3. Predigt- und Kirchenordnung [1533]
3. Predigt- und Kirchenordnunga
[1533 Mai 25]
Ordnung der predigen in der pfarr zu sanct Bartholomeen1
Uf den sontag: Im sommer von dem ersten sontag
im Martio biß uff den ersten im Octobri umb sy-
benα, im winter von dem ersten sontag in Octobri
biß uf den ersten im Martio umb achte.
Nachmittage: Sommer und winter umb eine,
und soll zu diesen predigten geleutet werden mit der
gewöhnlichen glocken allemahl drey zeichenβ.
Uff die wercktage: Im sommer und winter alle
tag eine predig in der pfarr umb zeit und stund wie
uff den sontagγ.
Ordnung der predigen zun barfüßern2, Sachsenhaußen3, zu Sanct Peter4 und im spital5 uff den sontag
Zun barfüßern umb die newne, sommer und winter,
so kein nachtmahl ist; sonst gehet sie ab6 umbs
nachtmahls willenδ.
Zu Sachsenhaußen und S. Peter ein | 30r | stund für
der predig in der pfar, winter und sommerε.
Im spital umb drey nachmittag.
Es soll niemant in der gantzen stadt an keinem
ort predigen on wißen und willen eines ersamen, wei-
sen raths.
Zu bedencken, ob eine predig zu thun wer uf zinstag
und donerstag an statt der meß, so bißhieher gehal-
ten7, für die, so zu rat gehen8, dieweil sie die pfarr-
predig des tags versumen.
α Ritter: Dionysius [Melander].
β Ritter: Joan. Ber[nhard, gen. Algesheimer].
γ Ritter: Dionysius [Melander], Joannes [Bernhard, gen.
Algesheimer],
δ Ritter: Mathias.
ε Ritter: Peter [Pfeiffer, gen. Chomberg], Mathias.
a Textvorlage (Handschrift): IfSG Frankfurt, Acta Ec-
clesiastica Abschriftenband I/1, fol. 29v-31v. Abdrucke:
Ritter, Denckmahl, S. 211-213; Telschow, Rechts-
quellen, S. 10-12.
1 St. Bartholomäus.
2 1529 war das Franziskanerkloster aufgehoben worden.
Peter Pfeiffer gen. Chomberg, der ehemalige Guardian
des Barfüßerklosters, wurde als evangelischer Prediger
in der Klosterkirche angestellt.
3 Die Dreikönigskirche in Sachsenhausen war 1452 zur
Filiale von St. Bartholomäus erhoben worden.
4 Auch die Peterskirche in der Neustadt war 1452 zur Fi-
liale von St. Bartholomäus erhoben worden.
Zu bedencken, ob es von nöten, ein frügebet zu
haben, dieweil es viel diener fürdert9, den arbeytern
verdrüßig, und auch dieweil die, so von handwer-
cken, ire zeit haben zur pfarrpredig.
Zu bedencken, dieweyl man alle tag prediget
und an feyertagen das gröst übel geschicht, fürmit-
tag an keine predig, nachmittag zum wein [gegangen
wird], mehr tage zu feyern seyn denn der son-
tag10.
Alle mittwoch ein kinder predig zun Barfüßern
einer umb den andern11 einer halben stund langk zu
halten und daß zur selbigen alle schulmeister, | 30v |
lateinische und teutsche, yre kinder zusammen brin-
gen.
5 Kapelle des Heilig-Geist-Spitals.
6 Fällt sie aus.
7 Der Rat hatte die Messfeiern am 23. April 1533 unter-
sagt, siehe oben, Nr. 2.
8 Für die Ratsherren.
9 Geistliche erfordert.
10 In der Reichsstadt Esslingen trug man sich mit ähnli-
chen Bedenken. Hier hatte der Rat am 7. Januar 1537
mit Ausnahme der Sonntage sämtliche Feiertage ab-
schaffen lassen, um insbesondere das an diesen Tagen
geübte Zutrinken zu unterbinden. Da diese Belustigung
daraufhin auf die „blauen Montage“ verlegt wurde,
führte der Esslinger Rat die Aposteltage wieder als Fei-
ertage ein und ermahnte zum Besuch der Predigtgottes-
dienste, Sehling, EKO XVII/2, S. 323, 389f. Nr. 22a
und 22b. Das Zutrinken wurde damit zwar nicht einge-
dämmt, der Esslinger und der Frankfurter Rat versuch-
ten aber offenbar, durch mehr Feiertage den Predigtbe-
such zu verbessern.
11 Die Prediger sollten sich hierbei abwechseln.
505
3. Predigt- und Kirchenordnunga
[1533 Mai 25]
Ordnung der predigen in der pfarr zu sanct Bartholomeen1
Uf den sontag: Im sommer von dem ersten sontag
im Martio biß uff den ersten im Octobri umb sy-
benα, im winter von dem ersten sontag in Octobri
biß uf den ersten im Martio umb achte.
Nachmittage: Sommer und winter umb eine,
und soll zu diesen predigten geleutet werden mit der
gewöhnlichen glocken allemahl drey zeichenβ.
Uff die wercktage: Im sommer und winter alle
tag eine predig in der pfarr umb zeit und stund wie
uff den sontagγ.
Ordnung der predigen zun barfüßern2, Sachsenhaußen3, zu Sanct Peter4 und im spital5 uff den sontag
Zun barfüßern umb die newne, sommer und winter,
so kein nachtmahl ist; sonst gehet sie ab6 umbs
nachtmahls willenδ.
Zu Sachsenhaußen und S. Peter ein | 30r | stund für
der predig in der pfar, winter und sommerε.
Im spital umb drey nachmittag.
Es soll niemant in der gantzen stadt an keinem
ort predigen on wißen und willen eines ersamen, wei-
sen raths.
Zu bedencken, ob eine predig zu thun wer uf zinstag
und donerstag an statt der meß, so bißhieher gehal-
ten7, für die, so zu rat gehen8, dieweil sie die pfarr-
predig des tags versumen.
α Ritter: Dionysius [Melander].
β Ritter: Joan. Ber[nhard, gen. Algesheimer].
γ Ritter: Dionysius [Melander], Joannes [Bernhard, gen.
Algesheimer],
δ Ritter: Mathias.
ε Ritter: Peter [Pfeiffer, gen. Chomberg], Mathias.
a Textvorlage (Handschrift): IfSG Frankfurt, Acta Ec-
clesiastica Abschriftenband I/1, fol. 29v-31v. Abdrucke:
Ritter, Denckmahl, S. 211-213; Telschow, Rechts-
quellen, S. 10-12.
1 St. Bartholomäus.
2 1529 war das Franziskanerkloster aufgehoben worden.
Peter Pfeiffer gen. Chomberg, der ehemalige Guardian
des Barfüßerklosters, wurde als evangelischer Prediger
in der Klosterkirche angestellt.
3 Die Dreikönigskirche in Sachsenhausen war 1452 zur
Filiale von St. Bartholomäus erhoben worden.
4 Auch die Peterskirche in der Neustadt war 1452 zur Fi-
liale von St. Bartholomäus erhoben worden.
Zu bedencken, ob es von nöten, ein frügebet zu
haben, dieweil es viel diener fürdert9, den arbeytern
verdrüßig, und auch dieweil die, so von handwer-
cken, ire zeit haben zur pfarrpredig.
Zu bedencken, dieweyl man alle tag prediget
und an feyertagen das gröst übel geschicht, fürmit-
tag an keine predig, nachmittag zum wein [gegangen
wird], mehr tage zu feyern seyn denn der son-
tag10.
Alle mittwoch ein kinder predig zun Barfüßern
einer umb den andern11 einer halben stund langk zu
halten und daß zur selbigen alle schulmeister, | 30v |
lateinische und teutsche, yre kinder zusammen brin-
gen.
5 Kapelle des Heilig-Geist-Spitals.
6 Fällt sie aus.
7 Der Rat hatte die Messfeiern am 23. April 1533 unter-
sagt, siehe oben, Nr. 2.
8 Für die Ratsherren.
9 Geistliche erfordert.
10 In der Reichsstadt Esslingen trug man sich mit ähnli-
chen Bedenken. Hier hatte der Rat am 7. Januar 1537
mit Ausnahme der Sonntage sämtliche Feiertage ab-
schaffen lassen, um insbesondere das an diesen Tagen
geübte Zutrinken zu unterbinden. Da diese Belustigung
daraufhin auf die „blauen Montage“ verlegt wurde,
führte der Esslinger Rat die Aposteltage wieder als Fei-
ertage ein und ermahnte zum Besuch der Predigtgottes-
dienste, Sehling, EKO XVII/2, S. 323, 389f. Nr. 22a
und 22b. Das Zutrinken wurde damit zwar nicht einge-
dämmt, der Esslinger und der Frankfurter Rat versuch-
ten aber offenbar, durch mehr Feiertage den Predigtbe-
such zu verbessern.
11 Die Prediger sollten sich hierbei abwechseln.
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