Kirchenordnung 1566
sti, des erzbischoffs und des obersten hirten unser
selen, und den schriften seiner heiligen aposteln.
Math. am 28. [18-20] sagt der Herr Christus zu
seinen jungern und ihren nachkommen: Mir ist alle
gewalt ubergeben in himmel und auch auf erden;
darumb gehet hin und leret alle völker und teufet
sie im namen des Vatters und des Sohns und des
heiligen Geistes und leret sie halten alles, was ich
euch befohlen habe. Weiter schreibt der apostel
Paulus also 1. Timoth . 3 [1-7]50: Das ist gewißlich
war, so imand ein bischoffsampt begert, der begert
ein köstlich werk. Es soll aber ein bischoff unstreff-
lich sein, eines weibes man, nüchtern, meßig, sittig,
gastfrei, lerhaftig, nicht ein weinseufer, nicht bo-
chen, nicht unehrlich hantierung treiben, sondern
gelinde, nicht haderhaftig, nicht geizig, der seinem
eigen hause wol fürstehe, der gehorsame kinder
habe mit aller erbarkeit (so aber jemand seinem
eigen hause nicht weiß vorzustehen, wie wird er die
gemein Gottes versorgen?), nicht ein neuling, auf
daß er sich nit aufblase und dem lesterer ins urteil
falle. Er muß aber auch ein gut zeugnis haben von
denen, die draußen sind, auf daß er nicht falle dem
lesterer in die schmach und strick.
Darauf soll der superintendens den ordinanden
mit fieiß heißen ufmerken, was er ihm sagen werde,
damit er auf alles hernach antworten könne.
Ehe dann wir euch, geliebter bruder im Herrn,
ordiniren und in euer ampt setzen, will vonnöten
sein, daß wir nach der lehr unsers Herren Jhesu
Christi und des aposteln Pauli, so itzt gehört, dar-
zu aus andern sprüchen des neuen testaments et-
liche stück von euern ampt in der kirchen Gottes,
welchs euch itzt befolen wird, kurzlich fürhalten.
(1) (a. R.: Doctrma) Damit ihr eines superinten-
denten ampt recht versehen mögt, solt ihr euch vor
allen dingen bemühen, daß die lehr der christlichen
religion, welche in den schriften der propheten und
aposteln beide, des alten und neuen testaments,
erklert und kurzlich in den dreien symbolis Apo-
stolico51, Nicaeno52, Athanasiano53 begriffen, wel-
che die catholisch und ware christliche kirch bis
hieher bekant, allezeit rein und ungefelscht ge-
50 Vgl. Luther, Ordinationsformular, WA 38, 425 ff.;
Höfling 137 ff.
61 Bek. Schrr. 21.
leret werden und euch von der warheit der heiligen
schrift kein menschlich vernunft, kein gunst, noch
einige bedrauung abfüren lasset. Dan also sagt
Christus zu seinen jüngern (Mat. 28,19): Gehet hin
in alle welt und lehret alle völker. Und der apostel
an Timotheum und Titum [2. Tim 1, 13; Tit 2, 1]:
Halt an dem vorbild der heilsamen wort, die du
von mir gehoret hast, vom glauben und von der
liebe in Christo Jesu. Item im volgenden capitel
[2. Tim 2, 15f. 23-25; 3, 14-17]: Befleißige dich,
Gott zu erzeigen einen rechtschaffen und unstref-
lichen arbeiter, der da recht teile das wort der war-
heit. Des ungeistlichen losen geschwetzes ent-
schlahe dich; denn du weisest, daß sie nur zank
geberen. Ein knecht aber des Herren soll nit zen-
kisch sein, sondern freundlich gegen idermann, lehr-
haftig, der die bösen tragen kann mit sanftmut und
straffe die widderspenstigen, ob ihnen Gott der-
maleins buß gebe, die warheit zu erkennen. Bleibe
in dem, das du gelernet hast aus der heiligen schrift,
welchs dich underweisen kann zur seligkeit durch
den glauben in Christo Jesu. Alle schrift, von Gott
eingegeben, ist nutz zur lere, zur straffe, zur bes-
serung, zur züchtigung in der gerechtigkeit, daß ein
mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten
werk geschickt. Und ist auch endlich nütz zu trö-
sten (Rom. 15,4). Derhalben predige das wort, halt
an, es sei zu rechter zeit oder zu unzeit, straffe,
draue, ermane mit aller gedult und lehre. So etliche
die heilsame lehr nit leiden wöllen, und ihre ohren
von der warheit abwenden werden, so sei du doch
nüchtern und fleißig allenthalben, leide dich, tu das
werk eines evangelischen predigers, richte dein
ampt redlich aus (2. Tim. 4,2-5); bewar entlich den
guten beilage durch den heiligen Geist, der in uns
wohnet (2. Tim. 1, 14). Gott hat uns nit gegeben
den geist der forcht, sondern der kraft und der liebe
und der zucht [2. Tim 1,7].
Dieses alles sage ich von der treuen verwaltung
und austeilung der lehr und derselbigen standhaf-
tigem bekentnis, wie itzt aus dem apostel an Timo-
theum und Titum gehöret, solt ihr nit anders an-
sehen oder deuten, dann daß es euch belange.
52 Bek. Schrr. 26 f.
53 Bek. Schrr. 28ff. Bei Luther fehlt der Hinweis auf
die altkirchlichen Symbole.
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sti, des erzbischoffs und des obersten hirten unser
selen, und den schriften seiner heiligen aposteln.
Math. am 28. [18-20] sagt der Herr Christus zu
seinen jungern und ihren nachkommen: Mir ist alle
gewalt ubergeben in himmel und auch auf erden;
darumb gehet hin und leret alle völker und teufet
sie im namen des Vatters und des Sohns und des
heiligen Geistes und leret sie halten alles, was ich
euch befohlen habe. Weiter schreibt der apostel
Paulus also 1. Timoth . 3 [1-7]50: Das ist gewißlich
war, so imand ein bischoffsampt begert, der begert
ein köstlich werk. Es soll aber ein bischoff unstreff-
lich sein, eines weibes man, nüchtern, meßig, sittig,
gastfrei, lerhaftig, nicht ein weinseufer, nicht bo-
chen, nicht unehrlich hantierung treiben, sondern
gelinde, nicht haderhaftig, nicht geizig, der seinem
eigen hause wol fürstehe, der gehorsame kinder
habe mit aller erbarkeit (so aber jemand seinem
eigen hause nicht weiß vorzustehen, wie wird er die
gemein Gottes versorgen?), nicht ein neuling, auf
daß er sich nit aufblase und dem lesterer ins urteil
falle. Er muß aber auch ein gut zeugnis haben von
denen, die draußen sind, auf daß er nicht falle dem
lesterer in die schmach und strick.
Darauf soll der superintendens den ordinanden
mit fieiß heißen ufmerken, was er ihm sagen werde,
damit er auf alles hernach antworten könne.
Ehe dann wir euch, geliebter bruder im Herrn,
ordiniren und in euer ampt setzen, will vonnöten
sein, daß wir nach der lehr unsers Herren Jhesu
Christi und des aposteln Pauli, so itzt gehört, dar-
zu aus andern sprüchen des neuen testaments et-
liche stück von euern ampt in der kirchen Gottes,
welchs euch itzt befolen wird, kurzlich fürhalten.
(1) (a. R.: Doctrma) Damit ihr eines superinten-
denten ampt recht versehen mögt, solt ihr euch vor
allen dingen bemühen, daß die lehr der christlichen
religion, welche in den schriften der propheten und
aposteln beide, des alten und neuen testaments,
erklert und kurzlich in den dreien symbolis Apo-
stolico51, Nicaeno52, Athanasiano53 begriffen, wel-
che die catholisch und ware christliche kirch bis
hieher bekant, allezeit rein und ungefelscht ge-
50 Vgl. Luther, Ordinationsformular, WA 38, 425 ff.;
Höfling 137 ff.
61 Bek. Schrr. 21.
leret werden und euch von der warheit der heiligen
schrift kein menschlich vernunft, kein gunst, noch
einige bedrauung abfüren lasset. Dan also sagt
Christus zu seinen jüngern (Mat. 28,19): Gehet hin
in alle welt und lehret alle völker. Und der apostel
an Timotheum und Titum [2. Tim 1, 13; Tit 2, 1]:
Halt an dem vorbild der heilsamen wort, die du
von mir gehoret hast, vom glauben und von der
liebe in Christo Jesu. Item im volgenden capitel
[2. Tim 2, 15f. 23-25; 3, 14-17]: Befleißige dich,
Gott zu erzeigen einen rechtschaffen und unstref-
lichen arbeiter, der da recht teile das wort der war-
heit. Des ungeistlichen losen geschwetzes ent-
schlahe dich; denn du weisest, daß sie nur zank
geberen. Ein knecht aber des Herren soll nit zen-
kisch sein, sondern freundlich gegen idermann, lehr-
haftig, der die bösen tragen kann mit sanftmut und
straffe die widderspenstigen, ob ihnen Gott der-
maleins buß gebe, die warheit zu erkennen. Bleibe
in dem, das du gelernet hast aus der heiligen schrift,
welchs dich underweisen kann zur seligkeit durch
den glauben in Christo Jesu. Alle schrift, von Gott
eingegeben, ist nutz zur lere, zur straffe, zur bes-
serung, zur züchtigung in der gerechtigkeit, daß ein
mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten
werk geschickt. Und ist auch endlich nütz zu trö-
sten (Rom. 15,4). Derhalben predige das wort, halt
an, es sei zu rechter zeit oder zu unzeit, straffe,
draue, ermane mit aller gedult und lehre. So etliche
die heilsame lehr nit leiden wöllen, und ihre ohren
von der warheit abwenden werden, so sei du doch
nüchtern und fleißig allenthalben, leide dich, tu das
werk eines evangelischen predigers, richte dein
ampt redlich aus (2. Tim. 4,2-5); bewar entlich den
guten beilage durch den heiligen Geist, der in uns
wohnet (2. Tim. 1, 14). Gott hat uns nit gegeben
den geist der forcht, sondern der kraft und der liebe
und der zucht [2. Tim 1,7].
Dieses alles sage ich von der treuen verwaltung
und austeilung der lehr und derselbigen standhaf-
tigem bekentnis, wie itzt aus dem apostel an Timo-
theum und Titum gehöret, solt ihr nit anders an-
sehen oder deuten, dann daß es euch belange.
52 Bek. Schrr. 26 f.
53 Bek. Schrr. 28ff. Bei Luther fehlt der Hinweis auf
die altkirchlichen Symbole.
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