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Ar chippos

dargestellt worden sein könnte. Wenn και ταϋτ’ έχων eine konzessive Nuance
trägt (s. dazu infra), könnten die vorangegangenen Verse etwas erwähnt ha-
ben, das aus irgendeinem Grund nicht zu der langen Schnauze passt.
Zu ρόγχος als verächtliche (und umgangssprachliche) Bezeichnung für
das Gesicht eines Menschen oder einer menschenähnlichen Figur vgl. auch
Cratin. fr. 486 (nur aus diesem Wort bestehend); Call. com. fr. *4 und Eup. fr.
282 (beide in Bezug auf Opuntios); Arar. fr. 1 (die „Schnauze“ eines Gottes);
vgl. ferner das Kompositum αΐμορρυγχιάω mit der Bedeutung „jemanden
ins Gesicht schlagen, um seine Schnauze bluten zu lassen“ in Hermipp. fr.
74;45 später auch Herond. 5,41-2 (die Schnauze eines untreuen Mannes muss
zertrümmert werden), 7,6-7 (die Schnauze des arbeitsscheuen Drimylos muss
geschlagen werden); Anth. Pal. [Lucill.] 11,76 (die Schnauze eines Boxers) und
[Lucill.] 11,196 (eine Frau mit einer Schnauze wie eine Affe). Eine interessante
Parallele zu der bei Archippos bezeugten Bedeutung von ρόγχος findet sich
außerdem in der Verwendung von φορίνη („Haut von Tieren“, bes. „Haut
von Schweinen“) in Aristomen. fr. 10 (mit Orth 2014, 70) in Bezug auf die
menschliche Haut; zu weiteren Beispielen für die Übertragung von Begriffen,
die für Tiere typisch sind, auf den Menschen s. Orth 2013, 85 (ad Ale. com. fr.
18 βιβάζειν in Bezug auf einen Menschen).
καί ταΰτ’ In Verbindung mit dem Partizip (έχων) könnte die Wendung
eine konzessive Nuance haben (s. Schwyzer II, 390) und das, was bereits gesagt
wurde, hervorheben (s. LSJ s. v. ούτος VIII,2), vgl. z.B. Soph. Oed. tyr. 37-8; Eur.
Med. 1327; Ar. Vesp. 718, Thesm. 734; Plat. Phdr. 241e; Lys. 14,33; Isoc. 8,83;
Men. fr. 97,3 und s. Biles-Olson 2015, 170 zu weiteren Beispielen.
έχων ... ρόγχος έχειν findet sich oft in Bezug auf die Körperteile von
Menschen und Tieren im eigentlichen Sinne (Anaxil. fr. 13 im Lemma zu
ρόγχος angeführt; Arist. Hist. an. 502b,28-31 τά δε τετράποδα ... κεφαλήν
μέν έχει και αύχένα καί νώτον καί τά πρανή καί τά ϋπτια τού σώματος) oder
im metaphorischen Sinne (Soph. Oed. tyr. 532-4 ή τοσόνδ’ έχεις / τόλμης
πρόσωπον ώστε τάς εμάς στέγας / ϊκου; Ar. Vesp. 45 τήν κεφαλήν κόλακος
έχει).46 Zu έχειν in der Konstruktion Körperteil + prädikatives Adjektiv vgl.
Cratin. fr. 339 δασύν έχων τον πρωκτόν; Hermipp. fr. 54,3 πανικτόν έχων
τον πρωκτόν und Ale. com. fr. 20 έπίχαλκον τό στόμα λήκυθόν <τ’> έχων

45 Zur Korrektur αίμορρυγχιάν anstelle des überlieferten αίμορ(ρ)υγχίαν (Photius α
624) und αίμορυχίαν (Synag. B α 632) s. PCG V, 598 und contra LSJ s. v. αίμορυγχιάω.
46 Zu den Stellen, in denen die durch die Wendung πρόσωπον τινός έχειν einen
Vergleich ausgedrückt wird, s. Bagordo 2013, 232 (ad. Telecl. fr. 46 δοθιήνας έχων
τό πρόσωπον „einem Furunkel ähnlich im Gesicht“).
 
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