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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0346
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Solms

2. Strafordnung zur Kirchenzuchtordnunga
1584
Verordenung der straffen, so denjenigen, welche wider die disciplinordenungl in gotlichen sachen als
delinquenten erfunden, angesetzet undt an geldt dem almoß zum ersten soll abgeforderdt werden
1584

1. Zauberer undt zauberinnen, item, so mit aber-
gleubischen segen2 umbgehen, sollen an leib undt le-
ben nach göttlicher schrifft3 undt rechten gestraffet
werden.
2. Die widerteuffer undt dergleichen sacramentirer
wie auch andere secten sollen vermög der reichsab-
schiedt4 gestraffet werden.
3. Die gotslesterer undt blasphemanten sollen nach
inhaldt der kayserlichen undt könniglichen satzun-
gen, uber die gotslästerer im reich auffgericht5, nem-
lich nach maß ihrer verhandelung6 an ihren leiben,
leben undt glidern unablässig gestrafft werden, wel-
che straffen vermog nechst gemeltter constitution
auch diejenige verschuldt haben sollen, so nechst-
berhurtten thättern ihrer mißhandelung' zuhören,
die nicht widerreden noch straffen, sondern ver-
schweigen undt der obrigkeit zu straffen nicht an-
bringen. |30v |
4. Verächter gotlichs wortts oder welche die predigt
muttwillig versaumen, als spatzirer auff die sontag
im feldt under der predigt, soll jeder in die almuß
endtrichten zum ersten mahl ein halben fl undt dar-
nach jedes mahl dupliert, arbeiter unnter der pre-
digt, dieselbe arbeit sey, wie sie wolle, jeder einen
halben fl, wirtte, so unter der predigt wein geben,
ausgenommen frembden undt krancken leuten, soll
a Textvorlage (Handschrift): FSBA Braunfels, A 61.1 III
543/1, fol. 30r-33r.
1 Solmser Kirchenzuchtordnung vom 6. Dezember 1582,
siehe oben, Nr. 1.
2 Segensprechen über Gegenstände.
3 Lev 19,26; Dtn 18,10.
4 Siehe oben, S. 324 Anm. 17.

jeder, doch dem almus zum besten, an ein fl ge-
strafft werden.
Versaumer des catechismi oder mittagspredigt,
da dieselben keine orndtliche uhrsach haben kon-
nen, soll jeder dem almuß endtrichten ein halben fl
wie auch diejenige, so die wochenpredigt oder bet-
tagspredigten versaumen. Pforttner, so unter der
predigt die thor öffnen, sollen jedes mahl dem almus
geben 1 ortt8.
Welche fur volzogner dispensation beider sacra-
menten ungebuhrlich undt fur der zeit aus der kir-
chen lauffen, sollen dem almus endtrichten jedes-
mahl 1 ortt.
Welcher breutgam oder braut bei ihrer renuncia-
tion oder auffheischung9 aus der kirchen der ge-
meindt Gottes sich endtzihen, soll jedes mahl dem
almus geben ein halb fl. |31r | Hochzeitliche geste, do
sie fur geendeter predigt der kirchen den rucken
wenden wurden, sollen jeder an einem halben fl ge-
straffet werden.
Eltern, welche ihre kindtlein uber die acht tage
ungetaufft liegen laßen, sollen ins almus endtrichten
ein fl. Ein vatter, so sich bey seins kindts tauff nicht
personlich finden laßet, soll jedes mahl dem almus
geben, do er des vermögens, einen fl. Eltern, so zu
ihrer kinder tauff uber zwen gevattern gebetten, sol-
len dem almus zum besten an eim fl gestrafft wer-
den.

5 Reichspolizeiordnung von 1577, Art. I, Weber, Reichs-
polizeiordnungen, S. 218-221.
6 Verfehlung.
7 Verfehlung.
8 1 Ort = 1/4, hier: einen Viertelgulden, Schrötter,
Wörterbuch, S. 475.
9 Bekanntgabe ihrer Heiratsabsicht = Aufgebot.

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