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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0302
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Waldeck

Pro peccatis nostris
Endtlich, lieben Brüder unnd Schwestern, wöllen
wir auch bitten für unsere eygne sünde unnd uber-
trettung, mit welcher wir Gott, unsern hymlischen
vatter, (leyder) vil und schwerlich erzürnet haben,
das er sein Göttlich angesicht von unsern sünden
abwenden, auff unsere missethat keyn auffmerckens
haben unnd mit uns armen nicht in das gericht wolt
tretten, sondern seiner Barmhertzigkeyt und ver-
heyssung gedencken. | P1v |
Oratio: Barmhertziger, hymlischer vatter, Der du in
barmhertzigkeyt keynen gleichen hast, reich und
uberflüssig309 in gnaden, langmütig zur rache, von
grosser güte und trewe bist und vergibest missethat,
ubertrettung und sünde, Wir haben (leyder) gesün-

digt mit unsern vättern. Wir haben missgehandelt
und sein Gottloß gewesen, Dir alleyn haben wir ge-
sündigt unnd ubel vor dir gethon. Aber, O Herr, ge-
dencke nicht an unsere vorige missethat, Laß bald
deine barmhertzigkeyt grösser uber uns sein, dann
wir sein fast310 elend worden311. Deck zu unser uber-
trettung und rechne uns nicht zu unsere Misse-
that312, Sondern sei uns gnedig und verzeihe uns
umb deines heyligen Namens willen und durch dei-
nen lieben Sohn Jesum Christum, unsern herrn,
Amen.
Uff den abent zur vesper des Stillen Freitags sol der
uberige Text der Historien von den Miraculis und
Begrebnus des Leichnams Christi dem volck gepre-
digt werden.

nVon den Dienern des Predigamptso

Demnach Gott, der Allmechtige Schopffer,
yhme313 eyn ewige Kirch durch sein Wort versamlet,
darinne sein Leer und Evangelium | P2r | offentlich
zupredigen, hat er auch Tüchtige personen zu sol-
chem Kirchen- oder predigampt gegeben und ver-
ordnet. Darumb wollen wir nicht gestatten, das un-
geschickte, ungelerte, leichtfertige, sträfliche leuth
inn solch heylig Ministerium eingelassen werden,
Dann eyn Bischoff oder Pfarrherr (nach der leer
S. Pauli) unsträflich und zu lehren geschickt sein
soll314.
n B: Das 13. capitel.
o B: Predigampts unndtt ihrem unterhaldtt.
p B: halten. Damit nun auch die kirche Gottes ihme ver-
mittelst seines gottlichenn wordts unnd der hochwurdi-
genn sacramenten crafft des heyligen geists gesamlet
wurde, hatt er nichtt allein im altten testament stelle
unndt stedtte, auch gewiße personen darzue bestellenn
laßenn, wo unnd von welchenn das ministerium solte
versehen unndt bestellett werdenn [vgl. Ex 25-30;
Lev 8-9; 21], besonder [=sondern] auch gewiße reditus
und inkommen darzue geordnet, wie Christus, Matth.
am 10. [10], sagt: Ein jeder arbeiter ist seines lohns
werdt, desgleichen S. Paulus, 1. Corinth. [9,13-14]: Wer
dem altar dienet, soll von dem altar leben, item: Der
herr hatts befohlenn, die das evangelium verkundigenn,
die sollenn von dem evangelio leben; unndt abermals,
Galat. 6 [6]: Der unterrichttet wirdt mit dem wordt, der
theile mitt allerley guts dem, der in unterrichttet. Weill

Die kirchendiener aber sollen offentliche laster
mit ernst straffen, zur buß fleissig vermanen, den
glauben an Christum lehren, Die Sacrament rey-
chen, Die Jugent im Catechismo wol unterrichten,
Keyne tunckele315, yrrige, unnütze fragen inn der
Predigt einführen, Auch nicht bissig oder zenckisch
sein noch auß eynem privat affect ire gifft außgies-
sen, Zudem in kleydung und all irem wandel erbar-
lich und ansehenlich haltenp.

dann auch die obrigkeit schuldig, die trewen, gottseligen
kirchendiener mit notturfftiger unnd geburender besol-
dung zuversorgenn, solchem obliegendem ambt nachzu-
esetzen, so wollen wir unnd befehlen ernstlich, das bey
denn pfarren alle dasjenige, was darbei mit ihren gerech-
tigkeitten von alters gestifftet unndt verordnet, bleybe
unnd daßelbe keinesweges abalieniret unnd endttwendet
werde. Item, das auch die gewonlichenn accidentalia,

309 Überfließend.
310 Sehr.
311 Ps 79,8.
312 Ps 103,10.
313 Sich.
314 1 Tim 3,2.
315 Dunkle, zweideutige, unklare, Grimm, DWb 2,
Sp. 1533f.

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