürstlichen hoffläger auch alhie zu Marpurg
gewesen, ein hoch notwendige und nützliche orde-
nung der geistlichen lehen oder stipendien halber,
so zu underhaltung und auferziehung gelehrter
leute verordenet, daran dann gemeinem nutzen und
dem ganzen vatterland so trefflich viel gelegen ist,
vor der hand gehapt, und dieselbig anzurichten
vorhabens gewesen, wie wir auch deswegen stadt-
liche beratschlagung durch unsere geistliche und
weltliche räte und darauf allerlei inquisition der
geistlichen lehen halber hin und wider vornemen
und tun lassen und sichs aber desmals mit solcher
ordenung aus vorgefallenen verhinderungen bis da-
her verzogen, daß sie nicht ins werk gerichtet wor-
den ist und gleichwol, da sie lenger zurückgesetzt
und verzogen werden solte, daraus dem vatterland
mit der zeit allerlei bschwerlich nachteil zustehen
möcht, indem aus mangel gelehrter leute und son-
derlich der theologen und kirchendiener die pfarren
und kirchendienst nicht genugsam versorget, welchs
1 Wappen: Dommer Nr. 61.
2 Originaldruck: StA Marburg XIII A Nr. 158.
Abdrucke: HLO I, 179-185; Hildebrand XVI
S. 63 ff.
Druckvorlage: Originaldruck.
Bibliographie: Dommer 295; Erman/Horn II
Nr. 13728. Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 16f.
Die Entwicklung des hessischen Stipendienwesens
erreicht mit der Ordnung von 1560 einen relativen
Abschluß. Über die weitere Geschichte des Stipen-
diums ist vor allem zu vergleichen: der Abschied, die
Stipendiatenordnung betreffend, vom 13. März 1566
(vorh.: StA Darmstadt V A 2 Konv. 1 fasc. 4 und
zu ergerlichem unordentlichem leben gereichen
und ohn zweifel den höchsten gotteszorn auf sich
tragen würde, zu welcher verwüstung ein jeder
frommer christ gar ungern ursach geben, sondern
dieselbigen mit aller treu und fleiß vorkommen hel-
fen solte. Als haben wir zu erster unser hieygen an-
kunft zuvorderst dem hochgebornen fürsten, un-
serm freundlichen lieben sohn Herrn Wilhelmen,
Landgraven zu Hessen, Graven zu Catzenelnpo-
gen etc. und darbeneben unsern superintendenten,
geistlichen und weltlichen reten4 obgemelt hoch-
notwendig werk abermals vor die hand zu nemen,
die zuvor gestellte ordenung widerumb mit fleiß
zu ersehen, zu beratschlagen und uns alsdann von
denselben allen nottürftige relation zu tun gne-
diglich uferlegt und befohlen des genzlichen vor-
habens, solch notwendig werk lenger nicht ersitzen
zu lassen, sondern es einmal mit gnediger verlei-
hung des almechtigen anzurichten und zu volnzie-
hen.
Hierauf uns nun gedachter unser freundlicher
lieber sohn sampt unsern superintendenten, geist-
lichen und weltlichen räten nach allerhand darüber
gehabter stadtlichen deliberation und beratschla-
Stifts- und Superintendenturarcbiv St. Goar St. V
Nr. 14) und die Stipendiatenordnung (Hessen-Kas-
sel) vom 14. April 1653 (vorh.: StA Marburg Ver-
ordnungen II A 2 Abt. 6). Auch die Generalsynoden
beschäftigen sich mit dem Stipendiatenwesen Hes-
sens (vgl. S. 350 Anm. 27; S. 366; S. 376 Anm. 24).
3 Zur Vorgeschichte der Ordnung und zur Geschichte
der Reform des Stipendiatenwesens seit der Heim-
kehr Philipps aus der Gefangenschaft vgl. Herme-
link 76f.; Diehl, Stipendienreform 233f. und
Zimmermann 88f. 120f.
4 Die anwesenden Superintendenten und geistlichen
und weltlichen Räte vgl. S. 175.
166
[16.] Ordenung | Vnser Philipsen von Gots gnaden Landt | grauen
zu Hessen, Grauen zu Catzeneln- pogen, Dietz, Ziegenhain vnd Nidda etc. Wie wir
woellen, | Das es hinfürter in vnserer Vniuersitet zu Marpurg ] mit den Geystlichen
Lehen vnnd Stipendien, | Auch mit Praesentation, Vnderhaltung vnd Jnstitution
der Stipendiaten | gehalten werden soll
[Wappen1:]
Das wordt gottes blibt in ewigkeit. M.D.LX.
15602
Wir Philips von Gottes gnaden Landgrave zu
Hessen, Grave zu Catzenelnbogen, Dietz, Zigenhain
und Nidda etc. tun kund hieran bekennende, nach-
dem wir3 vor dreien jaren ungefehrlich, als wir mit
unserm fürstlichen hoffläger auch alhie zu Marpurg
gewesen, ein hoch notwendige und nützliche orde-
nung der geistlichen lehen oder stipendien halber,
so zu underhaltung und auferziehung gelehrter
leute verordenet, daran dann gemeinem nutzen und
dem ganzen vatterland so trefflich viel gelegen ist,
vor der hand gehapt, und dieselbig anzurichten
vorhabens gewesen, wie wir auch deswegen stadt-
liche beratschlagung durch unsere geistliche und
weltliche räte und darauf allerlei inquisition der
geistlichen lehen halber hin und wider vornemen
und tun lassen und sichs aber desmals mit solcher
ordenung aus vorgefallenen verhinderungen bis da-
her verzogen, daß sie nicht ins werk gerichtet wor-
den ist und gleichwol, da sie lenger zurückgesetzt
und verzogen werden solte, daraus dem vatterland
mit der zeit allerlei bschwerlich nachteil zustehen
möcht, indem aus mangel gelehrter leute und son-
derlich der theologen und kirchendiener die pfarren
und kirchendienst nicht genugsam versorget, welchs
1 Wappen: Dommer Nr. 61.
2 Originaldruck: StA Marburg XIII A Nr. 158.
Abdrucke: HLO I, 179-185; Hildebrand XVI
S. 63 ff.
Druckvorlage: Originaldruck.
Bibliographie: Dommer 295; Erman/Horn II
Nr. 13728. Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 16f.
Die Entwicklung des hessischen Stipendienwesens
erreicht mit der Ordnung von 1560 einen relativen
Abschluß. Über die weitere Geschichte des Stipen-
diums ist vor allem zu vergleichen: der Abschied, die
Stipendiatenordnung betreffend, vom 13. März 1566
(vorh.: StA Darmstadt V A 2 Konv. 1 fasc. 4 und
zu ergerlichem unordentlichem leben gereichen
und ohn zweifel den höchsten gotteszorn auf sich
tragen würde, zu welcher verwüstung ein jeder
frommer christ gar ungern ursach geben, sondern
dieselbigen mit aller treu und fleiß vorkommen hel-
fen solte. Als haben wir zu erster unser hieygen an-
kunft zuvorderst dem hochgebornen fürsten, un-
serm freundlichen lieben sohn Herrn Wilhelmen,
Landgraven zu Hessen, Graven zu Catzenelnpo-
gen etc. und darbeneben unsern superintendenten,
geistlichen und weltlichen reten4 obgemelt hoch-
notwendig werk abermals vor die hand zu nemen,
die zuvor gestellte ordenung widerumb mit fleiß
zu ersehen, zu beratschlagen und uns alsdann von
denselben allen nottürftige relation zu tun gne-
diglich uferlegt und befohlen des genzlichen vor-
habens, solch notwendig werk lenger nicht ersitzen
zu lassen, sondern es einmal mit gnediger verlei-
hung des almechtigen anzurichten und zu volnzie-
hen.
Hierauf uns nun gedachter unser freundlicher
lieber sohn sampt unsern superintendenten, geist-
lichen und weltlichen räten nach allerhand darüber
gehabter stadtlichen deliberation und beratschla-
Stifts- und Superintendenturarcbiv St. Goar St. V
Nr. 14) und die Stipendiatenordnung (Hessen-Kas-
sel) vom 14. April 1653 (vorh.: StA Marburg Ver-
ordnungen II A 2 Abt. 6). Auch die Generalsynoden
beschäftigen sich mit dem Stipendiatenwesen Hes-
sens (vgl. S. 350 Anm. 27; S. 366; S. 376 Anm. 24).
3 Zur Vorgeschichte der Ordnung und zur Geschichte
der Reform des Stipendiatenwesens seit der Heim-
kehr Philipps aus der Gefangenschaft vgl. Herme-
link 76f.; Diehl, Stipendienreform 233f. und
Zimmermann 88f. 120f.
4 Die anwesenden Superintendenten und geistlichen
und weltlichen Räte vgl. S. 175.
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