Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

15. Kirchenordnung 1556

sagen: Gedenck, Gleube und bekenne, Das Christus
für dich gestorben ist; Den Kelch reychend: Ge-
dencke, Gleube und bekenne, Das das Blut Christi
für dich vergossen istw.
Dieweil nun der Leib und Blut Christi außgeteylet
wirt, sollen die Schüler odder Gemeyn xden Ge-
sangx: Jesus Christus, unser Heyland, Der von uns
den Gotteszorn wandt108 etc., singeny. | F3v |
zNach geschehener außteylung und gehaltener Com-
munion sol dise ermanung durch den Pfarrherrn
zum Volck geschehen:
Da unser Herr Jesus Christus mit seinen Jüngern
das Nachtmal gehalten hat, haben sie dem hymli-
schen Vatter für die empfangene leibliche und gey-
stliche gabe danck gesagt, Und der Herr ist auffge-
standen vom Tisch und in den bittern todt getret-
ten. Dieweil yhr nun yetzundt auch an des Herren
Tisch gespeiset seit, sollet ir ime für sein kostbarlich
Nachtmal danckbar sein Unnd derohalben nach
dem befelch des heyligen Pauli den Todt ewers lie-
ben Herrn Christi thewr und werdt inn ewern her-
tzen halten, höchlich mit ewerm munde preisen und
rhümen, allen betrübten Sündern zur grossen freud
und seligkeyt verkündigen109, Dieselbige ewers
Glaubens bekentnus durch tägliche creutzigung
ewers Fleysches unnd aller seiner bösen lüsten110 mit

kelchs: Nim hin unndt trinck, das ist daß blut Jesu Chri-
sti, daß fur deine sunde vergoßen ist, das stercke unndt
bewahre dich im rechten glauben zum ewigenn lebenn.
x-x: B: singenn.
y B: oder: Gott sey gelobet unnd gebenedeyet, oder den
iii. psalmen.
z-z B: Nach gehaltener communion volgt die collecta. Last
unns betten: Wir dancken dir, herr Jesu Christe, daß du
uns durch diese heilsame gabe deines leibs unndt bluts
erquicket hast unnd bitten deine barmherzigkeit, das du
uns solchs gedeyen laßest zue einem starcken glauben
gegen dir unndt zue brunstiger [=brennender] liebe unter
uns allen, der du mit Gott dem vatter in einigkeit des
heyligen geistes lebest und regirest immer unnd ewiglich,
Amenn.
Ein andere: Allmechtiger herre Gott, der du uns bey dei-
nem unwandelbarlichen sacrament deines leidens zue ge-
dencken und davon zue predigen befohlen hast, verleihe
uns, das wir solch deines waren leibs und bluts sacra-

ernst beweisen Unnd euch dessen mit frölichem
hertzen begeben, umb ewers lieben Herrn willen ver-
acht und verfolget unnd mit dem unschuldigen
Lemlein Christo gern wie die Schlachtschaf111 unnd
vor der wellt außkerig112 gerechnet zu werden, Der
tröstlichen zuversicht, Wo ir also die malzeychen
ewers Herren Christi an ewerm leibe tragen wer-
det113, das yhr wie die rechten Gotteskempffer das
ende ewers Glaubens, mit namen die seelenselig-
keyt, erlangen werdet.
Darauff wöllen wir dem herrn dancksagen. | F4r |
Sprech der Pfarrherr: Hie singe man: Gott sei gelo-
bet und gebenedeiet114 etc., sampt eyner Collectenz
aEntlich Segne der Priester das Volck alsoa:
Der Herr Gesegne dich und behüte dich. Der
Herr erleuchte sein Angesicht uber dir unnd sei dir
gnedig. Der Herr erhebe sein Angesicht uff dich
unnd geb dir den Friedeb115.
Darnach singe man: Da pacem, O herr Gottc,
etc.116
Inn den stedten aber, da Schulen sein, Mag man in
zeit des Nachtmals vor der Predigt den Introitum
de Dominica vel Festo an statt des Psalmen singen,
Lateinisch oder Teutsch.

ment also mögen brauchen, das wir deine erlösung täeg-
lich in uns fruchtbarlich entpfinden, der du lebst und
regirest, wahrer Gott, mit dem vatter und h. geyst in
ewigkeit, Amen.
a-a B: Alßo beschließe er das nachtmahl mit dem segenn.
Form des segens.
b B: Friede, Amenn.
c B: Gott, gib uns deinen friedt.

108 Luther, Jesus Christus, unser Heiland, AWA 4, Nr. 6.
109 1Kor 11,26.
110 Gal 5,24.
111 Vgl. Röm 8,35-36; Ps 44,23.
112 Abgewandt, Grimm, DWb 1, Sp. 891.
113 Gal 6,17.
114 Luther, Gott sei gelobet und gebenedeiet, AWA 4, Nr. 4.
115 Num 6,24-26.
116 Luther, Verleih uns Frieden gnädiglich, AWA 4, Nr. 30.

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