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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0198
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Waldeck

der frevel und mudtwil gezemett, ubel und miß-
handlung gestrafft werden, behelttlich6 uns und un-
ßern nachkhommenden erben, solche unser orde-
nung und statuten, ob mitt der | zeith irrunge oder
ungleicher verstandt infallen würde, zu allen theilen
zu erkleren, zu leuttern, zu bessern, zu andern, zu
mindern, zu mheren oder ganz abzuthun, deßglei-

chen andere satzunge und ordenunge zusetzen und
zugeben, wie uns zu jeder zeit nach geleigenheitt der
leufften und anliegender sach bedunckt, nutz und
noitturfft erfordern wirdt, dornach wisse sich ein je-
der zurichten. I [...]b

Das annder theill dießer ordenüng [...]c

Ehebruch und annder mißhandelung
zustraffen, Art. 7
Nachdem das schendtliche laster des ehebruchs in
unßer landtschaft umb hinleßigkheitt und mildig-
kheitt willen der straffe je mher und mher zunimpt,
deßen wir nitt geringer, sonder hochlichen mißfallen
tragen, in ansehunge, das solche schandtliche laster
nicht alleine durch die geschriebene rechte mitt
ernstlicher peen, sondern auch nach gottlichen rech-
ten7 alles dasjenige, das bruderliche liebe am hoch-
sten zuwidder, gestrafft zu werden gebotten etc.,
hierumb setzenn, ordiniren und wellen wir, das in
unßern stedten, flecken, dorffern und itzlichen in-
sondern8 durch uns und unsere ampttleuthe zwene
fromme, unverleumbte biddermanne9 verordent und
bewerdt werden sollen, dieselbigen beide, das sie alle
und ide ketzerey und ehebruch und alles, was geigen
die gebodt des almechtigen und die liebe des nehe-
sten mißhandeltt, die person, durch wilche solche la-
ster geschehen und geubt werden, zu unsern gemei-
nen gerichten, so man nennett ungebetten dingk, ru-
gen, benennen und namhafftigk machen sollen, und
sollen dieselbigen durch den gerichtschreiber eigent-
lich10 uffgeschrieben und nach ihrer begangen miß-
handtlung mitt geburlicher straff gestrafft werdenn.
b Hier folgt die Gerichtsordnung.
c Hier folgen Artikel zu nicht kirchlichen Materien, etwa
zum Güterverkauf.
6 Vorbehaltlich.
7 Lev 20,10.
8 Itzlichen insondern = in jedem einzelnen insbesondere.

Es haben sich bißhero in unser graffschafft und ge-
bieten mancherley mißhandelung begeben, und son-
derlich, das meide und knechte in lichtferttigkheitt
leben und zu heimlicher unkeuscheitt greiffen wel-
len, alßdan sich zur heilgen ehe mit gifft11 und thadt
verbunden haben, | darauß volgents manichfaltig
zornn, zanck, irrunge und zweytrachtt erwachsen.
Damitt nhun sulchem mitt stadtlicher betrachtung
begegnett, setzen, orden und wellen wir, wie12 ein
knechtt eine unnberuchtigte13 magtt ihrer jungfrau-
lichen ehere beraubt, schwechett oder beschlefft, das
er dießelbige geschwechte person zur ehe behaltten
soll. Wo er aber sich darin widerlich14 erzeugtt, soll
er landtreumigk und nichtsdestoweniger in unser
ernstliche straff gefallen sein.
Wollen auch ernstlich gepiethende, das ledige,
unvermahelete personen, so außerhalb des standts
der heiligen ehe in unßer landtschafft sich wonente
enthalten15 und sich doch zur ehe nehemen mugen,
inwendigk zweyen monaten nach verkhundigung di-
ser unser ordenung zum sacrament der ehe greiffen.
Wo aber dieselbigen in disen gebotten widderspen-
stig, verechtlich oder ungehorsamlich sich erzeugten
und nicht zur ehe greiffen, sollen sie in unser gra-
veschafft zu wohnen nicht gelitten werden, sonder
unser ernstlichen straff gewartten.

9 Rechtschaffene, ehrbahre Männer, Grimm, DWb 1,
Sp.1812.
10 Sorgfältig, genau, Grimm, DWb 3, Sp. 102.
11 Gabe, Mitgift, Grimm, DWb 7, Sp. 7425.
12 Wenn.
13 Ehrbare, Grimm, DWb 24, Sp. 331.
14 Widerspenstig, Grimm, DWb 29, Sp. 1112.
15 Aufhalten.

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