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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0353
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Kirchenordnung 1566

zu der du uns in Christo beruffen hast, sterken, da-
mit wir uns daher desto besser trösten des abscheids
unsers bruders, schwester, dero leib wir itzt nach
deiner ordnung in hoffnung der auferstehung ehrlich
und christlich zur erden bestattet haben, darzu alles
ungemachs, so wir in diesem jamertal von wegen
unserer vielen und schweren sünden, darzu großer
undankbarkeit deiner reichlichen gnaden billich lei-
den und mit gedult tragen, demnach auch unser her-
zen und gemüter von tag zu tag desto mehr ins
künftig und himmlisch leben richten, suchende das
droben ist, da Christus unser Herr und heiland, dein
Sohn ist, sitzend zu deiner gerechten, damit wir den
sünden hinfort aus lebendigem glauben an Christum
teglich mehr absterben und dir in aller heiligkeit
und gerechtigkeit dienen mögen alle tag unsers
lebens, durch denselbigen deinen Sohn, unsern Herrn
Jhesum Christum. Amen.
Zum beschluß spricht er: Der Herr verleihe uns,
daß wir in seiner erkentnus und bekentnus selig ab-
scheiden, durch sein kraft fröhlich auferstehen und
bei ihm in ewiger freud leben und bleiben, Amen.
Diese form der christlichen begrebnus wird ge-
braucht mit allen verstorbenen christen, beide jun-
gen und alten, so fern sie nur getauft und christlich
und gottselig nach Gottes wort in gehorsam gegen
die christliche kirche und das heilig predigampt ihr
leben gefüret und volendet haben.

50 1. Petr 1, 25. Im Original: Zu beiden Seiten ein
Engel, der den Kranz hält, in dem der Spruch ge-
schrieben ist.

Da aber etwa junge kindlein ohn die tauf ab-
gingen, befehlen wir sie dem Herrn, lassen sie ihre
eltern und freunde ohn zutun eines kirchendieners
an den ort, da andere christgleubige ruhen, zur erden
bestatten, nicht daß wir an ihrer seligkeit, wenn sie
von christlichen eltern mit ernstlichem gleubigen
gebet Gott fürgetragen und befohlen werden, zwei-
fel tragen, sondern dieweil sie durch das eußerlich
ampt der kirchen nicht eingeleibt worden, achten
wirs für unnötig, daß der kirchendiener sich ihrer
undernemen soll.
Da aber etliche alten weren, so ihr leben lang in
irtumb oder ergerlicher handlung gesteckt und auf
vielfaltige beschehene christliche erinnerung und ver-
manung sich nicht bessern wöllen und also das ampt
der christlichen kirchen beharlich bis zum ende ihres
lebens verachtet und verworfen hetten, die achten
wir nicht wert sein, daß ein diener der kirchen, nach-
dem sie abgestorben, sich ihrer anneme, oder daß
sie an den ort, da andere fromme christen schlaffen,
solten begraben werden.
Ende des dritten teils.
Verbum Domini manet in aeternum50.
Gedruckt zu Marpurg durch Andres Kolben und
volendet durch seine erben am 16. tag des winter-
monats im jar nach der geburt Jhesu Christi 156651.

51 Vgl. oben S. 178 Anm. 3. Die Jahreszahl ist flan-
kiert von je einem Kleeblatt, dem Zeichen des Druk-
kers.

22 Sehling, Bd. VIII, Hessen I

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