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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0392
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Abschied 1575

den und sich der christlichen gemein und versamb-
lung mit geprauchen solten, mit ernst zur offenen
poenitenz22 anzuhalten seien, damit sie dadurch sich
zuvorderst mit Gott und der christlichen kirchen
widerumb versuenen und ihren ongehorsamb und
ergernus der ganzen gemeinde abbitten, oder aber
sonsten nach gelegenheit der personen durch die
obrigkeit ides orts gestraft werden.
Bei diesem puncten ist auch erregt23 worden, daß
etzliche vom adel, welchen ihre eheliche weiber
durch tot abgegangen, ihre sondere concubinas und
kochin offentlich bei sich halten, nicht ohne groß
ergernus der kirchen und der armen undertanen.
Wann nuhe solchs beid dem wort Gottes und gue-
ter policei hochlich zu entjegen, so ist derhalben be-
dacht, daß, wo sich dasselb an einem oder dem an-
dern ort zutragen wurde, daß der pfarherr desselben
orts sie beide derhalben erstlich vernemen, bereden
und sie von solchem bosen ergerlichen leben mit allem
ernst aus Gottes wort abweisen. Da aber solch seine
ermanung und erinnerung nicht bei ihme gehoret
und geachtet wurde, alsdan an seinen superintenden-
ten dasselb umbstendlich gelangen lassen solle, wel-
cher alsdan gleichfals darnach an seinem ort ongezwei-
felt mit ernstem vermanen hierin nichts underlassen
und, wo muglich, die sach dahin richten wurdet, daß
sie entweder von solchem ihrem verdampten und er-
gerhchen leben genzlich abstehen und die concubinas
von sich hinweg tuen und nach Gottes ordnung sich
erbar und onstrefhch in ihrem leben und wandel
außerthalb des ehestands ohne ergernus der under-
tanen verhalten, oder aber in heiligen ehestand sich

22 Vgl. S. 457f.
23 Vgl. den Bericht Meiers; Heppe, Generalsynoden I,
142f.
24 Es folgen ausführliche Verhandlungen über Universi-
täts- und Stipendiatensachen; vgl. dazu Heppe,
Generalsynoden I, 150 ff.
25 Johann von Dalwigk zu Dillich, geb. um 1553, 1593
zum Hofrichter am Samthofgericht hestellt, † 1614;
vgl. Gundlach, Zentralbehörden III, 41.
26 Vgl. zu Ludwig Feige, S. 362 Anm. 47; Bartholo-
maeus Meier, S. 348 Anm. 7; Christian Grau, S.
350 Anm. 34.
27 Tileman Breul, geb. 1520 Waldkappel, 1539 Studium
Marburg, 1545 Pfr. Langula, 1547 2. Pfr. Allendorf,
1550 1. Pfr. Spangenberg, † 1585; Hütteroth,
Die althessischen Pfarrer 37.
28 Vgl. zu Johann Heintzenberger, S. 362 Anm. 48.

nach ihrer gelegenheit begeben, im fall nun solchs
auch nicht bei einem oder dem andern teil stattfinden
wolle, alsdan soll dasselb ein ider pfarherr an seinen
landsfursten undertenig gelangen lassen, darunter
fernere ordnung und maß zu geben haben24.
In urkundt ist dieser abschied von denen zum
synodo verordenten subscribiret.
Actum Marpurgk, den dritten Maii anno Christi
unsers einigen erlosers und seligmachers gepurt ein
tausend funfhundert siebenzig und funf.
Von wegen unsers g.f. und herrn Landgraf Wil-
helms zu Hessen:
Johann von Dalwigk25, der junger sst.
Ludwig Feige26, doctor sst.
Bartholomaeus Meier, sup. zu Cassel sst.
Christian Grau, s.z. Allend. sst.
Tilman Breul27, pfarh. zu Spangenb.
In namen und von wegen unsers gnedigen fursten
und herrn Landgrav Ludwigs zu Hessen etc.:
J. Heintzenberger28, d. canzler sst.
Rudolph Wilhelm Raue29 von Holtzhausen sst.
Theophilus Lonicerus30 sst.
Joannes Pistorius niddanus sst.
Caspar Tholde sst.
Melchior Scotus goarinus sst.
Petrus Volzius sbst.
IJenricus Vietor sst.
Justus Vietor, p. ecclesiae Alsfeldianae.
Leonhardus Crispinus sst.
Mathusalem Arnoldi31, ecclesiae Zwingenbur-
gensis praecept. sst.
29 Rudolf Wilhelm Rau zu Holzhausen, 1579 von Land-
graf Ludwig zum Rat und Diener von Haus aus be-
stellt, 1590 Hauptmann Gießen, 1605 Fürstl. Hess.
Obrister, Kammermeister, vornehmer geheimer Rat,
1605 von Landgraf Moritz zum Landvogt an der
Lahn, Rat und Diener bestellt, † 1610; vgl. Gund-
lach, Zentralbehörden III, 200.
30 Vgl. zu Theophilus Lonicerus, S. 353 Anm. 21; Jo-
hannes Pistorius, Caspar Tholde, Melchior Scotus,
Petrus Volzius, S. 350 Anm. 32. 33. 35. 36; Henricus
Vietor, S. 362 Anm. 51; Justus Vietor, S. 362 Anm.
56; Leonhardus Crispinus, S. 362 Anm. 54.
31 Mathusalem Arnoldi, 1555—1563 Ekklesiast Marburg;
vgl. Hütteroth, Die althessischen Pfarrer 6; zur
Zeit der Reformation bestand in Zwingenburg (Krs.
Bergstraße) eine Lateinschule, vgl. Handbuch der
Historischen Stätten Deutschlands IV, 1960, S. 451 f.
 
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