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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0232
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Waldeck

17. Ferner, nachdem die residentes vicarii irer
beneficien einkommens k(wie obsteth)k | volliglich
gebrauchenl, dieselbenn sie mit meßhalten unnd an-
dernn ceremonien bißhero verstanden habennm, so
sollenn nuhn hinfuro dieselbenn residentes vicarii
sich zu allenn gepurlichen gotseligen kirchendien-
stenn mit singen, leßenn etc.n gebrauchen laßenn
unnd damit ire benefitia verhalten19.
18. Zum achtzehendenn, soo soll man auß dem
gemelten kasten ferner dann, wie vorgemelt, pfar-
her, prediger, schuel- unnd kirchendiener unnd ar-
me, gebrechliche leuthe der stedde Corbach versor-
genn unnd underhalten, die kirchenn, pfar-, schuell-,
auch predigers- unnd opffermansheußer unnd waß
denselbigen kirchenbewenn zugehorig, inn redli-
chem baw unnd beßerung halten unnd was inn denn
kirchen zur ehre Gotts unnd gottesdiensten nottig
unnd dienlich, bestellennp
19. Itemq ist vor christlichr unnd bequem be-
dacht wordenn, das inn beidenn kirchen20 uff der
altenn unnd newenn staedt zu Corbachs ider ein
zemlich bequemer kaste im mittell21 der kirchent
ann ein gelegenn orth gestelt werden soll, inn
maeßenu, inn viell loblichen evangelischen vste-
ddenn der gebrauchv ist, unnd durch denn pfarher
oder prediger ann das volck uff alle sontag uff der
cantzell ermanung gescheen, das sie denn armen
nach gotlichem gebot22 ir almoßen mitteilenn wol-
lenn. |
20. Unnd sollenn die kastennhernn allew sontage
nach der mittagspredige dieselbenn kasten inn denn
kirchenn inn jegenwertigkeit der prediger (ob die

k-k Fehlt B.
l B: gebrauchen, auch vonn dem kaland unnd memorien
ein sondere ergetzung haben (wie obstet).
m Fehlt B.
n B: kintauff, catechismo, nach eins idern geschicklicheit.
o Fehlt B.
p B: bestellenn. Aldieweill aber die alten helgenrichter nit
abgesetzt, so söllenn die von obgerurten bewenn [=Ge-
bäuden] unnd stucken versorgen unnd bestellenn wie
vonn alters, bißolange denn kastenmeistern das nach ge-
legenheit auch in verwaltunge bevohlen wirdt.
q B: Furter.
r B: nutzlich.
s B: Corbach inn.
t B: kirchen oder sunst.

darbei sein konten) uffschließen unnd verzeichen,
weß gegeben ist unnd zur zeit der rechnung diesel-
bige uffnahme insonderheit anzeigen unnd berechen,
damit die unbarmhertzigen zur barmhertzigkeit zu-
bewegen.
21. Item, es sollenn die kastenhern unnd pfarher
ein eigen zettelnn machenn, darin sie die armen leu-
the (denn sie auß dem kastenn gebenn wollenn)
mitx nahmen schreibenn unnd solche zettelnn
demy raeth zubesichtigen gebenn, ob die angeschrie-
benne auch arme, notturfftige, fromme leuthe seien
unnd der almoßen wirdigck.
22. Eher unnd zuvor aber das almoßenregister
gemacht oder verendert werde, soll der pfarher unnd
die kastenmeister ein vleißig nachfragens und er-
kundens thuen, wo inn denn stedden arme leuthe
wehrenn, die alters oder kranckheit halber sich nit
ernehrenn konten, das man denselbigen alle wochen
ein zemliche steuer auß dem kasten reiche. Deßglei-
chen sollenn die kastenherrnn uff die lagerhaffti-
gen23 armen ein sonderlich vleißig uffsehens habenn,
ob sie auch mangell ann wartung unnd labung lei-
den, auch, woh es noit wehr, einen frommen man
oder frawenn einen tag oder halbenn oder soviell die
gelegenheit das erfordert, auß dem kasten lohnen,
des einsamen krancken zuwarten, wo er keine
freunde24 oder gelt hette, daß selbs zubestellenn. [
23. Unnd sollenn die kastenhern ohn wißenn des
burgermeisters unnd pfarherns keinen unverzeich-
neten armen etwaß auß dem kasten, kornn oder
gelt, zu bawenn oder hoechzeiten, reiechen oder ge-
benn.

u B: maeßen, das.
v-v B: reichs- unnd andern stedden ein ehrlich brauch.
w B: zu acht oder vierzehen tagenn, iderzeit nach gelegen-
heit unnd notturft, uf die.
x B: mit iren.
y B: eynem erbarnn.

19 Versehen, Grimm, DWb 25, Sp. 513.
20 In der Pfarrkirche St. Kilian in der Altstadt und ihrer
Filiale St. Nikolai in der Neustadt, Classen, Organi-
sation, S. 273.
21 Zentrum.
22 Mt 19,21; Mk 10,21; Lk 18,22.
23 Bettlägerigen.
24 Verwandten.

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