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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0213
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Kirchenordnung 1566

engeln und dieser ganzen versamlung, daß ihr
uns angelobet und zusaget, diesem allem, so euch
vorgehalten, möglichs fleiß nachzukommen.
(6) Darauf antwort der erwelte superintendens
also: Mir ist wol bewust, lieben brüder in Christo,
daß dies ampt, so mir itzt befolhen und vertrauet
wird (1. Tim. 2, 7), ein herlich ampt ist, aber doch
voller sorg und mühe, zu welchem alle menschliche
kreft und vermögen viel zu schwach sein. Und ich
befinde insonderheit bei mir, daß ich zu diesem
großem ampt viel zu gering bin, sintemal ich mein
schwacheit wol erkenne (2. Cor. 10, 10; 11, 29f.).
Jedoch, wenn ich bei mir betracht Gottes willen
und urteil, welchs ich zwar daraus abnemen kann,
daß ihr erstlich mit einhelliger stim mich zu sol-
chem ampt tuchtig erkant und erwehlet und unser
g. f. und h. solche erwehlung nun bestetiget hat:
So bit ich Gott, den himmlischen Vatter, von gan-
zem herzen im namen J. C., daß er mit seinem hei-
ligen Geist mein herz in solchem ampt, damit es
der kirchen nutzlich und heilsam sei,unterrichte und
lehre und mich hinfort mit seinem heiligen Geist
allezeit regire und leite, welchs ich genzlich verhoff
von Gott zu erlangen durch euere christliche vor-
bit und andechtiges gebet der ganzen gemein (Rom.
15,30; Eph. 6,18f.; Philip. 1,19; Colos. 4,3; 2. Thes.
3, 1). Und dieweil ich mich ganz und gar beide uf
euere starke vorbit und gemeine gebet auch auf
Gottes hülfe genzlich vertröste, so gelobe ich alhie
an vor dem angesicht Gottes und unsers Herren
Jesu Christi und seiner auserwelten engeln und die-
ser ganzen gemein, so im namen des Herrn ver-
samlet, daß ich alles, so mir itzund vom ampt des
superintendenten aus Gottes wort furgehalten, flei-
ßig und treulich, so viel mir immer möglich, ver-
richten wil.
(7) Nach diesem allem soll einer aus den zweien
superintendenten diese nachvolgende rede und ver-
manung zu der ganzen gemein tun: Ihr habt nun
gehört, mein geliebten, mit was affect und gemüt
unser lieber bruder, der neue superintendens zu-
gesagt, daß er nach seinem besten vermögen alles
tun und versehen wölle, was sein ampt erfordert
60 Dies Gebet ist dem Erfurter Druck der Kasseler
KO 1539 entnommen, oben S. 127 Anm. n. Auch
in anderen liturgischen Formularen der KO 1566

und zu erhaltung und wolfart der kirchen furder-
lich ist, auf daß die gemein, so ihm itzt befolen,
in geistlichen dingen und aller gottseligkeit wach-
sen und zunemen möge. Dieweil aber, wie er selbst
bekennet, dies ampt, so ihm itzt auferlegt, one son-
derliche hülfe Gottes nit mag verrichtet werden,
und auch ein groß vertrauen hat zum ernstlichen
gebet der kirchen, so will ich euch allesampt in
Christo fleißig vermanet und gebeten haben (Eph.
6, 18f.; 1. Thes. 5, 25), daß ihr itzt mit uns hinfurt
allezeit auf euer knie fallet und den almechtigen
Gott, unsern himlischen Vatter im namen unsers
Herrn Jesu Christi wöllet also helfen anruffen:
O almechtiger, gütiger Gott, himlischer Vatter,
als dein lieber Sohn60, unser Herre Jesus zu deiner
rechten in das himlische wesen erhöhet, hat er als-
balt angefangen, uns hie auf erden zu geben apo-
steln, evangelisten, propheten, hirten und lerer,
seine erwelten damit in ihm zu versamlen und zu
erbauen und den seinen durch seine liebe aposteln
bevolen, bei allen seinen gemeinden zu welen und
setzen, die sein heilig evangelium und sacrament
getreulich ausspenden und alle selsorg und hirten-
dienst versehn und verrichten. Wir bitten dich
durch denselben unsern erzhirten und bischoff un-
serer seele, deinen lieben Sohn, du wöllest diesen,
die von deiner gemein zu solchem dienst erwelet
seind, deinen heiligen Geist reichlich mitteilen, der
sie allezeit erleuchte, füre und sterke, damit sie die-
sen, deinen so hohen und heiligen dienst mit rech-
tem verstand und eifer allezeit fruchtbarlich ver-
richten, suchen, finden und bringen zu deinem lie-
ben Sohn alle, die noch von ihm entfrembt oder
wider von ihm abgefüret seint, erbauen und bes-
sern alle, die zu ihm gebracht und in seiner gemein
noch halten. Hierzu beware sie vor allen eigen felen
und ergernissen, vor allen falschen verleumde und
verkleinerung, auch vor allen gewaltigen verhin-
dernus ihres diensts, uf daß sie dir und deiner lieben
kirchen in allem treulich, standhaftig, bestendig,
geflissen und seliglich dienen, damit dein nam im-
mer mer geheiliget und dein reich allenthalben er-
weitert und herlicher werd durch denselbigen dei-
lag der Erfurter Druck der Kasseler KO als Quelle
zugrunde, vgl, etwa S. 262, 275f,, 293f. u. a.

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