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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0134
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Hessen-Kassel

dreyen Haupt Symbolis, Apostolico, Niceno et
Athanasiano30, der Augspurgischen Confession und
deren Apologi31, denen zu Treysa in Anno 1577, so
dann zu Marpurgk Anno etc. 78 wie auch vornemb-
lich in verschienem sechtzehenhundert und sieben-
dem Jahr zu Cassel auffgerichten synodalischen Ab-
schieden32 und darauff in unsern Kirchen unserer
Fürstenthumb und Lande eingeführten Verbesse-
rungspuncten33 und außgangenem Catechismo34 sich
richten und | 37 | conformiren, auch nach deren In-
halt und Verstand die Kirchen Ordnung unnd
Agenda35 observiren unnd haltenr.
sVon den Kirchen-, Schulen-, Hospitalien-,
Casten- und dergleichen Güttern
Renthen, Zinsen und Gerechtigkeiten
Nachdem zu schüldiger Erhaltung Kirchen und
Schulen, auch anderer milten Stifftungen und Ord-
nungen hochnötig, daß mit allem fleiß darauf gese-
hen, darmit die hierzu gewiddumbte36 und gehörige
Gütter, Renthen und gefelle nicht in abgang, schme-
lerung und beschwerung geraten, sondern in gutem
bawlichen und pfleglichem wesen, stand und
esse37 frey und unbeschwert beysammen gehalten
und gelassen, auch die Hospital-, Casten- und der-
gleichen Rechnungen fleissig gewahret werden, So
sol ein jeder Pfarrherr, Hospital- und Castenmeister
dem Superintendenten desselben orts und zircks bey
den gewöhnlichen Visitationibus Kirchen-, Casten-
und Spital Rechnungen oder auch ausserhalb deren,
sobald mangel vorfelt, anzeigen und berichten, er,
der Superintendens, auch sich darauf ferner erkün-
digen und sonstet für sich selbstet | 38 | inquiriren
und forschen, was jedes orts derselben Gütter, Ge-
fälle und Gerechtigkeiten halber vor mängel, irrun-

s-s Siehe unten S. 119-121.
30 Das apostolische, nizänische und athanasianische Glau-
bensbekenntnis, BSLK S. 21-30.
31 Augsburger Bekenntnis von 1530 und Apologie von
1531, BSLK S. 44-404.
32 Die Synodalabschiede von 1577 und 1578 sind abge-
druckt in Sehling, EKO VIII, S. 377-382. Der Ab-
schied der Generalsynode von 1607 ist abgedruckt oben,
Nr. 7a.

gen und gebrechen vorfielen. Wehren dann dieselbe
also gethan, daß der Superintendens mit zuziehung
der Beampten, denselben nützlich und ersprießlich,
abhelfen köndte, so soll er solches nicht unterlassen,
die Beampten auch ihme hierin nach billichen din-
gen die Hand zubieten schüldig sein. Insonderheit
aber soll auch darauff achtung gegeben werden, daß
den Kirchen und Casten nichts entzogen, ver-
dauscht, verwechselt oder verkaufft werde, Ob man
gleich mit dem kauffschilling dem eusserlichen an-
sehen und der jährlichen pension nach einen bessern,
wiewol gemeiniglich unbestendigen und unsichern
Nutzen schaffen möchte.
Wehren aber die Sachen von solcher Wichtigkeit
und Weitleufftigkeit, daß sie sich vom Superinten-
denten dergestalt nicht expediren lassen wolten, So
sol der Superintendens oder auch die Prädicanten,
Casten- und Spittalmeister, die es betrifft, solches
zum Consistorio in schrifften umbstendlich berich-
ten, was nemblichen der streit, mangel oder abgang,
wie Alt oder New und in welchem Ampt oder Ge-
richtbarkeit es wehre, mit wem man es zuthun, was
vor gründe oder einrede ein- und der ander Theil vor
sich hette und vorwendte, auch, da zuvor deßwegen
handlung und erkündigung vorgangen, dieselbe zu-
gleich mitschicken, darauff das Consistorium nach
gelegenheit des orts, Persohnen und anderer umb-
stende entweder die | 39 | Partheyen vor sich be-
scheiden und die Sache selbst in güte hören oder un-
sere Regierung und Oberbeampten umb gebührliche
verhelffung ersuchen sol. Kann dann die Sach an
einem oder dem andern ort auff billiche mittel in
güte hingelegt und verglichen werden, so hat es sei-
nen weg; wo nicht und daß die Sach ihrer unrichtig-
unnd weitleufftigkeit nach zum standt Rechtens ge-
rahten muste, soll sie dem herkommen nach, an

33 Zu den Verbesserungspunkten siehe das Mandat vom 23.
Dezember 1605, oben, Nr. 5.
34 Der Kasseler Katechismus von 1607, ist abgedruckt
oben, Nr. 7c.
35 Hessische Agende von 1574, Abdruck in Sehling,
EKO VIII, S. 408-469.
36 Gestifteten.
37 Zustand.

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