Kirchenordnung 1566
meinschaft des leibs und bluts deines lieben Sohns
unsers Herrn von seinem tisch zu entpfahen, also,
daß wir selbst in uns immer weniger und in ihm aber
als völliger leben und er in uns ein leben, das dir
zu allem preis und dem nechsten zu aller besserung
dienen, damit dein nam an uns also mehr geheiliget,
dein reich erweitert und einmal alles bei uns auf
erden mit solcher lust und lieb nach deinem heiligen
willen geschehe, wie das im himmel geschicht. Dar-
zu gib uns auch unser teglich brot, alle leibes not-
turft, gesundheit und friede, daß wir dir dies zu lob
gebrauchen mögen, und vergib uns unser tegliche
fehl, wie itzund vor deinen augen wir allen denen
verzeihen, so uns je leides getan haben, und laß uns
den versucher, den bösen feind nimmermehr mit sei-
ner anfechtung obliegen, sonder erlöse uns von ihm
und allem argen. Denn dein ist das reich, die kraft
und herrligkeit in ewigkeit. Amen.
(5) Zum ende vermanet der prediger die gemeine,
daß sie wolt vollends verzihen und warten, bis so
lang das abendmal des Herrn gehalten und der got-
tesdienst genzlich verrichtet werde, wolten sich er-
innern des leidens und sterbens des Herrn Christi,
ihrer sünden und göttliches zorns uber die sünde ein-
gedenk sein und sich darwider mit dem tod des
Herrn Jesu trösten und die herzen und gemüter zu
warer dankbarkeit erwecken. Und damit sie nicht
aus verdruß oder leichtfertigkeit diese vermanung
verachten und under der action des heiligen nacht-
mal zur kirchen hinauslaufen, wird ihnen oftmals
vorgehalten und fleißig eingebildet, daß sie alda
nicht allein die menschen zu aufsehern haben, son-
dern stehen vor dem angesicht Gottes und aller sei-
ner engeln. Derhalben, da sie sich verechtlich halten
und stellen gegen die gemeine versamlung und das
kirchenampt, gereiche das nicht zum nachteil oder
verkleinerung dem diener oder andern alda versam-
leten christen, sondern Gott im himmel selbst, un-
serm einigen heiland und erlöser Christo Jesu und
allen seinen engeln, welche diejenigen, so under dem
ampt der predigt oder sacramentreichen hinweglau-
fen, mit greulicher verachtung unehren und schme-
hen und darzu viel schwacher christen ergern und
66 Das Formular folgt im ganzen der Kasseler KO 1539,
Erfurter Druck, S. 123 Anm. k. Der Text des Unser
den heiligen Geist in vieler gleubigen herzen be-
trüben, welchs denn nicht so geringschetzig ist, wie
die welt meinet, sondern die allerschwersten und
größten sünde seind vor Gott, darfür sich ein jeder
frommer gottseliger mensch mit allem fleiß billich
hüten und fürsehen soll. Item es geschicht auch ein
ernstliche vermanung, daß man wolt den armen mit
einer willigen steur beforderlich sein, da denn auch
underweilen die unbarmherzigen zu bewegen, der
befehl und verheißung, so man hievon in Gottes wort
findet, ernstlichen angezogen werden.
Hiemit steiget der diener göttlichs worts vom
predigstul heraber.
(6) Underdes singet man ein kurzen lobgesang.
(7) Der pfarherr trit vor den altar oder tisch des
Herren, und seind neben ihm die andern diener des
worts sampt den eltesten und kastendienern, und
spricht mit klarer stimm also:
Erhebt66 euer herzen zu Gott unserm Herrn, denn
es ist billich und recht, auch heilsam, daß wir an
allen orten und zu aller zeit dich, Herr, himmlischer
Vatter, heiliger Gott, anruffen durch Jesum Chri-
stum unsern Herrn. Amen.
Betet derhalben mit mir das Vatter unser, wie uns
Christus Jesus, unser Herr, geleret hat.
Unser Vatter im himmel, dein nam sei heflig, dein
reich komm, dein will geschehe, wie im himmel also
auf der erden, unser teglich brot gib uns heut und
vergib uns unsere schuld, wie wir unsern schüldigern
vergeben, und füre uns nicht in versuchung, sondern
erlöse uns von allem bösen. Denn dein ist das reich,
die kraft und die herrligkeit in ewigkeit. Amen.
So höret nun mit aufrichtigem herzen und rech-
tem glauben die wort des nachtmals unsers Herren
Jesu Christi. Also schreiben die heiligen evangelisten
und aposteln Mattheus [26, 26-28]; Marcus [14,
22-24]; Lucas [22, 19f]und sanct Paulus [11, 23-25]:
Unser Herr Jesus Christus, in der nacht, da er ver-
raten ward, nam er das brot, danket und brachs und
gabs seinen jüngern und sprach: Nemet hin, esset.
Das ist mein leib, der für euch gegeben wird. Solchs
tut zu meinem gedechtnus.
Desselbigen gleichen nam er auch den kelch nach
Vater folgt ebenfalls dem Erfurter Druck, gegen die
Fragstücke, S. 302.
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meinschaft des leibs und bluts deines lieben Sohns
unsers Herrn von seinem tisch zu entpfahen, also,
daß wir selbst in uns immer weniger und in ihm aber
als völliger leben und er in uns ein leben, das dir
zu allem preis und dem nechsten zu aller besserung
dienen, damit dein nam an uns also mehr geheiliget,
dein reich erweitert und einmal alles bei uns auf
erden mit solcher lust und lieb nach deinem heiligen
willen geschehe, wie das im himmel geschicht. Dar-
zu gib uns auch unser teglich brot, alle leibes not-
turft, gesundheit und friede, daß wir dir dies zu lob
gebrauchen mögen, und vergib uns unser tegliche
fehl, wie itzund vor deinen augen wir allen denen
verzeihen, so uns je leides getan haben, und laß uns
den versucher, den bösen feind nimmermehr mit sei-
ner anfechtung obliegen, sonder erlöse uns von ihm
und allem argen. Denn dein ist das reich, die kraft
und herrligkeit in ewigkeit. Amen.
(5) Zum ende vermanet der prediger die gemeine,
daß sie wolt vollends verzihen und warten, bis so
lang das abendmal des Herrn gehalten und der got-
tesdienst genzlich verrichtet werde, wolten sich er-
innern des leidens und sterbens des Herrn Christi,
ihrer sünden und göttliches zorns uber die sünde ein-
gedenk sein und sich darwider mit dem tod des
Herrn Jesu trösten und die herzen und gemüter zu
warer dankbarkeit erwecken. Und damit sie nicht
aus verdruß oder leichtfertigkeit diese vermanung
verachten und under der action des heiligen nacht-
mal zur kirchen hinauslaufen, wird ihnen oftmals
vorgehalten und fleißig eingebildet, daß sie alda
nicht allein die menschen zu aufsehern haben, son-
dern stehen vor dem angesicht Gottes und aller sei-
ner engeln. Derhalben, da sie sich verechtlich halten
und stellen gegen die gemeine versamlung und das
kirchenampt, gereiche das nicht zum nachteil oder
verkleinerung dem diener oder andern alda versam-
leten christen, sondern Gott im himmel selbst, un-
serm einigen heiland und erlöser Christo Jesu und
allen seinen engeln, welche diejenigen, so under dem
ampt der predigt oder sacramentreichen hinweglau-
fen, mit greulicher verachtung unehren und schme-
hen und darzu viel schwacher christen ergern und
66 Das Formular folgt im ganzen der Kasseler KO 1539,
Erfurter Druck, S. 123 Anm. k. Der Text des Unser
den heiligen Geist in vieler gleubigen herzen be-
trüben, welchs denn nicht so geringschetzig ist, wie
die welt meinet, sondern die allerschwersten und
größten sünde seind vor Gott, darfür sich ein jeder
frommer gottseliger mensch mit allem fleiß billich
hüten und fürsehen soll. Item es geschicht auch ein
ernstliche vermanung, daß man wolt den armen mit
einer willigen steur beforderlich sein, da denn auch
underweilen die unbarmherzigen zu bewegen, der
befehl und verheißung, so man hievon in Gottes wort
findet, ernstlichen angezogen werden.
Hiemit steiget der diener göttlichs worts vom
predigstul heraber.
(6) Underdes singet man ein kurzen lobgesang.
(7) Der pfarherr trit vor den altar oder tisch des
Herren, und seind neben ihm die andern diener des
worts sampt den eltesten und kastendienern, und
spricht mit klarer stimm also:
Erhebt66 euer herzen zu Gott unserm Herrn, denn
es ist billich und recht, auch heilsam, daß wir an
allen orten und zu aller zeit dich, Herr, himmlischer
Vatter, heiliger Gott, anruffen durch Jesum Chri-
stum unsern Herrn. Amen.
Betet derhalben mit mir das Vatter unser, wie uns
Christus Jesus, unser Herr, geleret hat.
Unser Vatter im himmel, dein nam sei heflig, dein
reich komm, dein will geschehe, wie im himmel also
auf der erden, unser teglich brot gib uns heut und
vergib uns unsere schuld, wie wir unsern schüldigern
vergeben, und füre uns nicht in versuchung, sondern
erlöse uns von allem bösen. Denn dein ist das reich,
die kraft und die herrligkeit in ewigkeit. Amen.
So höret nun mit aufrichtigem herzen und rech-
tem glauben die wort des nachtmals unsers Herren
Jesu Christi. Also schreiben die heiligen evangelisten
und aposteln Mattheus [26, 26-28]; Marcus [14,
22-24]; Lucas [22, 19f]und sanct Paulus [11, 23-25]:
Unser Herr Jesus Christus, in der nacht, da er ver-
raten ward, nam er das brot, danket und brachs und
gabs seinen jüngern und sprach: Nemet hin, esset.
Das ist mein leib, der für euch gegeben wird. Solchs
tut zu meinem gedechtnus.
Desselbigen gleichen nam er auch den kelch nach
Vater folgt ebenfalls dem Erfurter Druck, gegen die
Fragstücke, S. 302.
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