Kirchenordnung 1566
(3) Darnach wird der fürstliche befehl an die
superintendenten, vom synodo zu halten, von
einem, welchen die superintendenten darzu zuvor
verordnet, offentlich verlesen.
(4) Derselbige lieset so bald darauf die wort
Pauli 1. Timoth. 3 [1-7], in welchen der apostel
furschreibt, welche zum ampt eines bischoffs sollen
erwelet werden, nemlich vom anfang des capitels
auf die wort: auf daß er nicht fall dem lesterer in
die schmahe und stricke.
(5) Wan diese wort gelesen seind, soll der ein
superintendens kurzlich sagen vom predigampt,
was von einern superintendenten erfordert wird,
und darnach alle pfarherrn insgemein vermanen,
daß sie in der erwehlung des superintendenten nach
der lehr Pauli, so itzt gehört, ohn allen affect han-
deln.
(6) Zuletzt sollen sie alle auf ihre knie fallen, Gott
umb seine hülf anruffen und mit andechtigem her-
zen singen: Kom heiliger Geist45. Nach dem ge-
sang soll der ander superintendens dies volgent ge-
bet mit heller stimm zu Gott sprechen, welchs
dann gebreuchlich ist bei der erwölung aller kir-
chendiener:
O Herr Gott46, himelischer Vatter, der du aller
herzen erkennest und allein tüchtig machest, der
du auch allein aussendest treuwe diener der kir-
chen, welche dein Sohn Jesus Christus auf erden
versamlet und mit mancherlei gaben nach seiner
himmelfahrt gezieret und begnadiget und dieselbig
noch auf den heutigen tag als das haupt und erz-
hirt regieret, wir bitten dich, du wöllest durch dei-
nen heiligen Geist unser herzen erleuchten und re-
gieren, damit wir mit eintrechtiger stimm einen
solchen aufsäher für diese verlassene kirch erweh-
len, an dem du ein gefallen habest, und zu deines
namens ehr und zu erbauung aller gleubigen sein
befohlen ampt allezeit treuwlich versehe und aus-
richte durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern
Herrn.
45 Wackernagel 3, 14 Nr. 19; Evgl. Kgb. 98. Zur
Tradition: Luthers Form der Ordination, WA 38,
425. Vgl. Höfling 137f.
46 Das Gebet ist nicht der hessischen Tradition ent-
nommen, sondern wahrscheinlich neu fonnuliert. In
die späteren Agenden wird es nicht aufgenommen.
Antwortet die ganze gemein: Amen.
(7) Nach dem gebet stehen sie auf, und setzen sich
die pfarherrn und andere beruffene prediger zum
synodo an ihren ort, die zwen superintendenten
aber uber ein besondern disch und fordern aus der
ganzen versamlung einen zu sich, welchen sie für
einen notarien brauchen. Darnach gehen sie alle,
je einer nach dem andern, ordentlich zu den ver-
ordenten superintendenten und nennen in geheim
einen aus dem zirk, oder auch eines andern orts,
wie gesagt, welchen sie zum ampt des superinten-
denten wirdig und geschickt achten, und dessel-
bigen namen sampt dem zunamen, darzu auch den
ort, da er zuvor im ministerio gewesen, zeichnet
der notarius auf.
(8) Nachdem sie nu alle verhöret, haben die super-
intendenten sampt dem dritten, der die namen auf-
geschriben, insonderheit acht auf die, welche die
meisten stimm haben. Darnach verkündiget der
superintendenten einer offentlich der ganzen ver-
samlung, daß nach Gottes schickung etliche fromme
und gelerte menner von ihnen vorgeschlagen seien,
zu denen man große hoffnung trage und sich alles
gutes versehen tu, dieselbige wöllen sie aufs för-
derlichst unserm g. f. und h. in schriften zu erken-
nen geben und verstendigen und seine f. g. bitten,
einen aus denen zu confirmiren.
(9) Daß wir aber begeren, daß unser g. f. und h.
aus den vorgeschlagenen zweien oder dreien per-
sonen einen superintendenten mit seiner autoritet
bestetige, bewegt und verursacht uns das exempel
der alten kirchen. Dann daß wir itzt geschwigen,
daß man die erwehlung des heil. Ambrosii hat ge-
langen lassen an den Keiser Valentinianum, aus
welchs befelch kurz zuvor ein synodus angesetzt,
einen neuwen bischoff in Meylandt zu erwehlen,
und schon etliche bischoffe in der nähe darzu be-
ruffen, wie der autor Tripartitae histo. lib.7 cap. 847
aus dem Theodoreto 48 erzelet, so ist ohn das offen-
bar, daß allenthalben viel bischoffe von christ-
47 Cassiodor, Hist. trip. 7, 8; MPL 69, 1073f.; CSEL
71,395. Zur Tradition: Gratian, Dist. 63 can. 3;
Friedberg 235f.; Hyperius, De sacra studiis non
deserendis, Var. op. 1, 183.
48 Theodoretus, Eccl. hist. 4; MPG 82, 1130f. (cap.5f.);
GCS 19, 217f. (cap. 6f.).
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(3) Darnach wird der fürstliche befehl an die
superintendenten, vom synodo zu halten, von
einem, welchen die superintendenten darzu zuvor
verordnet, offentlich verlesen.
(4) Derselbige lieset so bald darauf die wort
Pauli 1. Timoth. 3 [1-7], in welchen der apostel
furschreibt, welche zum ampt eines bischoffs sollen
erwelet werden, nemlich vom anfang des capitels
auf die wort: auf daß er nicht fall dem lesterer in
die schmahe und stricke.
(5) Wan diese wort gelesen seind, soll der ein
superintendens kurzlich sagen vom predigampt,
was von einern superintendenten erfordert wird,
und darnach alle pfarherrn insgemein vermanen,
daß sie in der erwehlung des superintendenten nach
der lehr Pauli, so itzt gehört, ohn allen affect han-
deln.
(6) Zuletzt sollen sie alle auf ihre knie fallen, Gott
umb seine hülf anruffen und mit andechtigem her-
zen singen: Kom heiliger Geist45. Nach dem ge-
sang soll der ander superintendens dies volgent ge-
bet mit heller stimm zu Gott sprechen, welchs
dann gebreuchlich ist bei der erwölung aller kir-
chendiener:
O Herr Gott46, himelischer Vatter, der du aller
herzen erkennest und allein tüchtig machest, der
du auch allein aussendest treuwe diener der kir-
chen, welche dein Sohn Jesus Christus auf erden
versamlet und mit mancherlei gaben nach seiner
himmelfahrt gezieret und begnadiget und dieselbig
noch auf den heutigen tag als das haupt und erz-
hirt regieret, wir bitten dich, du wöllest durch dei-
nen heiligen Geist unser herzen erleuchten und re-
gieren, damit wir mit eintrechtiger stimm einen
solchen aufsäher für diese verlassene kirch erweh-
len, an dem du ein gefallen habest, und zu deines
namens ehr und zu erbauung aller gleubigen sein
befohlen ampt allezeit treuwlich versehe und aus-
richte durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern
Herrn.
45 Wackernagel 3, 14 Nr. 19; Evgl. Kgb. 98. Zur
Tradition: Luthers Form der Ordination, WA 38,
425. Vgl. Höfling 137f.
46 Das Gebet ist nicht der hessischen Tradition ent-
nommen, sondern wahrscheinlich neu fonnuliert. In
die späteren Agenden wird es nicht aufgenommen.
Antwortet die ganze gemein: Amen.
(7) Nach dem gebet stehen sie auf, und setzen sich
die pfarherrn und andere beruffene prediger zum
synodo an ihren ort, die zwen superintendenten
aber uber ein besondern disch und fordern aus der
ganzen versamlung einen zu sich, welchen sie für
einen notarien brauchen. Darnach gehen sie alle,
je einer nach dem andern, ordentlich zu den ver-
ordenten superintendenten und nennen in geheim
einen aus dem zirk, oder auch eines andern orts,
wie gesagt, welchen sie zum ampt des superinten-
denten wirdig und geschickt achten, und dessel-
bigen namen sampt dem zunamen, darzu auch den
ort, da er zuvor im ministerio gewesen, zeichnet
der notarius auf.
(8) Nachdem sie nu alle verhöret, haben die super-
intendenten sampt dem dritten, der die namen auf-
geschriben, insonderheit acht auf die, welche die
meisten stimm haben. Darnach verkündiget der
superintendenten einer offentlich der ganzen ver-
samlung, daß nach Gottes schickung etliche fromme
und gelerte menner von ihnen vorgeschlagen seien,
zu denen man große hoffnung trage und sich alles
gutes versehen tu, dieselbige wöllen sie aufs för-
derlichst unserm g. f. und h. in schriften zu erken-
nen geben und verstendigen und seine f. g. bitten,
einen aus denen zu confirmiren.
(9) Daß wir aber begeren, daß unser g. f. und h.
aus den vorgeschlagenen zweien oder dreien per-
sonen einen superintendenten mit seiner autoritet
bestetige, bewegt und verursacht uns das exempel
der alten kirchen. Dann daß wir itzt geschwigen,
daß man die erwehlung des heil. Ambrosii hat ge-
langen lassen an den Keiser Valentinianum, aus
welchs befelch kurz zuvor ein synodus angesetzt,
einen neuwen bischoff in Meylandt zu erwehlen,
und schon etliche bischoffe in der nähe darzu be-
ruffen, wie der autor Tripartitae histo. lib.7 cap. 847
aus dem Theodoreto 48 erzelet, so ist ohn das offen-
bar, daß allenthalben viel bischoffe von christ-
47 Cassiodor, Hist. trip. 7, 8; MPL 69, 1073f.; CSEL
71,395. Zur Tradition: Gratian, Dist. 63 can. 3;
Friedberg 235f.; Hyperius, De sacra studiis non
deserendis, Var. op. 1, 183.
48 Theodoretus, Eccl. hist. 4; MPG 82, 1130f. (cap.5f.);
GCS 19, 217f. (cap. 6f.).
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