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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0236
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Waldeck

12. Predigerordnung für Korbacha
10. August 1545
Ordnung, wie die predicantenn zu Corbach in administrationn ihres ampts gleicheit haltenn sollenn

Erstlich sollenn beide stede1 mit predigen, singenn
unnd lesenn, administration des heiligenn nacht-
mals des herrenn unnd sunst allenn andernn christ-
lichen unnd der biblischen warheit gemeß kir-
chenndiensten unnd ceremonienn, wie die den na-
menn eigent, gleich versorgt werdenn, inmaßenn
solchs inn der castennordenung2 albereits vermelt,
doch die tauffe unnd begrebnuß inn nachfolgender
maeßenn außgeschloßenn, wilche inn unnd bei der
altennstedder kirchen3 (als vonn alters der heubt-
pfar) pleibenn unnd wie gotlich unnd christlich mit-
geteilt werdenn sollenn.
Zum andernn sollenn die zwehen predicantenn
(so ider zeit bestellet sein) solche kirchendienste zu
gleicher borde4 verwaltenn unnd außrichtenn, das
sei mit predigenn, singen, lesenn, administrationn
der heiligenn sacramenten, des herrenn nachtmals,
der heiligenn tauffe, mit insegenn der ehe, mit in-
fuhrung der frawenn, so | auß denn wochenn5 kom-
menn, mit visitation der krancken unnd mit begreb-
niß etc.
Unnd damit die predicantenn hierin gleicheit zu
haltenn wissenn, sollenn sie alle sachen alternatis
viribus unnd wechselweise halten unnd außrichtenn.
Predigt
Unnd erstlich die predigt mit denn wochenn wech-
seln, also, wer diese wochenn uff der altenstaedt sein
predigt gehabt, das der in der andernn volgendenn
wochenn sein predigt uff der newennstadt habe
unnd herwidderumb etc.

Unnd mit denn beidenn hohenn predigenn des
heiligenn tags sollenn sie sich haltenn unser gnediger
herrnn derhalbenn gegebenn unnd zugeschicktenn
missivenn, nemlich das derenn eine vor der andernn
so zeitlich auß sei, das dennjenigenn, wilche so ver-
muglich, frei sei, beide predigt zuhorenn, ahn das
der haußvatter mit seinem gesinde darnach sich de-
sto beßer zuschickenn hatt. Wiewoll das die vonn
Corbach gebeten, das solliche predigt uff beidenn
stedenn gleich in einer stundt gescheenn mochten
unnd noch in undertheniger hoffnung stehenn, wol-
lenn ihre gnade mit der zeit ihrer bitt mildernn unnd
gnedigernn bescheidt gebenn. |
Singenn unnd lesenn
Mitt mettenn unnd vesper uf beidenn stedenn gleich
zu singenn, item mit dem catechismo sollenn die
predicanten die wochen auch wechseln, sie konten
sich dann eyner bequemelichern weiße vergleichenn,
wie sie das nach gelegenheit ihrer beider habitation,
auch der zeitt, als winter unnd sommers, vor das
nutzlichste unnd christlichst zu sein bedunckt, doch
das es rein unnd auß Gottes wort sei.
Das heilig nachtmall des herrnn sollenn beide
predicantenn zugleich unnd uber einenn altar auß-
teilenn, also das einer corpus Dominicum unnd der
ander calicem reiche. Unnd solche administration
des heiligenn nachtmals soll gescheen auch alterna-
tis viribus, einenn sontag oder fest uff der alten
unnd deßenn andern sontags oder heiligen tags uff
der newen staedt, wie das die gelegenheit erfordert,

a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best. 2 Korbacher Kastenordnung von 1543, oben, Nr. 11.
115.7 Generalia Nr. 3. Abdruck: Curtze, Gesetzge- 3 Pfarrkirche St. Kilian, Classen, Organisation, S. 273.
bung, S. 46-50 (Nr. 18). 4 Bürde, zu gleichen Teilen.
5 Wochenbett, siehe unten, Anm. 7.
1 Alt- und Neustadt Korbach, siehe oben, S. 208 Anm. 4.

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