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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0390
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Abschied 1575

ordnung, nunmer correct10, allen und iden super-
intendenten ausgeteilet und publiciret, auch genz-
lichen im niderfurstentumb albereit und mehrerteils
im oberfurstentumb und darzu gehorigen grave-
schaften ins werk gerichtet, aber obangezogener
correctur eingefallenen mangels halben bis daheren
die entliche volnziehung allein an etzlichen wenigen
orten anstehen plieben, so ist abgeredt und beschlos-
sen, daß nachmals ein ider superintendens forder-
lichst das einsehens haben und allen und iden ihren
pfarherren und kirchendienern mit ernst uferlegen
und bevehlen sollen, daß sie in ihren kirchen und
schulen sich in aßen und iden gedachter furstli-
cher ordnung, kirchenagenden und reformation in-
verleibten puncten und articuln, so wohl mit der
lehr und predigt gottliches worts, als auch mit exer-
citio des catechismi Lutheri, administration der
sacramenten, denen caeremonien und kirchenge-
preuchen durchaus gemeß verhalten und alle andere
frembde lehr und caeremonien, so dieser unser kir-
chen confession und ordnung zu entjegen sein möch-
ten, genzlichen underlassen und sich allein nach ge-
dachter ordnung und agenda in ihrem officio reguli-
ren, darmit also erstlich der consensus in doctrina
und dan ein algemeine durchgehende gleichheit in
denen caeremonien und kirchendisciplin in allen und
jeden unserer g.f. und herrn pfarrern und kirchen an-
gefangen und hinfort alweg onverbruchlich und stet
gehalten werden moge.
Zu dem effect dann die superintendentes der visi-
tir-ordnung11 halber, was die inspection ihrer kir-
chen und anhorung der castenrechnungen anlangt,
sich gleichfalls erboten, daran und daß derselben
allenthalben treulich nachgangen werde, gar nichts
an ihrem moglichen vleiß erwinden zu lassen, wie sie
dann auch albereit die bis dahero bei denen vom
adel hierunter vorgefallene mengel mehrerteils rich-
tig gemacht haben. Und was sonsten an einem oder
dem andern ort weiters vorfallen möchte, mit zutuen
und anordnung der furstlichen canzleien seine maß
und erledigung auch wohl erlangen kann, wie dan ein

10 Zur Korrektur der Agenda vgl. S. 408.
11 Vgl. S. 461 ff.
12 Vgl. den Abschied 1574, S. 371.
13 Auch Landgraf Ludwig erklärt sich in seinem Schrei-
ben an Wilhelm dazu bereit, vgl. S. 371 Amn. 5.
374

ider superintendens seinen gnedigen furstenundherrn
darvon wird underschiedlich wissen zu berichten.
[2] Der zerung halber, so uf die visitirung der
pfarren und schulen, auch anhorung der castenrech-
nung und examination in stedten und dorfen gehett,
dieweil nit wohl muglich, daß dieselbige aller aus
dem visitirgelt ohne großen abbruch und beschwe-
rung der armen pfarherrn erlegt, uber das einsteils
die gottscasten ganz und gar arme, einsteils auch
gar keine vorhanden, daß auch daheren keine oder je
geringe steuer zu gedachter zerung kommen und zu-
gelegt werden mag, ist abermals12 der superinten-
denten und theologen undertenigs ganz vleißigs bit-
ten, daß, gleich wie unser gnediger furst und herr,
Landgrave Wilhelm zu Hessen, im letztern synodo
zu Cassel sich gnedig erkleret, in seiner f.g. fursten-
tumb zu solcher visitation beid futterung und not-
turftig zerung gnedig zu geben, also auch unsere an-
dere gnedige fursten und herren dieselbige eben-
meßig under sich gnedig erstatten und ausrichten
lassen wolten13, damit man also unter den armen
pfarherren mit dem visitirgelt umb so viel weiter
reichen möge.
[3] Weil auch vor das dritte der wahrsager, chri-
stallenseher und abergleubigen halber sonderlich
diesmals vorkommen14, daß solche hoch ergerliche
strafbare laster und abgotterei allenthalben fast ge-
mein worden und uberhand nemen sollen, darmit
daß hien und wider aus allen orten viel leut den
wahrsagern und christallensehern nicht ohne große
beschwerung ihrer gewissen nachlaufen und ihnen
wahrsagen und mit segen und dergleichen abgötti-
schen dingen wollen helfen und raten lassen, sonder-
lichen aber daß zu Grebendorf15, Beune16, Fritzlar
und Medebach17 derselben warsager und christallen-
seher ihre wonung und underhalt haben, auch hien
und wider aus allen genachbarten amptern, stedten,
flecken und dorfen vleißig ersucht und umb rat ge-
fragt werden sollen, so wollen die herren superinten-
dentes ein ider in seinem bezirk vermög viel ange-
zogener ordnung allen und iden ihren pfarherren
11 Vgl. den Bericht der Superintendenten, Heppe,
Generalsynoden I, 138.
15 Krs. Eschwege.
16 Krs. Kassel.
17 Main-Taunus-Krs.
 
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