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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0286
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Kirchenordnung 1566

schaft Christi unsers Herrn in den h. sacramenten
nit meinen aus kraft oder verdienst des eußerlichen
werks, weder des, der die h. sacrament reicht42,
noch des, der sie empfahet, zu erlangen, sonder aus
der kraft Gottes und dem verdienst Christi, unsers
heilands, der in seinem wort und h. sacrament kref-
tig sein will und denen, welche sein sacrament nach
seinem wort und insatzung im rechten glauben der
verheißung entpfangen, alles das gewißlich geben,
das er in den sacramenten vortregt und in seinen
worten bezeugt.
(6) Ist kein zweifel, wenn von den aposteln ge-
lesen wird, daß sie ganze heuser getauft haben, daß
die kinder darin nicht ausgeschlossen werden, denn
je auch die kinder zum haus gehören (Act. 10, 48;
16, 15; 1. Cor. 1, 16).
(7) So bezeugen auch die eltesten lehrer und vätter
der ersten kirchen, daß zu ihrer zeit die junge kin-
der in allen kirchen seien getauft worden, und be-
kennen, sie habens von den aposteln entpfangen,
wie man das lieset hei Origene43, Cypriano44 und
Augustino von der tauf wider die Donatisten im
vierten buch cap. 24 45; de Genes. ad literam, lib. 10
cap. 23 46- 47.
Weil denn die taufe von unserm Herrn Christo
selbst eingesetzt und gebotten, auch allen völkern
ohn underscheid des geschlechts oder alters mit-
zuteilen notwendig ist, so teufen wir nach altem
42 Vgl. dazu die Wittenberger Konkordie 1536, E. Bi-
zer, Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreits
im 16. Jh. 1940, 117f.
43 Origenes, Comm. in ep. ad Rom. 5, 9; MPG 14, 1047.
Zur Tradition: Handlung in dem offentlichen ge-
sprech zu Straßburg 1533, Bl. L 3 v; Bericht aus der
heiligen geschrift 1534, Bl. q 4v; Melanchthon, Ad-
versus anabapt. iud. 1528; CR 1, 962; MW 1, 281;
Melanchthon, Verlegung etlicher unchristl. Artikel;
MW 1, 319; Melanchthon, Loci tert. aet. De Bapt.;
CR 21, 858; MW 2, 2, 514; Bullinger, Hausbuch
1558, Bl. 439 v.
44 Cyprian, Ad Fidum 2ff.; MPL 3, 1015ff. (ep. 59);
CSEL 3, II, 718ff. (ep. 64). Zur Tradition: Hand-
lung in dem offentlichen gesprech 1533, Bl. L 3v;
Bericht aus der heiligen geschrift 1534, Bl. q 4v;
Melanchthon, Adv. anabapt. iud. 1528; CR 1, 962;
MW 1, 281; Melanchthon, Loci tert. aet. De Bapt.;
CR 21, 858; MW 2, 2, 514.
45 Augustinus, De bapt. contra Donat. 4, 24; MPL 43,
175f.; CSEL 51, 259f. Zur Tradition: Zwingli, Von
der Taufe, von der Wiedertaufe und von der Kin-
dertaufe; CR 91, 321 f.; Bericht aus der heiligen ge-

christlichem gebrauch unsere kinder, domit sie dem
Herrn Christo eingeleibt werden.
Wo die tauf gehalten werde
Die heilige taufe wird gemeinglich vor der ganzen
kirchen verrichtet in offentlicher versamlung, weil
durch die heilige sacrament, der kirchen von unsern
Herrn Christo ubergeben, alle gleubigen mitein-
ander verbunden werden. Derhalben halten wir,
daß diejenigen, so durch kein not gezwungen, die
sacrament außerhalb der kirchen insonderheit aus-
spenden, billich geachtet werden vor die, so sich
mutwillig von der gemeinschaft der kirchen abson-
dern wöllen. Darumb bei uns diejenigen, so zu teu-
fen seind, werden nach dem exempel der alten kir-
chen in gemeiner versamlung der gleubigen getauft,
damit auch allen christen bewußt sei, wer und wel-
che der gemein Gottes zugetan seien oder nicht.
Wenn man taufe
So viel die zeit belangt, ist bewußt, daß vor zei-
ten, do die alten, beide aus den jüden und heiden,
sich dem Herrn Christo und seiner kirchen ergaben,
ein gewisse zeit bestimpt ward, in welcher sie die
heuptartikel christlicher lehr zu lernen angehalten
würden. Zu der zeit ward die taufe im jar zweimal
gehalten, einmal zun Ostern, das andermal zun
Pfingstfeiertagen48. Dieses bezeugen noch viel pre-
schrift 1534, Bl. q 4v; Melanchthon vgl. Anm. 44;
Bullinger, Hausbuch 1558, Bl. 439 v.
46 Augustinus, De Gen. ad lit. 10, 23; MPL 34, 426;
CSEL 28, I, 327. Zur Tradition: Handlung in dem
offentlichen gesprech 1533, Bl. L 3 v; Bericht aus der
heiligen geschrift 1534, Bl. q 4v. Vgl. zu den Zitaten
aus Origenes, Cyprian und Augustinus noch Calvin
IV, 16, 8; ed. Niesel 5, 312.
47 Eine direkte Bezeugung der Zitate aus Origenes,
Cyprian und Augustinus ist bei Hyperius nicht zu
finden. Jedoch wird in der Marburger UB das Hand-
exemplar des Hyperius der Loci communes Melan-
chthons aus dem Jahre 1545 aufbewahrt (Sign.: XIX
cC 756b Ms 690). Die S. 305 von Melanchthon zitier-
ten Kirchenväter sind am Rande von Hyperius rot
vermerkt.
48 Zur Tradition der Tauffeier in der Alten Kirche an
Ostern und Pfingsten vgl. Bericht aus der heiligen
geschrift 1534, Bl. r 2v; Bucer, De Regno Christi
1, 7; TA 38; OL 15, 67; Bucer, Ord. Ministr.; TA
434. Vgl. auch Schwenckfeldt, Von dem Kindertauf;
CS 3,822; Hyperius, De catechesi 4, Var. op. 1,
497f.; Bullinger, Hausbuch 1558, Bl. 433r.

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